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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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viel zu alten Volontärs erfolgreich?«
    »Quatsch, so habe ich das nicht gemeint. Aber ich könnte wahrscheinlich die tollste PR-Agentin der Welt sein, meine Mutter würde es nicht bemerken. Die hat bis heute nicht verstanden, was ich eigentlich beruflich mache. Für sie ist klar, dass ich irgendwas mit Journalismus mache, ohne richtige Journalistin zu sein. Und gemessen an meinem Vater sehe ich damit immer alt aus. Demnächst auch gemessen an meinem kleinen Bruder.« Ich winke dem Barkeeper und halte mein leeres Glas hoch. Der soll mal nicht glauben, dass er uns gleich in die Heia schicken kann.
    »Auweia. Und ich dachte immer, Geschwister zu haben sei etwas Tolles. Ich habe immer andere Menschen mit Bruder oder Schwester beneidet. Da lag ich dann wohl gründlich falsch, oder?« Tom grinst.
    »Nee, so ist es natürlich auch wieder nicht. Ich liebe meine Geschwister, ganz klar. Aber es ist eben nicht immer leicht.«
    »Und deswegen hast du Dwaine mitgeschleppt? Zu deiner Musterschwester? Um mal zu zeigen, mit was für tollen Typen du zusammenarbeitest? Okay, da hätte ich nicht so viel hergemacht, das gebe ich zu.«
    »Schon wieder falsch. Was meinst du, wie glücklich es meine Mutter gemacht hätte, wenn ihr Finja von meiner Begleitung durch einen echten Verlegersohn erzählt hätte.« Ich greife in das Schälchen mit Erdnüssen – im gleichen Moment wie Tom. Für den Bruchteil einer Sekunde hält er meine Hand fest und guckt mir dabei direkt in die Augen.
    »Den Gefallen hättest du ihr doch ruhig tun können, finde ich.«
    Ich ziehe meine Hand zurück. Mir wird warm, und ich bezweifle, dass das nur am Rioja liegt. Für einen Moment weiß ich nicht, was ich sagen soll – und sage deswegen einfach nichts. Tom beschließt offenbar auch, dass es in diesem Moment die beste Taktik ist, den Mund zu halten. Es ist ein Schweigen, das nicht unangenehm ist, sondern sich ein bisschen spannend anfühlt. Erwartungsfroh. Und auch das liegt nicht nur am Rioja, wie ich mir eingestehen muss.
    Tom schaut mir noch immer tief in die Augen. So langsam werde ich nervös. Dann sagt er mit dunkler Stimme: »Bei der nächsten Familienfeier bestehe ich darauf, dabei zu sein. Das würde mir schon Spaß machen, die Frau Mama zu beeindrucken. Und die schöne Tochter gleich mit …«
    Huch, schöne Tochter? Meint der etwa mich? Ich kichere etwas verlegen und rette mich dann in einen Allgemeinplatz: »Äh, ja, Mütter. Ein abendfüllendes Thema.«
    Jetzt grinst auch Tom ganz verlegen und rückt wieder etwas von mir ab. »Ja, ja, die liebe Familie …«
    Mit einem Mal ist der spannende Moment vorbei. Super, Nina, den Flirt hast du dir jetzt ganz allein versaut. Aber ist wahrscheinlich besser so. Angeschickert mit dem Volontär zu flirten ist mit Sicherheit keine meiner besseren Ideen.

14. Kapitel
    U ah, was für eine Nacht! Ich habe einen Bärenhunger!« Dwaine erscheint an meinem Frühstückstisch, in der Hand einen Teller, auf dem sich Berge von Wurst und Käse befinden. Er sieht tatsächlich etwas zerknittert aus.
    »Guten Morgen, Dwaine«, begrüße ich meinen Starautor freundlich. »Und, war es noch eine lange Nacht?«
    »Es war vor allem eine heiße Nacht. Aber der Gentleman genießt und schweigt.« Er macht Anstalten, sich zu setzen.
    »Du, das ist Toms Platz. Der kommt gleich wieder, holt sich auch nur gerade etwas vom Buffet.« Dwaine zögert natürlich keine Sekunde und setzt sich trotzdem.
    »Also, ich bin mir sicher, dass ich demnächst eine Einladung in diese Talkshow bekomme. Diese Mona ist total auf mich abgefahren«, raunt er mir zu.
    »Wie schön, aber bitte keine Details.«
    »He, was bist du denn so unfreundlich? Freust du dich nicht? Ich habe das nur für unser gemeinsames Baby getan. Habe quasi meinen Körper verkauft.« Er grinst.
    »Ich sagte doch: keine Details! Aber wenn du eine Einladung bekommst, wäre das natürlich toll.«
    »Wirst schon sehen, die kommt garantiert. Apropos kommen  – also diese Mona …«
    In diesem Moment taucht Tom hinter Dwaine auf. »He, das war mein Platz!«
    »Ist ja gut, Kleiner.« Dwaine dreht sich nur sehr kurz um. »Ich musste mal eben etwas Dienstliches mit deiner Chefin besprechen. Setz dich einfach woanders hin, sind doch genug Stühle da.« Tom will etwas sagen, überlegt es sich aber anders und setzt sich an den Nachbartisch. Wenn Blicke töten könnten, müssten wir bald mit Dwaines Erbengemeinschaft über die Rechte an seinem Buch verhandeln. Eine Idee, die ich gerade

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