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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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werfen, und breiteten ihre Mäntel aus, um ihn aufzufangen.
    Der Große Rat hätte vielleicht auch hierin nachgegeben, wenn nicht ein letztes Ansinnen gestellt worden wäre, unverschämter als alle anderen. Die Söldner forderten nämlich Jungfrauen aus den vornehmsten Häusern zu Gattinnen für ihre Obersten. Es war dies ein Einfall von Spendius, den manche ganz einfach und sehr wohl ausführbar fanden. Aber die Anmaßung der Barbaren, sich mit punischem Blute vermischen zu wollen, empörte das karthagische Volk. Man bedeutete ihnen kurz und bündig, dass sie nichts mehr zu empfangen hätten. Nun schrien sie, man habe sie betrogen, und wenn der Sold nicht binnen drei Tagen ankäme, würden sie nach Karthago kommen und sich ihn selbst holen.
    Die Unredlichkeit der Söldner war nicht so groß, wie ihre Feinde meinten. Hamilkar hatte ihnen tatsächlich wiederholt und in feierlicher, wenn auch unbestimmter Form weitgehende Versprechungen gemacht. Bei ihrer Landung in Karthago hatten sie deshalb wohl Anlass gehabt zu glauben, man würde ihnen die Stadt preisgeben, deren Schätze sie unter sich teilen sollten. Als sie nun aber merkten, dass ihnen kaum der Sold ausgezahlt wurde, war dies eine Enttäuschung für ihren Stolz wie für ihre Begehrlichkeit.
    Hatten Dionys, Pyrrhus, Agathokles und die Generäle Alexanders nicht Beispiele wunderbaren Glücks geliefert? Das Vorbild des Herkules, den die Kanaaniter mit der Sonne verglichen, stand allen Soldaten leuchtend vor Augen. Man dachte daran, dass einfache Krieger Kronen errungen hatten, und der dröhnende Sturz großer Reiche verführte den Gallier in seinen Eichenwäldern, den Äthiopier in seinen Sandwüsten zu hohen Träumen. Und es gab ein Volk, das stets bereit war, den Mut anderer auszunutzen. Der von seinem Stamme ausgestoßene Dieb, der auf den Straßen umherirrende Vatermörder, der von den Göttern verfolgte Tempelschänder, alle Hungrigen und Verzweifelten rangen sich bis zu dem Hafen durch, wo der punische Werber Söldner aushob. Gewöhnlich hielt Karthago seine Versprechungen. Diesmal jedoch hatte sein grenzenloser Geiz es zu einem gefährlichen Wortbruch verleitet. Die Numidier, die Libyer, ganz Afrika drohte sich gegen die Punier 2 zu erheben. Nur das Meer war frei. Dort aber stieß Karthago mit den Römern zusammen. Wie ein von Mördern Überfallener blickte es rings dem Tod ins Antlitz.
    Man musste sich wohl oder übel an Gisco wenden. Die Barbaren nahmen seine Vermittlung an. Eines Morgens sahen sie die Ketten des Hafens sinken, und drei flache Boote fuhren durch den Kanal der Taenia in das Haff ein.
    Am Bug des ersten erblickte man Gisco. Hinter ihm stand eine riesige Kiste, mit Ringen versehen, die hängenden Kronen glichen. Dann tauchte die Schar der Dolmetscher auf, mit Kopfbedeckungen wie Sphinxe und den Umrissen von Papageien auf die Brust tätowiert. Freunde und Sklaven folgten, alle ohne Waffen und so zahlreich, dass sie Schulter an Schulter standen. Die drei langen Barken, bis zum Sinken voll, nahten unter den Beifallrufen des Heeres, das ihnen entgegensah. Sobald Gisco landete, liefen die Soldaten ihm entgegen. Er ließ aus Säcken eine Art Rednerbühne errichten und erklärte, er ginge nicht eher fort, als bis sie alle restlos ihren Sold erhalten hätten.
    Ein Beifallssturm brach aus. Gisco konnte lange nicht wieder zu Worte kommen. Nunmehr tadelte er die Fehler der Republik und die der Barbaren. Die Schuld läge an einigen Meuterern, die Karthago durch ihre Gewalttätigkeit erschreckt hätten. Der beste Beweis für die guten Absichten der Karthager sei der, dass man ihn, den unversöhnlichen Feind des Sufeten Hanno, zu ihnen gesandt habe. Sie sollten die Republik weder für so töricht halten, dass sie sich tapfere Männer verfeinden wolle, noch für so undankbar, dass sie ihre Dienste verkenne. Darauf schickte er sich an, die Söldner auszuzahlen, indem er mit den Libyern begann. Da sie die Listen für unrichtig erklärten, so benutzte er sie nicht.
    Sie zogen nach Stämmen geordnet an ihm vorüber, indem sie mit hoch gehaltenen Fingern die Zahl ihrer Dienstjahre angaben. Man malte jedem, der seine Löhnung empfangen hatte, mit grüner Farbe ein Zeichen auf den linken Arm. Schreiber zahlten aus der geöffneten Kiste, während andere die gezahlte Summe mit einem Schreibgriffel auf eine Bleiplatte

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