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Sally

Sally

Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
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sie ohnehin viel zu groß.«
    Ich wechselte die Farbe. Ich hatte Karim noch immer nicht gestanden, dass ich verheiratet war. Jetzt fiel mir diese unumstößliche Tatsache siedend heiß wieder ein. Wir benahmen uns die ganze Zeit über wie Verliebte, die ihr Leben noch vor sich hatten. Aber ich hatte seine Schmeicheleien trotzdem nie richtig ernst genommen. Ich war bereit gewesen, mich auf einen Traum einzulassen, aber auf einen, der doch nie Realität werden konnte.
    Karim knabberte zärtlich an meinem Ohr. Seine süßen Worte kräuselten sich durch meinen Gehörgang und landeten direkt in meinem ausgehungerten Herzen. Wie sehr hatte ich mich danach gesehnt, wie sehr hatte ich das alles vermisst. Es war soverführerisch zu glauben, dass dieser Mann alles, was er sagte, wirklich ernst meinte. Aber wenn ich ihm jetzt die Wahrheit über Mario und mich sagen würde, dann wäre vielleicht alles aus. Lieber Gott, flehte ich leise, lass es nicht so schnell vorbei sein! Nicht jetzt! Nicht jetzt, wo es gerade so wunderschön ist!
    »Du weißt doch, dass ich zwei Kinder habe«, begann ich vorsichtig.
    »Darüber haben wir schon gesprochen.« Karim schaute mich ganz offen an. »Elke, meinst du etwa, ich würde verlangen, dass du meinetwegen deine Kinder verlässt? Für wen hältst du mich eigentlich?«
    Ich wich seinem Blick aus. Es war beschämend. Ich fühlte mich nackt. Er war so unwiderstehlich in seiner Ehrlichkeit. Das machte mich verwundbar. Seine wilden Schreie waren von Anfang an der Beweis für sein unverfälschtes Wesen und seine Aufrichtigkeit gewesen.
    »Karim, da ist etwas, was du wissen solltest.«
    Ich druckste herum, die Worte kamen mir nicht über die Lippen.
    Karim sah mich liebevoll an.
    »Du kannst mir alles sagen, Schatz, das weißt du doch. Bitte vertrau mir.«
    Leise fing ich an zu weinen. Verflixt, alles war zum Scheitern verurteilt. Ich selbst war ein einziges Chaos und mein Leben war ein Scherbenhaufen. Ich hatte es einfach noch nicht geschafft, wieder Ordnung hineinzubringen. Dabei war ich schon so weit gewesen. Eine neue Normalität hatte in mein Dasein Einzug gehalten. Ich hatte einen Kompromiss mit dem Schicksal gefunden, und dann hatte ich Thomas getroffen. Es war einfach der falsche Zeitpunkt gewesen. Zu viele Bürden lastetenauf mir. Ich war gefangen und mein eigener Mann war mein Gefängniswärter.
    Ich konnte es Karim nicht sagen. Er würde es nicht verstehen. Unser Kartenhaus in Niederösterreich durfte nicht einstürzen. Meine Kinder wären die Leidtragenden. Alles war so unglaublich kompliziert. Wem konnte ich schon mein unerträgliches Dasein zumuten? Ich wollte Karim da nicht mit hineinziehen. Schon für mich war die Erpressung durch Mario und Heinz eine schwere Belastung, auf jeden Außenstehenden musste sie ungeheuerlich wirken. Besonders auf einen Menschen mit einem so reinen Herzen wie Karim. Er war stark, aber ich zweifelte daran, dass er stark genug für den Fluch war, der allem Anschein nach an mir haftete.
    Karim stützte mich, während ich haltlos weinte. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis ich mich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass ich sprechen konnte. Ich fühlte mich, als hätte eine große Wunde unstillbar zu bluten begonnen. Meine Tränen waren das Blut. Es hörte einfach nicht auf, wie ein Schwall aus mir herauszuströmen. Ich konnte mich nicht beruhigen. Je sachter Karim schweigend versuchte, mich zu besänftigen, umso heftiger bebte mein Körper. Karim ließ es einfach geschehen.
    »Ich … ich bin eine verheiratete Frau und eine Lügnerin …«
    Ich stammelte atemlos die Worte, die jetzt endlich aus mir herausbrachen.
    »Elke, ganz ruhig, ganz ruhig.«
    Karim wiegte mich in seinen Armen wie ein kleines Kind. Ich ließ mich auf die Berührung ein und machte die Bewegung mit, bis wir wie ein riesiges Pendel gemeinsam hin und her schwangen. Es war ganz still. Von draußen drang leise die Melodie der Stadt zu uns herauf. Der Raum lag im Halbdunkel,nur die Straßenbeleuchtung hinterließ ein paar Streifen Licht auf dem dunkelbraunen Parkettboden. Alles war so friedlich.
    »Elke, bitte, erzähl mir einfach alles von Anfang bis zum Ende und sag mir, was dir auf dem Herzen liegt.«
    Jetzt konnte ich ihm endlich unvoreingenommen begegnen. Vormachen hätte ich ihm sowieso nichts mehr können. Meine Seele lag völlig blank. Ich lieferte mich schutzlos aus. Es gab nichts mehr zu verheimlichen. Ich erzählte Karim von der Erpressung. Unter Tränen gestand ich ihm, dass

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