Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Marmor das Gesicht von einem der gar keine guten Gedanken nicht hat, daran erinnre ich mich genau, und das gefällt mir überhaupt nicht.
Euer erztreuer
Salaì
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1 * Hier nimmt Salaìs Manuskript offensichtlich Bezug auf die bekannte Figur des schlafenden Cupido, die Michelangelo Ende 1495 schuf und Kardinal Riario als eine antike Marmorstatue verkaufte.
17.
Mein gütigster Padrone,
nach unsrem letzten Gespräch haben Lionardo und ich beschlossen unsre Zimmer zu tauschen, so wird der Dieb in die Irre geführt wenn er nochmal wieder kommt. Leider findet Lionardo einige wichtige Papiere nicht mehr, die muss der Gauner mitgenommen haben. Ich frag ihn was für Papiere, aber er will’s mir nicht sagen.
Dann bin ich die Treppen runter um mir was zu Essen zu kaufen, nemlich durch’s Fenster ist ein Geruch nach gebratnem Fisch gekommen der hat mir gehörig Appetit gemacht, und tatsächlich, auf der Straße die sonst ganz leer ist find ich den Fischverkäufer sofort und kauf gleich eine doppelte Portion, und die sind so gut die Fische dass ich glattweg vergesse Lionardo die Hälfte zu bringen wie er’s von mir verlangt, da ist mein Ziehvater bös geworden und musste sich allein welchen kaufen und flucht, und das hat mir leid getan, denn wenn Lionardo so laut flucht wird seine Seele nicht gerettet, aber ist das meine Schuld dass ich immer Hunger hab?
Der Kopf dreht sich mir noch immer ein bisschen von der Begegnung mit der schönen Jungfer die aussieht wie die Lucrezia die Lionardo gemalt, und da denk ich mir, Salaì, weißt du was, bevor dein Ziehvater dir wieder irgendeinen Dienst aufträgt gehst du lieber die Jungfer wie heißt sie noch gleich suchen, und dann steckst du ihr ein paar schöne Worte, von denen auf die du dich so gut verstehst, zwischen die Beine. Aber wie ich grad rausgeh treff ich auf der Treppe die junge Magd, die wo jener Cecilia mit dem Hermelin im Arm gleicht und die Lionardo für Ludovico den Moro von Mailand gemalt, und wenn der Moro wüsste wie oft Lionardo sich auch vor diesem Bildnis von seiner Freundin einen runtergeholt, dann würd er ihm die Eier abschneidn und sie ihm anstelle der Augen einsetzn.
Das Mädchen scheint sehr froh mich zu sehn und fragt mit einem Lächeln, ob ich rausgefunden hab wie die sonderbare Sprache heißt die ich in Rom auf der Straßen gehört, ob’s Teutsch ist oder ein andres Idiom, denn ihr ist eingefallen dass sie sich auch auf Zungen versteht, drum könnt sie mir vielleicht helfen die Sache zu ergründen. Ich bin ja nun nicht auf den Kopf gefallen und gewisse Reden versteh ich genau und außerdem gelüstet es mich sowieso, weil ich hab ja grad an die andre gedacht, also nehm ich mir das Mägdlein mit in mein Zimmer und lass mir dort einen ausgibigen Dienst mit Mund Händen und Füßen machen und entlohn sie hernach für die Gefälligkeit, auf dem Tisch war das, keine Ahnung warum sie’s dort treiben wollt wo der so kalt und hart ist als wie Stein, aber sie war so scharf dass ich ihr mitten bei der Sache sagen musst, pass auf, wenn du so schreist, dann hören uns alle, kurzum am Ende war ich leer als wie eine ausgetrunkne Flasche und hatt auch schon wieder Hunger. Ich erzähl Euch das nicht um abzuschweifen, Padrone, nemlich als Dank für meinen Dienst hat mir das Mädchen gesagt, wie bist du schön wie schön sind deine Locken, ich tu alles für dich was du willst, und da hab ich sie um einen Gefallen gebeten, aber verflixt jetzt kann ich Euch nicht erzählen was das war, weil ich muss mich beeilen sonst ist’s zu spät und ich find die andre Jungfer nicht mehr die ich eigentlich sehn wollte, also jene die mich unter der Treppe geherzt.
Euer zuverlässiger
Salaì
18.
Mein sehr ehrenwerter Padrone voller Güte,
es ist tatsächlich so gekommen wie ich befürchtet, dass ich wegen dem Mägdlein Zeit verloren hab, nemlich wann ich auf die Straßen geh die zuvor leer gewesen und wo man hat so gut gehen können als wie am Sonntag, da ist jetzt ein solcher Haufen Volks dass man fast gar nicht weiterkommt.
Eine Art Umzug bewegt sich zum Campo de Fiore hin und alle Leute ringsherum drängen zu dem Mann der ihn anführt, und scheint ein Kardinal zu sein, gefolgt von Sekretari oder Auditoren, wie Ser Lionardo sagt, denn das klingt mehr gebildet, dann von zwei Garden und von hunderterlei verschiednen und bunten Leuten. In dem Moment ist auch das Mägdlein rausgekommen, und kaum sieht sie den Umzug folgt sie dem Mann an der Spitze der sich verehren und von
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