Sahnehäubchen: Roman
kommentieren?«
»Na, dass Dwaine kein Lügner ist, oder? Klingt ja fast so, als wäre das alles nur Show bei ihm. Dabei ist unser Dwaine doch quasi Casanovas Wiedergeburt – oder?«
»Du brauchst gar nicht so ironisch zu sein, mein Lieber«, wehrt sein Gegenüber lässig ab. »Natürlich sage ich die Wahrheit. Und deswegen habe ich es auch gar nicht nötig, mich an diesem Idioten abzuarbeiten. Soll der doch denken, was er will. Das kratzt mich nicht.«
»Dich vielleicht nicht, Herrn Salchow aber schon. Zumal, wenn Nina recht hat und der nur nach einem Grund sucht, um uns Ärger zu machen.« Tom klingt so, als könne er sich nur mühsam beherrschen, Dwaine ein bisschen durchzuschütteln.
»Wer zum Teufel ist Herr Salchow?«
»Einer der Menschen, die für dich das Geld verdienen.«
»So? Andere verdienen für mich Geld? Das ist doch wohl eher umgekehrt – andere verdienen Geld mit mir«, kommt es jetzt sehr spöttisch von Nils.
»Du bist so ein arroganter Idiot, ich könnte …«
Oha, hier muss ich nun wirklich eingreifen. »He, Jungs, beruhigt euch mal. So ein Eintrag von Frauenversteher ist doch wohl kein Grund, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Ich schlage vor, Tom macht einen Vorschlag, was er daraufhin kommentieren würde, und dann sehen wir weiter. Und bis dahin: peace, love and understanding! «
Nils zuckt betont gelangweilt mit den Schultern, Tom murmelt etwas Unverständliches und will aus dem Zimmer stürmen.
»Wohin gehst du?«, halte ich ihn mit strengem Unterton auf.
»Ich hole mir einen Kaffee, und dann mache ich den gewünschten Vorschlag.« Er rauscht raus. Was für ein Abgang! Ich warte einen Augenblick, dann schließe ich die Tür.
»Sag mal, was war denn gerade wirklich los?«, frage ich Nils. »Hast du Tom erzählt, dass du in Wahrheit gar nicht Dwaine bist?«
Er schüttelt den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Wir haben uns tatsächlich nur über diesen Frauenversteher gestritten. Tom macht sich einfach zu viele Gedanken. Er hat Sorge, dass der Verlag langsam sauer wird. Ist bestimmt so ein Vater-Sohn-Ding: Facebook war seine Idee, also will er nicht, dass sein alter Herr deswegen bei euch Ärger macht.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht«, sage ich nachdenklich. »Das Problem ist allerdings eher der Marketingleiter. Der will uns natürlich lieber heute als morgen loswerden, damit die Pressearbeit wieder von seinen eigenen Leuten gemacht wird. Und nun sucht er wohl nach einem Grund, an uns rumzukritteln. Fred Frauenversteher kommt ihm da gerade recht.«
»Das hatte ich noch gar nicht bedacht.« Nils runzelt die Stirn. »Das ist natürlich blöd, auch wenn ich Fred ansonsten total harmlos finde.«
»Ja, ich finde seine Einträge auch nicht schädlich für dich. Aber …« Wie fasse ich mein komisches Gefühl nun am besten in Worte? »Ein bisschen … komisch sind sie in letzter Zeit schon. Findest du nicht?«
»Nee, warum?«
»Weil er deine Gedanken zu lesen scheint.«
Nils macht ein erstauntes Gesicht. »Ist mir noch nicht aufgefallen.«
»Doch. Neulich kommentierte er so etwas in Richtung: Jeder Mensch ist anders – das war genau einen Tag, nachdem wir uns darüber unterhalten haben. Und jetzt die Geschichte mit der Wahrheit und der Maske? Das ist doch komisch. Hast du noch mit irgendjemand anderem als mit mir darüber gesprochen?«
»Nein, habe ich nicht. Aber warum sollen nicht auch andere vernünftige Menschen auf dieselben Ideen kommen wie ich? Es wundert mich schon länger, dass Fred der Einzige ist, der Dwaines Unsinn auf Facebook kritisch begleitet. Also, sei mal nicht paranoid, und mach dir keine Sorgen. Dass Dwaine gar nicht Dwaine ist, wird niemand merken.«
»Dein Wort in Gottes Ohr. Es wäre aber trotzdem schön, wenn du dich mit Tom etwas besser verstehen könntest. Er hat sich immerhin ganz schön reingehängt für dein Buch. Also, sei mal ein bisschen netter zu ihm.«
Nils verzieht das Gesicht. » Ich bin nett zu ihm. Aber aus irgendeinem Grund scheine ich für ihn ein rotes Tuch zu sein. Wahrscheinlich ist er einfach neidisch. Und ich kann ihn verstehen. Ich war auch jahrelang die Erfolglosigkeit in Person. Menschen, die fitter waren als ich, waren mir ein Greuel. Wie dem auch sei – ich hau wieder ab. Habe keine Lust, mich noch mal mit Tom über diese blöde Facebook-Geschichte zu streiten. Soll er es kommentieren oder bleibenlassen, ist mir egal.«
Nachdem Nils sich verabschiedet hat, mache ich mich auf die Suche nach Tom. Mal schauen,
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