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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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ersetzen würde. Das Personal des I & I bestand hauptsächlich aus ernsthaften, aber unzuverlässigen jungen Liberalen, die nur die Zeit totschlugen, bis die juristischen Fakultäten sie wieder aufnahmen, und sie war ziemlich sicher, dass sie doppelt so schnell arbeitete wie die. Möglicherweise dreimal so schnell. Was gab es bei einem Gästestamm von einem runden Dutzend schon großartig zu tun?
    Als ihre Arbeitgeber eintrafen, Spikes Katzenaugen auf Schuhhöhe fixiert und Abus Nase noch röter als sonst (ob vor Kälte oder vom Tennis, konnte sie nicht sagen), war ihnen anzumerken, dass auch sie die neuesten giftigen Schlagzeilen über Israel gesehen hatten.
    Gewöhnlich verkniffen sich die Besitzer offene politische Diskussionen im I & I. Ihr laufender Kommentar zur Heiligen Stadt bewegte sich mehr im Bereich eines Lobgesangs auf ihre Schönheit, ihre Leidenschaftlichkeit und die geheimnisvolle Faszination, mit denen sie die Herzen der Menschen erfüllte. Oder es war ein belustigtes Rätselraten über Fragen wie diese: Warum sehen auf den Hügeln von Jerusalem Felsen immer aus wie Schafe und Schafe wie Felsen? Heute jedoch brannte der scharfe Pfeffer, der aus den Mühlen der Medien rieselte, in ihrem Hals, und ihre Stimmen klangen gepresst.
    «Über das Leiden der Juden man weiß mittlerweile Bescheid», sagte Spike. Abu, Ellen Cherry und er saßen an der leeren Bar und starrten auf leere Gläser, als erwarteten sie, dass sie sich von selbst füllten. Im Augenblick hatte keiner von ihnen große Lust, aufzustehen und den Barkeeper zu spielen. «Noch mehr zum Thema Judenverfolgung wir können nicht gebrauchen. Wenn die Juden machen einem nicht schon heute das Herz schwer, sie’s tun auch nicht nächste Woche. Was endlich muss auf den Tisch, ist, dass wir nicht nur einstecken, sondern auch austeilen tüchtig.»
    «Ah, aber das ist doch was ganz anderes», widersprach Abu. «Die israelische Armee greift zu massiver Gewalt, um Aufstände in der West Bank zu unterdrücken, das stimmt, und manchmal ist sie sadistisch und grausam, aber auch wenn diese Gewalt rassisch motiviert und gegen meine Cousins gerichtet ist, finde ich, ist das eine Bagatelle im Vergleich zum Holocaust –»
    «Einen Augenblick, mein Freund», fiel Spike ihm ins Wort. «Einen Augenblick nur. Holocaust? Wir Juden haben begangen unsere eigene Holocaust, ich sage dir. Wann? Gegen wen? Vor dreitausend Jahren gegen die Kanaaniter, so war es nämlich. Wie kam es, dass sich hat verwandelt plötzlich das Land Kanaan in das Land Israel? Durch welche Schmu, welche Handel, welche faule Trick, hä? Durch eine Holocaust. Die Hebräer sind geflohen aus Ägypten, sind eingefallen in Kanaan und haben getötet alle, das ganze Land, Frauen, alte Männer, Kinder, Babys, was lagen in ihre Arme. Eine Million wir haben abgeschlachtet. Du kannst es selbst nachlesen. Was war vielleicht der erste Massenmord in der Geschichte. Die einzigen Kanaaniter, die mit das Leben davonkamen, waren was taugten zur Sklavenarbeit.»
    «Wow!», sagte Ellen Cherry. «Das ist ja brutal. Aber schon ewig her. Und überhaupt, nahmen sich die Juden nicht einfach nur ihr Heimatland wieder? Sie wissen schon, was ich meine: Kämpften sie nicht nur, um sich das verheißene Land von den Kanaanitern zurückzuholen?»
    «Ha! Wer hat gesagt so? Moses’ Geist vielleicht? Ein Heimatland es hat gegeben für Hebräer noch nie. Wir sind gewesen schon immer Nomaden. Unsere Stämme haben sich geschleppt durch diese Kanaan und haben gelebt eine Weile unter seine Einwohner. Dann sind gezogen die meisten von ihnen weiter nach Ägypten. So ist vergangen eine lange Zeit, und dann sind geworden Hebräer Sklaven des Pharao, was war echt dumm für uns, und diese Moses hat zu ihnen gesagt: ‹He Leute, lassen wir diese Scheiße hinter uns, machen wir uns aus die Staub.› Und die Juden haben gesagt: ‹Okay, nu, aber wohin gehen wir denn?› ‹Nach Kanaan›, Moses hat geantwortet. ‹Kanaan ist unsere rechtmäßige Heimat, falls ihr das vergessen habt.› Und Gott hat sich gewandt an Abraham persönlich und hat gesagt zu ihm: ‹Ich verspreche euch das Land Kanaan. Ihr seid mein Volk Nummer eins, was ich habe auserwählt, und Kanaan ist das Land, das ich reserviert habe für euch, jetzt und in Ewigkeit.› Na schön. Nur hat nicht einer nicht gelesen das Kleingedruckte, was nämlich sagte, dass wir haben gemusst abschlachten Hunderte und Tausende von Mitmenschen, was damals dort lebten, bevor wir haben können

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