Sahnehäubchen: Roman
Seefeld und Herr Weidner erörtern.«
Ich stehe auf und stelle mich neben die Leinwand, auf die der Beamer die Folien unserer Präsentation projiziert. »Vielen Dank, Susanne. Ich möchte Ihnen zunächst noch einmal die Ergebnisse unserer klassischen Pressearbeit in Erinnerung rufen.« Diesen Teil der Präsentation kann man getrost als Leistungsschau bezeichnen. Artikel über Dwaine und das Buch werden eingeblendet, die Auftritte im Fernsehen werden eingespielt. Danach gehe ich noch mal auf unser Veranstaltungskonzept ein, eingerahmt von Fotos, die Tom an den jeweiligen Abenden gemacht hat. Schließlich zeige ich ein Diagramm, das die stetig ansteigenden Zuschauerzahlen auf den Lesungen verdeutlicht – an dem breiten Lächeln von Salchow und Weidner kann ich sehen, dass mein Vortrag sehr gut ankommt. Ich erläutere, dass dieses Konzept auch bei anderen Büchern sehr erfolgversprechend ist, und erkläre, wie wir Veranstaltungen unter dem Motto Show statt Lesung anbieten würden. Weidner und Salchow nicken begeistert. Okay, dieser Teil der Präsentation kommt offensichtlich sehr gut an. Trotzdem übergebe ich mit einem etwas mulmigen Gefühl an Tom. Ich hoffe, dass er seinen Part jetzt professionell durchzieht und durch den Vorfall mit seinem Vater nicht völlig aus dem Konzept gekommen ist. Als ich mit ihm den Platz tausche, lächle ich ihm aufmunternd zu. Zumindest äußerlich wirkt er ganz gelassen.
»Da es sich beim Internetmarketing für den Weidner-Verlag noch um ein relativ neues Instrument handelt, möchte ich zu Beginn ein paar allgemeine Worte zu seiner Anwendung und Bedeutung sagen und diese auch am Bespiel unserer Kampagne für Ich kann sie alle haben erläutern«, beginnt er mit souveräner Stimme. Ich bin richtig stolz auf ihn und lehne mich entspannt in meinem Stuhl zurück. Wenn er so cool und professionell bleibt, kann nichts mehr schiefgehen. »Es wurden ja im Verlauf der Umsetzung dieses Instruments – beispielsweise auf der Internetplattform Facebook – Zweifel Ihrerseits geäußert, ob der direkte Kontakt und Austausch mit Lesern dem Absatz wirklich förderlich sei. Ich habe hier mal ein paar Zahlen aufbereitet, die belegen …«
Noch bevor Tom seinen Satz beenden kann, fällt ihm sein Vater schon ins Wort. »Wusste ich doch, dass du für diesen Internet-Schwachsinn verantwortlich bist. Herr Salchow hat mir schon davon erzählt. Hatte mir auch gar nicht recht vorstellen können, dass eine angesehene Agentur wie Maximal-PR mit solchen abstrusen Ideen ankommt.«
»Also, Moment mal«, mische ich mich ein. Obwohl das hier ganz offensichtlich ein ungelöster Vater-Sohn-Konflikt ist, den wir heute mit Sicherheit nicht aus der Welt schaffen werden, kann das wohl kaum unwidersprochen bleiben. »Natürlich war die Grundidee von Ihrem Sohn, aber Frau Becelius und ich waren von Anfang an begeistert von diesem Ansatz und sind es noch. Sehen Sie doch mal, wie viele Menschen sich schon auf der Seite von Dwaine Bosworth eingetragen haben – über viertausend! Das ist ein gigantisches Ergebnis.« Ich stehe auf und trete neben Tom. »Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass unserem Autor dadurch keine Zusatzarbeit entstanden ist, das hat Tom Weidner für ihn vorbereitet und sich tiefer in die Materie eingearbeitet, als es manchem erfahrenen PR-Profi möglich gewesen wäre. Und was den Nutzen angeht, nun, der ist doch offensichtlich.« Ich strahle Weidner senior an, um ihm klarzumachen, dass er und ich im selben Boot sitzen. »Immer, wenn Dwaine beziehungsweise Tom jetzt etwas Neues schreibt, sehen das all diese Fans, sobald sie sich auf Facebook anmelden. Das ist doch toll!«
»Wirklich, Frau Seefeld, das ist ja ganz rührend, wie Sie meinem Sohn hier zu Hilfe eilen. Aber das ist wirklich nicht nötig. Glauben Sie mir, Sie müssen ihn nicht verteidigen, nur weil er mein Sohn ist.« Weidner senior schnaubt verächtlich. »Ich bin durchaus selbstkritisch genug, um einzusehen, wenn Thomas mal wieder Mist gemacht hat.«
Susanne und ich schnappen synchron nach Luft, Tom sagt gar nichts mehr. Es ist wirklich nicht zu fassen! »Herr Weidner, wenn ich den Eindruck gehabt hätte, dass sich die Idee von Thomas nicht umsetzen lässt, hätte ich es auch nicht getan«, meldet sich Susanne zu Wort. »Sie können mir als Beraterin durchaus so viel Selbstbewusstsein zugestehen, dass ich Kunden von unsinnigen Manövern abhalte. Es geht bei jeder Kampagne schließlich auch um den Ruf der Agentur.«
»Ach, und
Weitere Kostenlose Bücher