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Sally

Sally

Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
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letzte Kunde an diesem Tag und ich war schon etwas müde. Danach wollte ich noch Vorräte für daheim einkaufen. Ein Freund hätte mich empfohlen, erklärte er in der Tür, und der wäre begeistert gewesen. Er musste sogar mehr als begeistert gewesen sein, schließlich war Alois extra aus der Steiermark angereist.
    Als Erstes nahm ich seinen süßlich milchigen Duft nach Malzbonbons wahr. Meine Großmutter hatte früher selbst Malzbonbons gemacht, mit viel Liebe, aber mir hatten sie nie geschmeckt. Ich fand den herben Geruch, der bei ihrer Produktion entstand, abstoßend. Zuerst kochte meine Großmutter Gerstenkörner, dann ließ sie die schleimige Masse so lange mit Kandiszucker sieden, bis der Saft dunkel wurde. Den zähflüssigen Sirup goss sie auf eine Marmorplatte und ich durfte die Masse in Quadrate schneiden. Oma zuliebe probierte ich immer ein Bonbon, den Rest warf ich heimlich in den Müll.
    Obwohl der Mann sicher zehn Jahre jünger und keinen einzigen Zentimeter größer war als ich, wirkte er massiv und seine Stimme klang selbstbewusst.
    »Dann mach mir mal den Hintern«, fiel er direkt mit der Tür ins Haus.
    Ich vermutete, dass das der steirische Ausdruck für eine Prostatamassage war.
    Vor dem Duschen wollte er sich vor meinen Augen ausziehen und er verlangte von mir, es ihm gleichzutun. Ich gehorchte. Das war schließlich mein Job. Die gekräuselten Härchen, mit denen sein Körper inklusive seinem Rücken übersät war, passtengenauso wenig zu seinem glatten dichten Haupthaar wie seine feingliedrigen Hände zu seinem derben Auftreten. Männer mit Händen wie er hatten immer eiskalte Finger. Am Massagebett legte er sich routiniert auf den Bauch.
    »Peter meint, dass du eine kleine Drecksau bist und einen ganz geil angreifst«, platzte es dabei aus ihm heraus. Er rekelte sich auf der Liege, als würde er nach einer bequemen Schlafstellung suchen.
    Ich erwiderte nichts.
    Ein Kondom konnte man bei einer Prostatamassage nicht benutzen. Durch den Unterdruck, der entsteht, wenn man den Finger aus dem Anus zieht, und durch die unwillkürlichen Schließmuskelbewegungen löste es sich ab. Im Drogeriemarkt gab es medizinische Handschuhe mit speziell präparierter Innenseite. Ich hatte sie immer in der Größe medium statt small auf Lager, damit auch meine Nägel genug Platz hatten.
    »Worauf wartest du?«
    Alois wetzte ungeduldig auf dem Handtuch herum, während ich ihm die Hoden und die Oberschenkel massierte. Ich griff nach den Handschuhen, die neben dem Öl und den anderen Utensilien auf dem Tischchen neben dem Massagebett bereitlagen. Das Geräusch des Gummis beim Überstreifen erinnerte mich immer an ein Krankenhaus.
    »Ah, geil.«
    Unbeholfen begrapschte Alois meine Schenkel. Seine klammen Finger auf meiner Haut waren mir unangenehm. Ich tropfte noch mehr Öl in seine Pofalte. Öl behält seine Gleitfähigkeit länger als Gleitcreme. Ich wollte ihm nicht wehtun. Mit einer Hand spielte ich mit der Verletzbarkeit seiner Hoden, mit der anderen Hand fuhr ich seinen Damm entlang in Richtung After.Langsam aber bestimmt drang ich bis zum ersten Glied meines Zeigefingers ein.
    »Geil. Du geile Sau!«
    Der Wortschatz erregter Männer ist ziemlich begrenzt. Ich hielt den Finger ruhig und wartete ein paar Augenblicke lang.
    »Na los, mach weiter!«
    Alois drückte mir sein Becken entgegen. Nach unzähligen Anschauungsobjekten kannte ich mich mit der männlichen Anatomie inzwischen so gut aus, dass ich auch eine ordnungsgemäße Prostatauntersuchung durchführen hätte können. Fuhr ich im Anus mit den Fingern in Richtung Hoden, ertastete ich schnell eine kastaniengroße Kugel. Das war bei Steirern nicht anders als bei anderen. Alois war im Glück.
    Hinterher entsorgte ich die Handschuhe im Plastikmüll. Die Bilder von Omas Malzbonbons im Abfalleimer gingen mir dabei durch den Kopf.
    Alois war schon fix und fertig angezogen, als ich nach einer gründlichen Säuberung meiner Hände aus dem Bad kam. Duschen wollte er nicht mehr, aber er fragte nach einem neuen Termin. Lange nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, steckte ich die hundertsechzig Euro, die neben der Ölflasche lagen, in meine Brieftasche. Danach ging ich ins Badezimmer und wusch meine Hände ein zweites Mal.

6
    MAI 2010. Die Erdbeeren schmeckten fast künstlich, sie waren klebrig süß, überreif und weich. Wir fütterten einander damit und verschmierten den rosaroten Saft um unsere Münder. Wir leckten uns die Lippen gegenseitig, küssten

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