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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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lesbisch bin …«
    »Viele Menschen sind religiös verunsichert. Ich gebe dir mal eine Broschüre von unserem Bibelkreis mit …«
    »Lasst mich in Ruhe!«, schreie ich gequält. »Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!«
    Ich sprinte zum Eingang, die Stimmen verfolgen mich, sie hallen auf dem Marmorboden wider. Als ich wie besessen die schwere Glastür aufstoße, schlendert Dave, der Wachmann, heran und starrt unverhohlen auf meine Brüste.

    »Also ich finde sie völlig in Ordnung, Süße«, sagt er ermutigend.
    Schließlich bekomme ich die Tür auf und renne hinaus, die Straße entlang, ohne nach rechts oder links zu gucken. Irgendwann bleibe ich stehen, sinke auf eine Bank und vergrabe das Gesicht in den Händen.
    Vor Schreck zittere ich immer noch am ganzen Leib.
    Ich kann kaum einen zusammenhängenden Gedanken fassen.
    Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht so komplett und vollständig bloßgestellt worden.

20
    »Alles klar? Emma?«
    Ich sitze seit etwa fünf Minuten auf der Bank und starre auf den Gehweg, in meinem Hirn herrscht ein einziges Chaos. Jetzt dringt durch den üblichen Straßenlärm aus vorbeigehenden Leuten, ächzenden Bussen und hupenden Autos eine Stimme zu mir durch. Eine Männerstimme. Ich öffne die Augen, blinzle gegen die Sonne und starre benommen in ein paar grüne Augen, die mir irgendwie bekannt vorkommen.
    Plötzlich komme ich drauf. Es ist Aidan aus der Saftbar.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt er. »Geht’s dir gut?«
    Einige Augenblicke lang kann ich nicht antworten. All meine Gefühle liegen verstreut auf dem Boden herum, als wäre ein Teetablett hinuntergefallen, und ich weiß nicht, was ich zuerst aufheben soll.
    »Ich fürchte, die Antwort ist nein«, sage ich schließlich. »Nichts ist in Ordnung. Rein gar nichts.«
    »Oh.« Er sieht bestürzt aus. »Und … kann ich irgendwas …«

    »Fändest du es in Ordnung, wenn jemand, dem du vertraust, all deine Geheimnisse im Fernsehen ausplaudern würde?«, sage ich zittrig. »Fändest du es in Ordnung, vor all deinen Freunden und Kollegen und der ganzen Familie blamiert zu werden?«
    Er schweigt verwirrt.
    » Fändest du das?«
    »Äh … wahrscheinlich nicht?«, rät er drauflos.
    »Genau! Ich meine, wie würdest du dich denn fühlen, wenn jemand öffentlich erklären würde, dass du … Damenunterwäsche trägst?«
    Er wird leichenblass.
    »Ich trage keine Damenunterwäsche!«
    »Ich weiß, dass du keine Damenunterwäsche trägst!«, behaupte ich. »Oder vielmehr, das weiß ich nicht , aber nur mal angenommen, du tätest es. Wie würdest du es finden, wenn jemand das in einem so genannten Businessinterview im Fernsehen einfach jedem erzählen würde?«
    Aidan starrt mich an, als ob plötzlich der Groschen fiele.
    »Moment mal. Dieses Interview mit Jack Harper. Meinst du das? Wir hatten es in der Saftbar laufen.«
    »Na toll!« Ich werfe die Hände in die Luft. »Super! Denn es wäre doch echt schade, wenn es irgendjemand im ganzen Universum verpasst hätte.«
    »Ach, und das bist du? Die fünfzehn Horoskope am Tag liest und die lügt, wenn es um …« Er unterbricht sich, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. »Tut mir Leid. Entschuldige. Du musst ganz schön verletzt sein.«
    »Ja. Bin ich. Ich bin verletzt. Und wütend. Und gedemütigt.«
    Und ich bin durcheinander, füge ich still hinzu. Ich bin so durcheinander und schockiert und verwirrt, dass ich das Gefühl habe, auf der Bank kaum das Gleichgewicht halten zu können. Innerhalb weniger Minuten steht meine ganze Welt plötzlich Kopf.

    Ich dachte, dass Jack mich liebt. Ich dachte, er …
    Ich dachte, er und ich …
    Plötzlich durchfährt mich ein sengender Schmerz, und ich vergrabe das Gesicht in den Händen.
    »Woher weiß er denn so viel über dich?«, fragt Aidan zaghaft. »Seid ihr beiden … ein Paar?«
    »Ich habe ihn im Flugzeug kennen gelernt.« Ich sehe auf und versuche, mich unter Kontrolle zu halten. »Und ich habe ihm während des Flugs alles über mich erzählt. Und dann sind wir ein paarmal ausgegangen und ich dachte …« Meine Stimme schnappt über. »Ich habe ehrlich gedacht, es könnte … du weißt schon.« Ich merke, dass meine Wangen feuerrot werden. »Was Ernstes. Aber in Wirklichkeit hat er sich wohl gar nicht für mich interessiert, oder? Nicht richtig. Er wollte nur wissen, wie eine ganz gewöhnliche Ottonormalverbraucherin so ist. Wegen seiner blöden Zielgruppe. Wegen seiner blöden neuen Damenprodukte.«
    Als mich diese Erkenntnis zum ersten

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