Sahnehäubchen: Roman
zu überzeugen, dass sie mit dir spricht.«
»Danke, diese Hilfe nehme ich sehr gerne an.« Er schaut mich so hoffnungsvoll an, dass es mir einen regelrechten Stich versetzt. »Wenn du bei deiner Schwester ein gutes Wort für mich einlegst und sie dazu bringst, wenigstens wieder mit mir zu reden, wäre ich dir extrem dankbar.«
»Also, ich werde es versuchen.« »Meinst du, du hast Erfolg?«, hakt Alex sofort nach. Typisch der erfolgsgewohnte Herr Doktor, immer dabei, seine Chancen abzuwägen.
»Nun sei mal nicht so pessimistisch. Ich kenne Finja – ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht auch gerne ihre Ehe retten würde.« Ich tätschle ihm beruhigend den Unterarm.
»Hoffentlich ist sie nicht diesem unmöglichen Ami verfallen«, fängt er schon wieder mit Dwaine an. »Dass der mit einem solchen Schund so viel Erfolg hat! Finja hat sein Buch mitgebracht, ich habe mal reingelesen, wollte mir schließlich ein Bild von diesem Typ machen. Wenn es das ist, was Frauen wollen, sage ich nur: Willkommen in der Steinzeit! Ich hoffe, du hast bessere Ratschläge für meine Frau auf Lager.«
Also, in zerknirscht hat mir Alex gerade deutlich besser gefallen als auf latentem Angriffskurs. »Ich denke schon«, antworte ich säuerlich. Und hoffe gleichzeitig sehr, dass Finja nicht doch ein Fan von Dwaines Brachialcharme geworden ist. Denn dass sie den Mann gut findet, kann ich nicht leugnen. Ob sie vielleicht doch …? Aber nein, das kann nicht sein. Das hätte ich doch gemerkt. Und außerdem ist Dwaine ja gar nicht Dwaine, sondern Nils. Und Nils ist kein fieser Aufreißer. Glaube ich. Hoffe ich. Ach, eigentlich weiß ich gar nichts mehr! Nur, dass mir die ganze Geschichte langsam deutlich zu kompliziert wird.
»Nina, hallo? Was ist denn bloß mit dir los? Ich dachte, ich sei durcheinander. Aber bei dir scheint es auch nicht viel besser zu sein.«
Ich glotze Alexander verständnislos an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Gerade habe ich dich gefragt, ob wir uns bald mal mit etwas mehr Zeit treffen können. Wenn du mit Finja gesprochen hast. Und du starrst mich nur an und sagst kein Wort.«
»Entschuldige, ich bin mit den Gedanken schon im Büro. Noch mal treffen ist eine gute Idee. Ich rufe dich an.«
Schon auf dem Flur vor meinem Zimmer höre ich Nils und Tom. Offensichtlich streiten die beiden. Worüber, kann ich durch die geschlossene Tür allerdings nicht verstehen. Ich öffne sie schwungvoll, die beiden Streithähne sehen mich und zucken zusammen wie ertappte Schulkinder.
»Hallo Jungs, schlechte Stimmung?«
Tom räuspert sich. »Nein, wieso?«
»Ach, war nur ein Gefühl. Du wolltest mich doch anrufen, wenn Dwaine ins Büro kommt.«
»Ja, hätte ich auch getan. Aber er ist gerade erst hier reingeschneit.«
»Soso.« Ich schaue zu Nils, der betont lässig seine Hände in die Hosentaschen steckt.
»Genau. Vor ungefähr einer Minute bin ich durch die Tür spaziert.« Die beiden wollen mich ganz offensichtlich für dumm verkaufen.
»Aha. Eben erst angekommen, und schon in lebhafter Diskussion mit dem Kollegen Weidner.«
»Wie das eben so ist, wenn man gemeinsam mit Leidenschaft an einer Sache arbeitet«, startet Tom einen wenig überzeugenden Erklärungsversuch.
»Mit Leidenschaft dabei, das höre ich als Ausbilderin natürlich ausgesprochen gerne«, sage ich mit ironischem Unterton und hake sofort nach: »Woran habt ihr denn gerade gearbeitet? Ich meine, in der Minute, nachdem Dwaine durch die Tür spaziert ist?«
»Facebook!«, kommt es wie aus einem Mund.
»Wir sind uns in der Tat nicht ganz einig, wie wir auf den neuen Beitrag von Frauenversteher reagieren sollen«, erklärt Tom. »Dwaine ist für ignorieren, ich bin für kommentieren. Was meinst du denn dazu?« Er geht einen Schritt zur Seite und gibt den Blick auf meinen Schreibtisch frei, auf dem sein Laptop steht. Ich setze mich, um besser lesen zu können.
Fred Frauenversteher: Was Frauen wollen? Ehrlichkeit. Was viele Männer geben: Angeberei. Rumgeprotze. Selbstdarstellung. Warum denkt ihr, dass Frauen die Wahrheit nicht wollen? Habt ihr es schon einmal versucht? Los! Traut euch und lasst die Masken fallen. Ihr werdet überrascht sein, wie einfach es ist. Und an euch Frauen da draußen: Belohnt diesen Mut. Erziehung durch positive Verstärkung!
Schon wieder so ein seltsamer Eintrag. Was weiß dieser Fred über Dwaine-Nils? Mein Gefühl sagt mir, dass wir bald mächtig Ärger bekommen werden. Ich drehe mich zu Tom.
»Was willst du denn da
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