Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
all dem Volk den Ring küssen lässt, und kniet sie vor ihm nieder, aber die Menschen im Umzug sehen sie gar nicht, und weil alle weitergehn wird das arme Kind von den Garden fast überrannt. Grad wann ich mich nähern will nimmt einer der Sekretari sie am Arm dass sie aufsteht, und ich kann ihm ins Gesicht sehn: ein recht junger Mann war das, doch die Züge verzerrt, und die Haut runzlig als wie einer der heimlich Neid hegt und davon ganz zerfressen ist.
Auch ich helf der schönen Magd aufzustehn, und derweil frag ich den Mann wer der Kardinal ist dem alle Verehrung zeigen, und da überrascht er mich, nemlich er hätt mich ja auch verächtlich behandeln können als wie einen aus dem gemeinen Volk ringsumher das so unterwürffig ist, doch von wegen, der Sekretarius antwortet mir: Die Person nach der du fragst ist Ihre Exzellenz Giovanni Burkard, aber wer ist dieses hübsche Fräulein?
Das erste was ich denke ist, sieh mal an schon wieder einer mit teutschem Aktzent. Und dann, Signior Padrone, ich weiß selbst nicht wie’s mir aus dem Mund gerutscht, vielleicht weil dieser teutsche Sekretarius einen Blick hat der mir gar nicht gefällt, aber ich antwort ihm genau das was ich hier schreibe: Dieses Weib wird bald meine Frau sein. Das Mägdlein ist so überrascht dass sie den Mund nicht auftut, vielleicht hat sie Angst der Sekretarius könnt sich verspottet fühlen. Aber nein, er wünscht uns viel Glück und Freude welche mir gewisslich nicht fehlen wird, sagt er und glotzt dabei auf die schöne Magd von der Brust abwärts, als würd er seine Finger gebrauchen anstelle der Augen.
Dann sind wir dem Umzug noch eine Weile gefolgt und ich frag das Mägdlein wer denn dieser Burkard ist und sie sagt, das ist der Zeremonienmeister von seiner Heiligkeit und kommt aus Teutschland.
Ich wusst ja schon und hab’s Euch geschrieben dass der Zeremonienmeister vom Papst in der Nähe der Herberge de la Fontana wohnt. Aber erst heute hab ich von der Magd erfahren dass auch der Burkard ein Teutscher ist, genau so wie sein Sekretarius.
Das Mädchen erzählt mir dass der Sekretarius seit vielen Jahren im Dienst des Zeremonienmeisters ist, und heißt Michele Sander, und obwohl er kein Italiener ist schätzt er die Tugenden der römischen Mädchen sehr, hat sie hinzugefügt um zu sagen, du weißt schon wie ich’s meine.
Zuletzt ist der Umzug beim Palazzo vom Burkard angekommen, und wann ich die Augen heb trifft mich der Schlag, nemlich der sieht nicht aus wie ein gewöhnlicher Palazzo und ist auch anders als wie alle Häuser so ich in Rom und auch in Mailand Venezia und Fiorenza gesehn. Er hat einen Turm mit Zinnen wie bei einem Gefängnis und ist sehr hoch und majestetisch und ragt über alle Dächer ringsum und scheint zu sagen, heda ihr Römer ihr seid allesamt einen Scheiß wert. Die Fassade sieht gar nicht aus wie wenn sie in Italien gemacht wär, nemlich sie ist in einem wunderlichen Stil gebaut, Signior Padrone, ich weiß bei Gott nicht wie ich Euch das beschreiben soll, weil ich bin ja ungebildet, aber mir macht der Palazzo den Eindruck als käme er aus einem Land wo es kalt ist, weil die Fenster sind klein, und ist in einer Weise gebaut, so man in Italien niemals sieht. Das Mägdlein sagt mir dass der Burkard hat teutsche Baumeister und Handwerker kommen lassen, wann er ihn gebaut. Kurzum dieser Palazzo scheint mir ein Stück Teutschland das recht gewaltsam mitten ins Herz von Rom gepflanzt ward, und ist fast als hätte der Burkard sich einen Spaß mit den Römern machen wolln.
Das Mägdelein erzählt mir auch dass der Burkard, wie das Haus gebaut wurde, einen Streit mit Kardinal Cesarini hatte welcher das Gebäude daneben besitzt, und der Papst persönlich musst einschreiten, doch jetzt ist die Sache geklärt, und als Zeremonienmeister hat der Burkard sowieso andre Dinge im Kopf, nemlich die Fundamente der Kirche der Teutschen, also der Sancta Maria de l’Anima, müssen neu gebaut werden, und der Burkard sucht grad das Geld dafür, weil er ist das Oberhaupt der Bruderschaft von der Anima.
Fast hätte ich ihr gesagt, aber warum hast du mir diese Sachen nicht gleich erzählt, die interessiren mich wirklich sehr, doch dann denk ich, lieber nicht, wo ja der Dienst vom Lionardo für den Valentino geheim bleiben muss, ebenso wie der Diebstahl und der Überfall in der Herberge.
Der vordre Teil vom Umzug ist dann in den Palazzo vom Burkard reingangen und das Tor hat sich mit großem Getöse geschlossen, und die Leut aus dem Volk
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