Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
gelacht und sagt, nicht nur dass alle in Rom es in zwei Sekunden wüssten wenn sowas geschehen würde und dass sich auch niemals nicht eine einzige Hure gefunden hat die sagt, bei der Orgie war ich dabei, sondern warum hat man denn all die Geschichten von Kindern, Geliebten und Huren in den sechsunddreißig Jahren bevor er zum Papst gewählt wurde kein einziges Mal gehört? Und wann man ihn zum Kardinal gemacht, mit vierundzwanzig nemlich, das ist ein Alter wo sogar den heiligsten Männern der Hahn gerne mal aus dem Käfig entwischt (und das, Signior Padrone, kann ich Euch wahrlich bestätigen). Wer soll da glauben dass dem Borgia der Hahn ausgerechnet jetzt, wo er über sechzig Jahre alt, mal hierhin und mal dorthin entwischt? Wann er noch Kardinal war haben die Feinde vom Borgia ihn angeschwärzt und mit Dreck beschmissen wie sie nur konnten: dass er falsch wär, geizig, verschlagen etcetera, aber von Geliebten und Kindern kein Wort. Hätt er Kinder gehabt wär’s für die Feinde vom Borgia ganz leicht gewesen zu sagen, er könnte nicht Papst werden von wegen den Kindern, so war es ja auch bei andren Kandidaten gewesen, zum Beispiel bei Kardinal Ardicino de la Porta der dann auch wirklich nicht gewählt wurde. Und die, welche sagen, dass der Borgia sich das Konklave gekauft hätt, die sollten lieber das Maul halten, nemlich das gleiche hat man auch von Sixtus IV. und von Innozenz VIII. gesagt, doch es stimmte nicht, und auch bei Papst Borgia ist es ein großer Blödsinn. Die Republik von Genua, das Königreich Neapel und die Frantzosen haben vor dem Konklave einen Batzen Dukaten ausgegeben um Stimmen für Giuliano della Rovere zu kaufen, und Ludovico il Moro hat die Kardinäle mit Geld überschüttet damit sein Bruder Ascanio Sforza gewählt wird. Doch viele Kardinäle wollten weder den einen noch den anderen, das sind nemlich zwei die wegen ihrer eignen Interessen zulassen würden dass Italien von andren Ländern eingesackt wird, und dann Gute Nacht. Wann Sforza gesehen hat dass die Wahl nicht für ihn ausgehn würde hat er zu seinen Leuten gesagt, wählt den Borgia, und das haben sie dann auch getan, und genau so alle Kardinäle die noch unschlüssig waren, und wie zuletzt alle kapiert hatten dass der Borgia gewinnen könnt, da haben ihn auch noch die Freunde vom Della Rovere gewählt, aus Angst er könnte hinterher ihr Feind sein, und so ist man zur Einstimmigkeit gekommen. Im Grunde ist das passiert was immer passiert wenn’s zwei Kandidaten gibt die gleich stark sind und keiner von beiden die Oberhand gewinnt: Man wählt einen dritten der schon zimlich alt ist, geschätzt wird und allen gefällt. Der Borgia selbst hatte gar nicht dran gedacht sich wählen zu lassen, das sieht man daran dass zwei andre spanische Kardinäle von denen einer sogar sein Vetter ist, sich noch nicht mal die Mühe gemacht haben zum Konklave nach Rom zu kommen. Drum haben sie den Borgia gewählt weil er sein ganzes Leben lang Vizekanzler gewesen ist und von gleich zu gleich gesprochen hat mit den ausländischen Königen, als wie ein richtiger Staatsmann eben. Und das hat er auch gezeigt sofort nachdem er gewählt worden war, weil er hat allen Kardinälen Benefizien gegeben, auch seinen Feinden wie dem Giuliano della Rovere. Nemlich Roderico Borgia wollte dass auch seine Feinde zufrieden sind damit sie besser arbeiten zum Wohl der Kirche, und das ist für ihn ein und dasselbe wie das Wohl von Italien. Alexander VI. will vor allem die Einheit und den Frieden für die italienischen Staaten, drum hat er ja auch den Namen Alexander gewählt, weil damit will er sagen dass er es so machen wird wie Alexander III., der wo erreicht hat dass die Italiener einig waren wann der teutsche Kaiser Friedrich Barbarossa nach Italien runterkommen ist, um Italien auf den Sack zu gehn, und weil sie einig waren haben sie’s dem Barbarossa knüppeldick gezeigt, und der hat Prügel gekriegt. Und diese Idee die Fremden aus Italien zu vertreiben, das ist erst der Anfang, sagt Iligi, nemlich seit vier Jahren bereitet Papst Borgia auch eine große Reform für die ganze Kirche vor, davon träumt er schon sein Leben lang.
Ach ja, und was soll das bedeuten? fragt Lionardo. Iligi erklärt dass der Papst sehr wohl weiß dass es beim Klerus von Rom eine Menge Dinge gibt die nicht in Ordnung sind, da sind viele Priester und Prälaten und auch Kardinäle die nicht gern um der größren Glorie Gottes willen arbeiten, sondern möchten nur essen und saufen und dumme
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