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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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kleiner Löffel, noch dazu gebraucht.»
    Er hob sein Glas. Ein Raumschiff erschien auf der Leinwand. «Na ja, vielleicht leistet dein Löffel meiner Socke Gesellschaft.»
    Sie lachten. Sie stießen auf ihr einwöchiges Jubiläum an, inklusive der Stunde in der Höhle. Was wussten sie schon!
    I & I

«Mr. Stick wurde aus dem Holz eines Feigenbaums geschnitzt, eines sehr alten Baumes mit einer besonderen Aura; die Einheimischen hielten ihn offenbar für verzaubert oder dergleichen. Vielleicht war er einst vom Blitz getroffen worden, oder eine Quelle entsprang unter ihm. Vielleicht war er einfach nur alt. Manchmal genügt es, alt zu sein. Ist doch klar, ich werde ja auch nicht deshalb respektiert, weil ich eine Bohnendose bin, sondern weil ich so alt geworden bin, wie Bohnendosen nur selten werden. Ich bin herumgekommen, habe eine Menge gesehen, ein, zwei Dinge gelernt und überlebt. Das platziert mich in eine andere Kategorie, ich bin eine Art Respektsperson unter all dem jungen Dosengemüse. Bei Menschen ist das ganz normal. Mr. Petway hat einmal zu Miss Charles gesagt, jetzt, mit dreißig, würde er anfangen, die Kragen seiner Hawaiihemden zu stärken. Sie kratzten ihn zwar am Hals, aber Würde habe nun mal ihren Preis. Lustiger Vogel. Obwohl unangenehm produktiv in Sachen epidermales Blattwerk. Ich bin froh, dass unbelebten Objekten der Fluch der Körperbehaarung erspart geblieben ist. Auf alle Fälle gab es diesen allseits verehrten Feigenbaum in Phönizien, und Mr. Stick wurde von einem ebenso verehrten Astronomen aus seinem Holz geschnitzt.»
    Während Conch Shell und Painted Stick ihre Geschichte erzählten (der Beitrag des Stocks bestand vor allem aus irrelevanten Bemerkungen bezüglich dessen, was sich im Spinnennetz der Sterne verfing und was nicht), wiederholte Can o’ Beans sie im Stillen noch einmal. Das war seine/ihre Methode, Information zu speichern. Alles, was er/sie hörte oder zufällig mitbekam, wurde heimlich auf der Stelle wiederholt, besser gesagt, eine persönliche Version davon. Es wäre ganz interessant zu erfahren, ob man sich als Student mit einer von einer Dose Schweinefleisch mit Bohnen perfektionierten Lerntechnik durch Harvard schummeln könnte.
    «Dieser angesehene Astronom leitete ein Observatorium in der Ebene von Al Biqä. Es ist erstaunlich, dass es vor so länger Zeit, fast tausend Jahre vor Christus, schon Observatorien gab, aber ich nehme an, dass die Altvorderen dem Himmel viel Aufmerksamkeit widmeten, obgleich sie keine Instrumente hatten. Das heißt, keine Teleskope. Offensichtlich sollte Mr. Stick so etwas sein wie ein astronomisches Instrument. Er wies auf ungewöhnliche Erscheinungen am Himmel hin.
    Der Astronom schnitzte also den Stock und brachte ihn in sein Observatorium, wo er im Schein des Vollmonds von der Priesterin bemalt wurde. Das Observatorium diente zugleich als eine heilige Stätte, zu der die gebildeten Phönizier kamen, um Astarte zu verehren. (Einer der Titel der Göttin war ‹Hüterin der Sterne›.) Eine sehr attraktive Priesterin tat hier Dienst, und Mr. Stick behauptet, dass sie mit jedem, der das Observatorium finanziell unterstützte, Geschlechtsverkehr hatte. Eine neue Art institutionalisierten Spendensammelns. Ich frage mich, ob das Smithsonian davon weiß.
    Am Ende desselben Jahres schenkte ein Seefahrer dem Observatorium Miss Shell. Die Phönizier waren ein Volk von Seefahrern, berühmt für ihre Navigationskünste, und dieser Bursche hatte die Muschel an einem verlassenen Strand gefunden. Seiner Meinung nach manifestierte sie einen Aspekt Astartes, daher schenkte er sie dem Astronomen, der ihm alles beigebracht hatte, was er über das Licht der Sterne wusste, und der Priesterin, die ihm daraufhin die unwiderlegbare Verbindung zwischen der Pussy und den Plejaden bewies. Ein echter Schlag für Carl Sagan.
    Für Mr. Stick und Miss Shell war es Liebe auf den ersten Blick. Jeder für sich war gut, aber als Gespann waren sie unschlagbar. Wie Tracy und die Hepburn. Mit der Zeit machten sie sich einen Namen als besonders wirkungsvolle Talismane. Mit dazu beigetragen hatte ein Besuch von König Ethbaal und Königin Acco aus Sidon, bei dem diese ihre junge Tochter, Prinzessin Jezabel, mitbrachten. Das Mädchen erlebte hier ihre erste spirituelle Erfahrung. Sie begriff, dass es etwas Größeres, Bedeutungsvolleres im Leben gibt, als an Honigwaben zu lutschen und ihren Lieblingsaffen mit neuen Kleidern auszustaffieren.
    Mehrere Jahre später,

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