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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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checken, erfasste ihn eine dieser Windhosen und hob ihn gut dreihundert Meter in die Luft. Laut Conch Shell, die das Ganze mit angesehen hatte, loderte der Stock vor Wut und verpasste dem Zyklon ein paar derart unsanfte Rippenstöße, dass dieser ihn auf Armeslänge von der Stelle entfernt absetzte, wo er ihn emporgerissen hatte. Can o’ Beans war platt. «Donnerwetter! Wenn der Mr. Sock erwischt hätte, wäre er wahrscheinlich glatt bis nach Panama geflogen!» – «Was zum Teufel wissen Sie schon?», knurrte Dirty Sock.)
    Der Truthahn hatte für zweihundertfünfzigtausend Dollar den Besitzer gewechselt. Ultima Sommervell kassierte genau die Hälfte davon (Kunsthändler knöpften ihren Künstlern mittlerweile in aller Regel fünfzig Prozent Kommission ab). Von Boomers Hälfte behielt die Galerie fast vierzig Prozent für Einkommen- und Gewerbesteuern. Blieben noch fünfundsiebzig Riesen. Boomers Mutter musste ins Altersheim, also steuerte er zwanzigtausend für einen Platz bei. Trotz Ellen Cherrys energischer Einwände spendete er Buddy Winkler fünftausend für irgendein religiöses Projekt, das erst noch genau definiert werden musste. Dann bezahlte er zur Sicherheit schon mal die Miete für neun Monate im Voraus, machte achtzehntausend. Ellen Cherry bekam fünfhundert für Farbe und Leinwand und noch mal fünfhundert für neue Kleider. Die restlichen sechsunddreißigtausend deponierte er in einem Gemeinschaftsfonds des Manufacturer’s Hanover Trust. Ein Großteil war für seine neue Schweißerei bestimmt.
    Ende Juni hatte jeder Künstler, der es sich leisten konnte, das heißt, jeder Künstler, der zählte, die Stadt verlassen und war nach Woodstock, Provincetown oder an die Küste von Maine geflüchtet. Die Händler zogen sich in die Hamptons zurück. Die Sammler fuhren nach Europa. Es gab keine Künstlerpartys und keine Vernissagen mehr. Kunstlos, oder zumindest künstlerlos, stellte New York sich selbst aus, eine kinetische Skulptur aus Taxis, Dunst und Müll. Während der Sommer fortschritt, die Müllberge in den Himmel wuchsen und alle Achselhöhlen dampften, wurde es zusehends schwieriger, geistesgestörte Obdachlose von normalen Bürgern zu unterscheiden, die, an Gestank und Feuchtigkeit verzweifelnd, schreiend durch die Straßen zogen. Die Klimaanlage im Ansonia wütete wie der Geist von Admiral Byrd, doch Ellen Cherry hing schlaff und häufig dem Heulen nahe in einer Ecke.
    Eines Morgens war Boomer ausgegangen, angeblich um sich eine zu vermietende Werkstatt anzusehen. Binnen einer halben Stunde war er mit einem Secondhand-Trenchcoat, ein paar Metern undefinierbaren Stoffs und einer Tüte voll Nadeln und Faden wieder da.
    «Ich werd was machen», erklärte er. «Ich will nicht behaupten, dass es Kunst ist, aber es ist was, das ich immer schon mal sehen wollte.»
    Er arbeitete täglich, er arbeitete fleißig, er arbeitete fröhlich. Er pfiff dabei vor sich hin, wie Ellen Cherry es immer getan hatte. Getan
hatte
. Denn sie musste feststellen, dass sie nicht mehr arbeiten konnte. Je mehr sich Boomer auf sein Projekt, seine blöde Näherei versteifte, desto fremder wurden ihr ihre Pinsel. Und er.
    «Was ist denn nur los mit dir, Schätzchen?», fragte Patsy.
    Ellen Cherry seufzte in den hitzefeuchten Hörer. «Ich weiß auch nicht, Mami. Ich kann nicht malen, ich kann nicht vögeln und bin die ganze Zeit frustriert. Jetzt weiß ich endlich, wie sich Kritiker fühlen müssen.»
    Während Ellen Cherry brütete, schuftete Boomer weiter. Er nähte den ganzen Tag, und er nähte die ganze Nacht. Er nähte den ganzen Juli, und er nähte den ganzen August. Er nähte fünfhundert Geheimtaschen in den Trenchcoat, und in jeder Tasche versteckte er eine Botschaft, jede einzelne in einem anderen selbsterfundenen Code. Es war der endgültige Agententrenchcoat, und als Boomer fertig war, grinste er so breit, dass er ein Taschenbuch von Robert Ludlum hätte runterschlucken können, ohne sich auch nur den Gaumen zu kratzen.
    Kurz nach dem Labor Day kehrte Ultima Sommervell nach Manhattan zurück, worauf Boomer ihr den Agententrench mit seinen fünfhundert Geheimtaschen und den fünfhundert in fünfhundert verschiedenen Codes verschlüsselten Botschaften zeigte. Ultima fand, dass der Mantel eine ungeheure soziale Polyvalenz besaß. Dass er ein witziger und phantasievoller Kommentar zu den gefährlichen Schuljungenträumen vom Weltpolizisten USA war. Sie deponierte den Mantel in ihrem Tresor und bot Boomer für den

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