Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sally

Sally

Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
Vom Netzwerk:
Den Regler für die Heizung drehte ich ganz nach rechts.
    Eigentlich hatte ich die Adventzeit immer gemocht. Ich liebe den Duft von Lebkuchen in den Konditoreien und das Glänzen und Glitzern in den Supermärkten. Morgen würde ich unsere Weihnachtsdekoration des letzten Jahres durchschauen. Einiges war vielleicht noch brauchbar. Wie hieß es doch so schön? Not macht erfinderisch.
    In der Dunkelheit leuchtete der Hauseingang der Familie Linnerth wie das Tor in eine märchenhafte Welt. Die Tür ging auf und aus dem erleuchteten Torbogen löste sich die kräftige Gestalt Anton Linnerths. Ich war ihm dankbar für die Momente des Glücks, die ich mit ihm erlebte. Er war der einzige Mensch, der im Moment wirklich stolz auf mich war. Ich hatte vor Kurzem die Idee gehabt, mit Apotheken zu kooperieren und durfte ihn jetzt bei Geschäftsterminen begleiten. Die Infoabende verliehen meinem Leben Farbe, und hinterher nähte ich oft bis in die tiefe Nacht hinein. Herr Wagerl hatte mich eines Tages mit einem Augenzwinkern gefragt, ob ich verliebt sei. »Verliebt? Um Himmels willen!«, hatte ich schockiert geantwortet. Ich war schließlich verheiratet.
    Antons Frau kannte ich noch nicht. Angeblich war sie sehr hübsch und warmherzig. Er führte mit ihr eine glückliche Ehe mit zwei Vorzeigekindern, Familienurlaub und Sonntagsbraten. Ich verbat es mir, darüber nachzudenken. Ich war nicht eifersüchtig, aber es tat weh zu sehen, dass sie mein Traumleben führten. Der Kontrast zu meiner eigenen ausweglosen Misere war zu bitter. Dass Anton in Sachen Frauen angeblich kein Kind von Traurigkeit war, änderte auch nichts an meinem Kummer.

PUTZLAPPEN
    DIENSTAG, 6. OKTOBER 2009, 14:30. Vor dem Gemeindebau fand ich schneller als erwartet einen Parkplatz und spazierte noch gemächlich durch die eher triste Wohnanlage. Die grauen massiven Mauern waren gespickt mit kleinen Fenstern und überall waren Schildern aufgestellt, auf denen stand, was alles verboten war: Skateboard, Rollschuh und Rad fahren, Wäsche aufhängen, grillen und so weiter.
    Der Mann, der mir seine Wohnungstür in einem der hinteren Trakte öffnete, passte nicht hierher. Sein teurer Anzug und seine handgenähten Schuhe sagten mir, dass er sich die kleine spärlich möblierte Wohnung als Absteige leistete, um hier seiner Lust zu frönen. Viele verheiratete Männer mit Geld taten das. Ich fand das weder gut noch schlecht, ich bewertete es nicht. Trotzdem fühlte ich mich bei dem Hünen mit dem krausen Haar und den hervorstehenden Augen nicht besonders wohl.
    Er quasselte unglaublich viel, ohne dabei nervös zu sein. Er erzählte mir, dass er mit dem Verkauf von Swimmingpools vermögend geworden war und dass er mit seiner Frau, einer Kinderpsychologin, in einem schmucken kleinen Haus in Nussdorf wohnte.
    »Mit Schwimmbad nehme ich an«, tat ich interessiert.
    »Meine Frau ist eine Drecksau«, erwiderte er übergangslos, während er sich auszog.
    »Aha«, sagte ich, weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte.
    »Sag du auch, dass sie eine Drecksau ist«, verlangte er. »Sag, wie du über so eine verdammte beschissene Drecksau denkst.«
    Er hatte per E-Mail Kontakt mit mir aufgenommen und wir hatten mein klassisches Programm vereinbart. Von außergewöhnlichen Wünschen war nicht die Rede gewesen.
    »Ich kenne sie ja nicht«, sagte ich vorsichtig und merkte, wie ich zu schwitzen begann.
    »Sie ist ein widerlicher, verschissener Putzlappen, abgelebt, verbraucht, das Allerletzte, verstehst du? Falten im Gesicht, hängender Arsch, Krampfadern, alles, was ein Mann nicht braucht. Und dabei ist sie auch noch eine verfickte Charaktersau.«
    Unter der Dusche redete er weiter.
    »Weißt du, was ich durch diesen Putzlappen von einer Frau gelernt habe?«, schrie er so laut aus dem Badezimmer, dass auch die Nachbarn mithören konnten. »Dass ich im Prinzip kein Problem damit hätte, eine Frau zu schlagen. Zumindest bei diesem Drecksweib. Die ist so ekelhaft, so widerlich, dass das auch eine Art von Gewalt ist, verstehst du?«
    Ich war erst halb nackt und hätte mich noch verdrücken können. Andererseits war es wohl nur sein Spiel. Er brauchte die Schimpferei eben – bellende Hunde beißen nicht – und ich brauchte das Geld.
    Nackt und ohne Handtuch kam er aus der Dusche. Sein aufgetriebener Bauch passte nicht zu seinem restlichen athletischen Körper. Seine Oberschenkel sahen aus, als würde er sehr viel Rad fahren, und sein Penis war riesig.
    »Jetzt sag mir bitte, wie du über

Weitere Kostenlose Bücher