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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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geheimnisvolle Manuskript (dessen Fotos Smith der ganzen Welt gezeigt hatte) inzwischen unerklärlicherweise verschwunden war. Erst im Jahr 2005 gelang es einem anerkannten Experten für gefälschte Dokumente, Stephen C. Carlson, dank neuer forensischer Untersuchungsmethoden den Betrug definitiv zu entlarven und zu beweisen, dass das von Morton Smith fotografierte Manuskript nicht nur eine Fälschung war, sondern dass Smith es auch aller Wahrscheinlichkeit nach selbst hergestellt hatte.

Die betrügerische Kampagne gegen den Borgia-Papst
    Manch ein Leser hat sich wahrscheinlich gewundert, dass die sogenannte historische Wahrheit über die Familie Borgia hier geradezu in ihr Gegenteil verkehrt wird. Er wird sich fragen:
    Wenn es wahr ist, dass Cesare kein Sohn von Alexander VI. war, ebenso wie Lucrezia nicht seine Tochter, und wenn der Papst nicht das Ungeheuer war, für das man ihn immer gehalten hat, warum haben die Historiker das nicht bemerkt?
    Zur Erklärung einige Beispiele. Eine der Quellen, aus der Historiker im Zusammenhang mit dem Pontifikat von Alexander VI. gerne zitieren, ist der Briefwechsel von Pietro Martire d’Anghiera (1457-1526), eines Mailänder Gelehrten, der während der Herrschaft des Borgia-Papstes in Rom und Spanien lebte. Die Briefe dieses Pietro Martire (vgl. Ministero per i beni culturali e ambientali – Comitato nazionale per le celebrazioni del V centenario della scoperta dell’America, Roma 1988, Bd. VI: La scoperta del nuovo mondo negli scritti di Pietro Martire d’Anghiera , S. 405 ff.), in denen sich einige der bekanntesten und schwerwiegendsten Angriffe auf Papst Alexander VI. finden, wurden vier Jahre nach dem Tod ihres vermeintlichen Verfassers in Amsterdam publiziert. Der veröffentlichte Text enthält jedoch eine Reihe schier unglaublicher, schwerer historischer Fehler, die niemand von einem gelehrten Humanisten wie Pietro Martire erwarten würde: Unwahrscheinlichkeiten, Anachronismen, Widersprüche und die Beschreibung von Ereignissen, die niemals stattgefunden hatten. Mehr noch: Von keinem der in Amsterdam veröffentlichten Briefe ist je ein Original von Hand des Verfassers gefunden worden. Nicht nur fehlt jede Spur der Briefentwürfe, die Pietro Martire geschrieben und verwahrt haben muss – unauffindbar sind auch alle Exemplare, die an ihre Adressaten abgesandt wurden, Dutzende von Personen in ganz Europa. Auch in deren Archiven gibt es erstaunlicherweise keinen einzigen Hinweis auf einen Briefwechsel mit Pietro Martire. Die Historiker konnten nur einen handgeschriebenen, mit Sicherheit echten und von Martire unterzeichneten Brief finden, der – welch ein Zufall – nicht in die gedruckte Briefsammlung aufgenommen wurde, wo sich auch kein anderer Brief an diesen Adressaten findet.
    Sogar ein Kind könnte verstehen, dass die Briefsammlung von Pietro Martire d’Anghiera eine grobe Fälschung ist, die die Historiker schon längst als solche hätten entlarven müssen. Aber das ist nicht geschehen: Die Korrespondenz von Pietro Martire d’Anghiera wird noch heute als äußerst zuverlässige Quelle zitiert und von den Forschern weiterhin mit einer unerklärlichen Nachsicht behandelt. Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn man daran denkt, dass Pietro Martire d’Anghiera auch als eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte von der Entdeckung Amerikas gilt.
    Den scharfen Angriffen Pietro Martires auf den Ruf Papst Alexanders VI. begegnet man tatsächlich auf Schritt und Tritt in allen Studien über die Borgia. In einem Brief Martires jedoch (an Marquis Pietro Fajardo und Marquis Luis Hurtado, in den Kodizes 773C = 770A und in einem späten Apograph = 741 ms, vgl. Comitato nazionale … op. cit. S. 23) liest man über eine Begebenheit, die den Papst in ein günstiges Licht rückt und auch in anderen Quellen wiedergegeben wird: Als 1494 die Pest in Rom ausbrach und alle Kardinäle aufs Land flohen, weigerte sich Rodrigo Borgia, die Stadt zu verlassen, und erklärte, es sei seine Pflicht, als Stellvertreter Christi in seinem Amt der Petrus-Nachfolge zu bleiben: «Rom wird von einer schweren Pestilenz heimgesucht, der Pontifex ist darum in den Vatikanischen Palazzi eingeschlossen. Der Papst gibt den dringenden Aufforderungen der Kardinäle, sich an einen Ort zu begeben, wo keine Gefahr eines Kontagiums droht, nicht nach. Er empfängt wenig Besucher.»
    Während der gesamten Dauer der Pestepidemie blieb der Borgia-Papst praktisch allein im Vatikan, ihm standen nur

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