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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Na ja … Hast du denn diesmal eine nette Begleitung mitgebracht?« Sie blickt an mir vorbei und sieht daher nicht, dass ich unwillkürlich die Augen verdrehe.
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Ach, wie schade!« Meine Mutter macht sich nicht die Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Dass ich mittlerweile schon seit drei Jahren Single bin, scheint sie irgendwie als persönliche Niederlage zu empfinden. Wahrscheinlich hört sie schon die Stimmen ihrer Freundinnen: Wie? Deine jüngere Tochter ist immer noch nicht unter der Haube? Und das jenseits der dreißig, das kann doch nicht sein! Oder: Das ist ein hoffnungsloser Fall! Meine wiederholten Versuche, ihr begreiflich zu machen, dass ich mich derzeit als Single sehr wohl fühle und gar keinen Partner haben möchte, stoßen regelmäßig auf taube Ohren. Es ist nicht richtig, wenn eine junge Frau so allein durchs Leben geht, ist einer der Sätze, den sie mir bei diesen Gelegenheiten immer wieder an den Kopf wirft. Was man übersetzen kann mit: Du brauchst einen starken Mann an deiner Seite, der dir zeigt, wo’s langgeht. Ausgesprochen hat meine Mutter das natürlich nie, aber es hängt doch deutlich in der Luft.
    »Aber kein Wunder – du bist ja auch ständig im Büro, wie willst du da jemanden kennenlernen?«, stellt sie nun fest; das dazu passende Hochziehen der linken Augenbraue hat sie über die Jahre zur meisterhaften Perfektion gebracht. »Und ein bisschen hübscher zurechtmachen könntest du dich auch mal – wenigstens an einem Tag wie heute.«
    »Mama, also echt – ich finde schon, dass ich …«
    »Und immer flache Schuhe und Hosen, dabei hast du doch so schöne lange Beine, Kind! Die solltest du mal mit einem Rock betonen. Sieh dir doch deine Schwester an – drei Kinder und noch so schlank, dass sie in dieses tolle Kleid passt. Aber was rede ich, du musst es ja selbst wissen. Bist schließlich alt genug.«
    Ehe ich anmerken kann, dass ich in der Tat alt genug bin, dreht sie sich zur Seite und winkt jemanden zu uns heran.
    »Herr Dr.Hohentwiehl, ich würde Ihnen gerne meine zweite Tochter vorstellen.« Der so Herbeigerufene ist ein dunkelhaariger Typ um die vierzig, der sich brav neben meine Mutter stellt und mich interessiert mustert. »Das ist Nina, Finjas jüngere Schwester. Nina arbeitet in einer Werbeagentur.«
    Hohentwiehl reicht mir die Hand. »Angenehm. Ich bin ein Kollege von Alexander.«
    »Wie schön«, erwidere ich recht einsilbig. Es ist doch wirklich nicht zu fassen: Kaum bin ich fünf Minuten auf dieser Gruselveranstaltung, schon will mir meine Mutter einen Arzt andrehen. Nicht mit mir!
    »Welche Art Werbung machen Sie denn so?«, versucht sich Hohentwiehl in Smalltalk.
    »Gar keine«, gebe ich zurück, »ich arbeite nämlich in einer PR-Agentur, das ist etwas ganz anderes.« Gut, ich bin zickiger, als ich sein müsste. Aber auch, wenn Hohentwiehl zugegebenermaßen recht attraktiv ist, hasse ich die plumpen Verkupplungsversuche meiner Mutter von ganzem Herzen. Sie bedenkt mich mit einem tadelnden Blick und versucht sofort, wieder gut Wetter beim Objekt ihrer Begierde zu machen.
    »Ach, Werbung, PR«, sie lächelt milde und macht mit der Hand eine Bewegung, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen, »wer kann das alles schon so genau auseinanderhalten, nicht wahr?«
    Ich überlege kurz, ob ich meine Mutter darauf hinweise, dass sie in den letzten vier Jahren ausreichend Gelegenheit gehabt hätte, sich über meine Tätigkeit in Susannes Agentur zu informieren, lasse es dann aber. Lieber mache ich so schnell wie möglich den Abgang, alles andere ist doch nur Zeit- und Energieverschwendung. Denn genauso wenig, wie sich meine Mutter vorstellen möchte, dass man auch ohne Mann existieren kann, will sie verstehen, was ich beruflich mache.
    »Ich gehe mal und suche Finja«, teile ich den beiden mit, sehe mich dabei schnell um und flüchte zurück in den Salon, wo ich meine Schwester gesichtet habe. Sie steht inmitten einer Gruppe älterer Damen und unterhält sich angeregt. Ich tippe ihr von hinten auf die Schulter.
    »Hallo Finja, darf ich kurz stören?«
    Meine Schwester dreht sich mit einem strahlenden Gastgeberlächeln zu mir um, das sie im Lauf der Jahre perfektioniert hat wie eigentlich alles an sich. Mutti hat recht: In ihrem schmalen, grauen Etuikleid sieht Finja unglaublich gut aus, sehr damenhaft und trotzdem irgendwie sexy.
    »Was gibt’s denn?«
    »Ich glaube, ich mache mich wieder auf den Weg.«
    »Echt? Du willst schon

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