Sag's Nicht Weiter, Liebling
bis er weg ist, dann bricht aufgeregtes Geplapper los.
Vor Erleichterung sacke ich in mir zusammen. Gott sei Dank. Gott sei Dank .
Also ehrlich, ich bin ja so bescheuert. Mir auch nur einen Moment lang einzubilden, dass Jack Harper sich an mein Gequatsche erinnern würde. Oder sich auch noch dafür interessieren! Mir einzubilden, dass er auch nur eine Sekunde seiner kostbaren, ausgefüllten Zeit auf so eine banale Kleinigkeit wie meinen getürkten Lebenslauf verschwendet! Als ich nach der Maus greife und ein neues Dokument öffne, lächle ich sogar.
»Emma.« Paul steht an meinem Schreibtisch. »Jack Harper will Sie sprechen«, sagt er knapp.
»Was?« Mein Lächeln schwindet. »Mich?«
»In fünf Minuten im Konferenzraum.«
»Hat er gesagt, warum?«
»Nein.«
Paul marschiert hinaus. Ich starre auf meinen Monitor, ohne etwas zu sehen, und mir wird schlecht.
Ich hatte doch Recht.
Ich werde gefeuert.
Ich verliere meinen Job wegen einer einzigen blöden Bemerkung auf einem einzigen blöden Flug.
Warum musste ich in die Business Class hochgestuft werden? Warum konnte ich nicht einfach meine dumme Klappe halten? Ich bin so ein dämliches Plappermaul.
»Warum will Jack Harper dich denn sprechen?«, fragt Artemis beleidigt.
»Keine Ahnung«, sage ich.
»Will er noch andere sprechen?«
»Weiß ich doch nicht!«, sage ich nervös.
Damit sie nicht noch mehr Fragen stellt, tippe ich mit wirrem Kreiseln im Kopf irgendeinen Unsinn in den Computer.
Ich darf diesen Job nicht verlieren. Ich kann nicht schon wieder eine Stelle in den Sand setzen.
Er kann mich nicht feuern. Das kann er einfach nicht machen. Es ist nicht fair. Ich wusste ja gar nicht, wer er ist. Es ist doch klar, wenn er mir gesagt hätte, dass er mein Arbeitgeber ist, hätte ich doch nichts von meinem Lebenslauf erzählt. Oder … irgendwas von alldem.
Und überhaupt, ich habe ja schließlich nicht mein ganzes Zeugnis gefälscht. Ich bin ja nicht vorbestraft oder so. Ich bin eine gute Angestellte. Ich gebe mir wirklich Mühe, und ich mache nicht so oft blau, und ich habe die ganzen Überstunden
für die Sportswear-Promotion gemacht, und ich habe die Weihnachtstombola organisiert …
Ich tippe immer energischer, und mein Gesicht wird immer roter vor Erregung.
»Emma.« Paul sieht demonstrativ auf die Uhr.
»Ja, ja.« Ich atme tief ein und stehe auf.
Ich lasse mich nicht feuern. Das lasse ich einfach nicht zu.
Ich gehe durch das Büro und den Flur entlang zum Konferenzraum, klopfe an und öffne die Tür.
Jack Harper sitzt am Konferenztisch und kritzelt etwas in ein Notizbuch. Als ich hereinkomme, sieht er auf, und sein ernster Gesichtsausdruck dreht mir den Magen um.
Aber ich muss mich verteidigen. Ich muss diesen Job behalten.
»Hi«, sagt er. »Machen Sie bitte die Tür zu.« Er wartet, bis ich das erledigt habe, dann sieht er mich an. »Emma, wir müssen mal etwas besprechen.«
»Das ist mir klar«, sage ich und versuche, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich würde gerne anfangen, wenn es geht.«
Einen Moment lang wirkt Jack Harper erstaunt - dann zieht er die Augenbrauen hoch.
»Natürlich. Nur zu.«
Ich gehe ein Stück auf ihn zu, hole tief Luft und sehe ihm direkt in die Augen.
»Mr. Harper, ich weiß, warum Sie mich sprechen wollen. Ich weiß, dass es falsch war. Ich war offensichtlich nicht ganz zurechnungsfähig, und das bedaure ich sehr. Ich möchte mich dafür aufrichtig entschuldigen, es wird nie wieder vorkommen. Aber zu meiner Verteidigung …« Ich merke, dass meine Stimme überzuschnappen droht. »Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, ich hatte ja im Flugzeug keine Ahnung, wer Sie sind. Und ich finde, ich sollte nicht für etwas bestraft werden, was einfach ein dummer Fehler war.«
Pause.
»Sie denken, ich will Sie bestrafen?«, sagt Jack Harper schließlich stirnrunzelnd.
Wie kann er so herzlos sein?
»Natürlich! Ihnen muss doch klar sein, dass ich meinen Lebenslauf gar nicht erwähnt hätte, wenn ich gewusst hätte, wer Sie sind! Das war ja … eine richtige Falle! Vor Gericht würde die Anklage wahrscheinlich fallen gelassen. Da würden Sie nicht mal …«
»Ihr Lebenslauf?« Jack Harpers Gesicht entspannt sich. »Ach so! Die Eins in Mathe!« Sein Blick durchbohrt mich. »Das heißt, die falsche Eins.«
Es so laut ausgesprochen zu hören bringt mich zum Schweigen.
»Man könnte das wohl Betrug nennen«, sagt Jack Harper und lehnt sich zurück.
»Ich weiß. Ich weiß, dass ich einen Fehler
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