Sahnehäubchen: Roman
mein Gespräch mit ihm denke, verbindet er mit Finja ganz offensichtlich noch mehr als die Sehnsucht nach einem trauten Heim. Ich hoffe es jedenfalls für die beiden, denn meine Schwester erwartet zu Recht eindeutig mehr vom Leben als eine bloße Zweckgemeinschaft, in der der eine die Kohle ranschafft und der andere es ihm dafür nett macht. Eigentlich bin ich deswegen stolz auf sie. Auch wenn es dadurch momentan etwas ungemütlich in meinem Leben geworden ist. Denn die beste Nachricht des heutigen Abends ist eindeutig, dass ich meine kleine Wohnung demnächst nicht mit drei Kleinkindern teilen muss … Ich drücke den beiden also nicht ganz uneigennützig beide Daumen.
Finja sieht mich über den Rand ihres Rotweinglases an. »Woran denkst du gerade? Du schmunzelst so.«
»Ich denke, dass ich ganz schön Angst hatte, du könntest hier mit allen deinen Gören einziehen wollen«, gebe ich zu. »Insofern bin ich froh, dass ihr es noch mal versucht. Prost!«
»Freu dich nicht zu früh«, sagt Finja, hebt aber auch ihr Glas. »Vielleicht geht’s schief, und dann bringe ich nicht nur die Kinder, sondern auch noch Mutti mit!«
20. Kapitel
B evor ich nächste Woche mit Nils zu seiner Abschlussveranstaltung nach Hannover fahre, steht in Hamburg noch ein immens wichtiger Termin an: unsere Präsentation beim Weidner-Verlag, mit der Susanne sich nach unserer erfolgreichen Vermarktung der Baggerbibel einen Großteil des Presseetats sichern will.
Zwei Tage verbringe ich damit, unterstützt von Tom an ebendieser Präsentation für den Weidner-Verlag zu arbeiten, und gleich werde ich erfahren, ob sie uns gelungen ist. Natürlich hoffe ich es sehr, denn Susanne hat mir gestern in einem Vieraugengespräch noch einmal klargemacht, dass wir den Auftrag wirklich brauchen.
Ich gebe zu: Ich bin aufgeregt. Und zwar mehr als sonst. Es ist nicht einfach das normale Lampenfieber vor einer Präsentation. Ich frage mich, ob das auch daran liegt, dass ich mich seit dem Geständnis von Nils tendenziell selbst wie eine Betrügerin fühle. Natürlich, ich habe ihm versprochen zu schweigen. Aber wenn man im Weidner-Verlag wüsste, wie das Buch wirklich zustande gekommen ist, wäre man wohl kaum begeistert. Und wahrscheinlich würde man erwarten, von der betreuenden Agentur über dieses nicht ganz unwesentliche Detail informiert zu werden. Erst recht, wenn man als Verlag kurz davor steht, besagter Agentur als Nächstes einen Großteil des Presseetats anzutragen.
Trotzdem versuche ich, nach außen die Ruhe selbst auszustrahlen – schon allein deshalb, weil Tom neben mir sitzt und es mir unangenehm wäre, vor ihm wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzuzappeln. Heute Morgen habe ich schließlich noch die toughe Geschäftsfrau gegeben und ihn ob seiner großen Aufregung, endlich mal zu einem wichtigen Termin mitkommen zu dürfen, belächelt. Aber das ist schon zwei Stunden her. Jetzt fahren wir im Taxi mit Susanne in Richtung Verlag, nur ein kurzes Stück noch, dann sind wir da. Meine Chefin dreht sich zu uns um.
»Salchow wollte es mir gestern am Telefon nicht verraten, aber die Zahlen von Dwaine müssen sensationell sein. Endlich war der Mann mal richtig gut gelaunt – vielleicht kann er sich jetzt doch mit dem Gedanken an eine dauerhafte Zusammenarbeit mit uns anfreunden. Das ist für uns natürlich eine Steilvorlage. Also, wenn wir den Etat gewinnen, habt ihr beide eine Flasche Schampus bei mir gut!«
Tom beugt sich zu mir vor und flüstert mir ins Ohr: »Ich finde nicht, dass das ein gutes Angebot ist. Da sollten wir dringend noch einmal nachverhandeln!« Ich nicke. Susanne beobachtet das irritiert.
»He! Wer flüstert, der lügt! Was gibt’s zu tuscheln?«
»Nichts, nichts, Chefin«, lacht Tom, »wir besprechen nur noch einmal unsere Taktik.«
»Darüber sollten Sie sich nicht zu viele Gedanken machen, Tom«, bescheidet sie ihm freundlich. »Präsentieren Sie einfach so locker, wie Sie das eben bei mir im Konfi gemacht haben, dann wird das schon. Übrigens ein großes Lob: Die Präsentation sieht wirklich gut aus. Also entweder haben Sie dafür das richtige Händchen oder eine Topausbilderin. Oder beides.«
»Tom hat das ganz prima alleine hinbekommen, ich musste nur ab und zu eine Hilfestellung geben.« Tatsächlich war ich selbst ein bisschen überrascht, wie gut Tom seinen Teil der Präsentation vorbereitet hatte. Er wollte zuerst gar nichts sagen, aber Susanne und ich waren der Meinung, dass er den Teil des Konzepts, der
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