Sahnehäubchen: Roman
wie’s der beleidigten Leberwurst geht. Er hockt missmutig in seinem Verschlag und starrt auf den Bildschirm.
»Sag mal, was war das denn eben?«, frage ich ihn streng. »Ich weiß, dass Dwaine oft nervt. Aber du warst ja kurz davor, ihm ein paar reinzuhauen!«
»Verdient hätte er’s«, brummelt Tom. Okay, hier komme ich mit meinem Chefinnenton nicht weiter.
»Ach komm«, versuche ich ihn darum etwas aufzuheitern, »bald sind wir ihn doch erst mal los.« Als Antwort kommt von Tom nur ein Schnaufen. Okay, auch der Kuschelkurs kommt nicht an. Ich versuche es mal auf der Sachebene: »Und? Wie reagieren wir denn jetzt auf unseren Freund Fred?«
Tom schiebt mir wieder seinen Laptop rüber. »So zufrieden?« Immerhin: Jetzt grinst er schon wieder. Ich überfliege den kurzen Text.
Dwaine F. Bosworth: @Fred: Wer glaubt, dass Frauen Ehrlichkeit wollen, hat die Damen immer noch nicht verstanden. Frauen wollen den Chef. Denjenigen, der den nächsten Drink bezahlt. Und im täglichen Leben die Kohle ranschleppt. Was einen Mann innerlich bewegt, was er wirklich denkt und fühlt, wer er tatsächlich ist, das dürfte nur die wenigsten Frauen tatsächlich interessieren. Wenn du weibliche Aufrichtigkeit suchst, mach Urlaub mit deiner Mama. Ansonsten vergiss es!
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Birdy Bond: YEEEZZZ! Dwaine rulez!
Das ist natürlich ziemlich hart. Es ist wirklich erstaunlich, dass sich Tom, trotz aller Abneigung, immer wieder so an Dwaines Duktus anpassen kann. Allerdings sagt auch die schnelle Zustimmung zu einem Beitrag, der höchstens fünf Minuten online steht, einiges über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen aus.
»Na also«, lobe ich Tom, »geht doch.«
»Ja, ja«, mault er, strahlt mich dann aber an. »Habe ich mir damit einen Kaffee mit meiner Chefin verdient? Frau Smit hat, glaube ich, gerade eine Kanne aufgebrüht.«
Ich seufze. »Nichts lieber als das, aber wie du sehr genau weißt, wartet auf meinem Schreibtisch noch ein Postberg auf mich.«
Als ich ein paar Stunden später nach Hause komme, bin ich rechtschaffen erschöpft, aber auch hochzufrieden: Mein Posteingangskörbchen ist leer! Ich schließe meine Wohnungstür auf – und werde fast geblendet von dem, was mich dort erwartet. Wow! Irgendjemand hat offensichtlich einige Stunden damit verbracht, gründlich aufzuräumen und noch gründlicher zu putzen. Auf dem Esstisch steht ein großer, frühlingshaft bunter Blumenstrauß, und neben der Vase liegt ein kleines Päckchen. Zudem ist der Tisch wie für ein festliches Essen gedeckt – mit Tischdecke und dem guten Hutschenreuther meiner Oma, das ich in dieser Wohnung eigentlich noch nie benutzt habe. Der Fall ist klar: Eine gute Fee war da! Ich habe auch schon einen Verdacht, wer das gewesen sein könnte.
»Finja, ich bin wieder da! Hier sieht es so aus, als hätte jemand einen schweren Anfall manischer Putzwut gehabt. Weißt du da vielleicht Genaueres?«
Meine Schwester kommt mir aus der Küche entgegen, gefolgt von einem verführerischen Duft.
»Hallo Süße! Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mir so unkompliziert Asyl gewährt hast. Deine Wohnung auf Vordermann zu bringen schien mir eine gute Idee zu sein. Wenn man so viel auf Achse ist wie du gerade, kommt man ja meistens nicht selbst dazu.«
»Danke! Und gekocht hast du auch?« Ich schnuppere. »Hmmm, Coq au Vin?«
»Richtig. Das ist mein Abschiedsessen für dich. Ich habe schon gepackt, danach fahre ich nach Hause.«
Aha, gute Nachrichten! Ehekrise beendet. »Das freut mich. Und Alex wird es bestimmt auch sehr freuen. Der macht sich mittlerweile bestimmt ernsthaft Sorgen.«
Bei der Erwähnung meines Schwagers verdüstert sich das Gesicht meiner Schwester sofort ein bisschen. »Kein Grund zur Entwarnung! Ich vermisse die Kinder, aber mit Alexander wird es nicht so einfach werden.«
»Na, du solltest ihm wenigstens zugutehalten, dass er es jetzt schon seit zehn Tagen mit Mutter aushält, damit du in Ruhe nachdenken kannst«, beginne ich die Operation Gutes-Wort-für-Alex-einlegen. »Ich bin mir sicher, dass dein Mann dich immer noch liebt.«
»Ja, das tue ich ja auch«, räumt sie ein. »Aber trotzdem! Nun lass uns aber erst einmal essen.«
Finjas Coq au Vin schmeckt einfach köstlich. Dazu noch ein gutes Glas Rotwein – sie hat wirklich an alles gedacht. Kein Wunder, dass Alexander in Wellingsbüttel sitzt und weint. Es muss toll sein, jemanden zu haben, der sich so sehr um einen kümmert. Aber wenn ich an
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