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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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auf die Münzen. »Damit werde ich nicht weit kommen.«
    »Es genügt. Den Rest brauche ich fürs Essen«, sagte Ellen.
    »Und wovon soll ich mir ein Mittagessen kaufen?«
    »Ich habe dir ein Sandwich gemacht.«
    »Was ist drauf?«
    »Hefepaste. Sonst habe ich nichts.«
    »Ich will kein Sandwich mit Hefepaste«, brüllte Joe auf einmal. Er riss Ellen das Alufoliepäckchen aus der Hand und warf es voller Wut auf den Boden.
    Aber auch Ellen sah wütend aus.
    »Du undankbares Schwein«, schrie sie. »Ich habe dir Geld gegeben, dein Hemd gebügelt und dir ein Sandwich gemacht. Und du hast es auf den Boden geschmissen!«
    Ich wusste, was als Nächstes geschehen würde. Und so kam es auch.
    Jessica schnappte sich das Sandwich mit dem Maul und verschwand damit durch die Katzenklappe.
    »Geschieht dir recht«, sagte Ellen. »Noch eins mache ich dir nicht.«
    Joe riss die Tür auf; seine Augen funkelten vor Wut. »Was fällt dir ein, mich ein Schwein zu nennen? Ich mag eben gern ein Bier und eine Pastete zum Mittagessen. Aber du bist zu geizig, mir das Geld dafür zu geben.«
    »Sechs Bier und eine Pastete, meinst du wohl«, sagte Ellen. »Ich dachte, du wolltest dir Arbeit suchen, Joe. Wenn du fährst, lässt du das mit dem Alkohol lieber bleiben.«
    »Ja, ja, ja. Hör auf, an mir herumzunörgeln, Weib.«
    Joe sah Ellen an, als ob er sie hassen würde. Ein Funken Stärke blitzte in Ellens Augen auf. Am liebsten hätte ich Beifall geklatscht. Da war die alte Ellen wieder, gut und gescheit und sehr dickköpfig.
    Sie ging zur Wohnwagentür und stand dort mit wehendem goldenen Haar im Wind wie eine Kriegerin. Neben ihr stand ein riesiger Engel, dessen Glanz auf den Rasen strahlte und die Feuchtigkeit an den Bäumen zum Leuchten brachte. Regentropfen verwandelten sich in Lichtfunken. Der Engel zog sein Lichtschwert und steckte es zwischen Joe und Ellen in die Erde. Ich sah, wie die Edelsteine am Griff schimmerten, und hörte, wie der Engel verkündete: »Es ist vorüber.«
    Ellen sah aus, als wollte sie vor unterdrückter Wut gleich platzen. Aber der Engel hatte sie in einen leuchtenden Umhang gehüllt, und sie schwieg. Sie wandte Joe den Rücken zu, ging zurück in den Wohnwagen und schloss die Tür.
    »Scheinheilige Kuh«, brüllte er, sprang ins den Wagen, startete den Motor und verschwand mit quietschenden Reifen. Der Schneemann sah ihm verwundert mit einem Zwinkern in den glänzenden Augen nach. Jessica blieb unter dem Wohnwagen und zerfetzte die Alufolie der Sandwichverpackung in schmale Silberstreifen.
    Ich folgte Ellen in Johns Schlafzimmer. Seine Teddybären hatten alle dasselbe verschwörerische Zwinkern in den Augen, als ob sie ein Geheimnis teilen würden. Ellen setzte sich auf Johns Bett und ich mich auf ihren Schoß. Sie schwieg, schaukelte mit mir hin und her und streichelte mich in langen Strichen vom Kopf bis zur Schwanzspitze.
    Alle außer mir schienen zu wissen, was an diesem Tag geschehen würde. Mein Engel versuchte, es mir beizubringen, aber ich wollte nicht auf ihn hören. Ich wollte es einfach nicht wissen.
    Plötzlich setzte mich Ellen auf den Boden. Sie kramte in ihrer Handtasche und zog eine Plastikkarte mit Nummern und Buchstaben hervor, die sie lange anstarrte. Sie drehte die Musik laut, ging hin und her, suchte Sachen zusammen und legte sie auf den Tisch. Dann zog sie eine große Tasche aus einem der Schränke, machte sie auf und stopfte die Sachen hinein.
    In eine andere Tasche packte Ellen ein paar von Johns Spielsachen, Schuhe und Gummistiefel, Schlafanzug und zwei Teddys. Dann schleppte sie die beiden Taschen nach draußen und versteckte sie unter dem Wohnwagen. Sie breitete eine Landkarte auf dem Tisch aus, studierte sie und telefonierte, die Plastikkarte in einer Hand. Sie sah mich dauernd an. Ich hörte sie ein paar Mal fragen: »Nehmen Sie Katzen?« Und die komische Stimme aus dem Telefon antwortete jedes Mal mit Nein.
    Joe kehrte schlecht gelaunt zurück. Er knallte die Autoschlüssel auf den Tisch und ging zum Kühlschrank.
    »Frag bloß nicht«, knurrte er Ellen an. »Ich muss erst was trinken.«
    Kein Kuss, keine Frage nach ihrem Befinden. Er sah sie nicht einmal an.
    »Ich hole John ab.« Ellen nahm die Autoschlüssel, und ich folgte ihr nach draußen. Sie nahm mich hoch. Ich spürte, dass sie zitterte und ihr Herz sehr schnell schlug.
    »Geh und versteck dich, Salomon«, flüsterte sie mir zu. »Nimm Jessica mit. Was auch immer geschieht, ich werde kommen und euch holen. Ihr müsst

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