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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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ein paar Sekunden, bevor er leise zurück auf den Boden sprang, wo er geschmeidig in der Hocke landete. Er richtete sich auf und eilte weiter.
    Schließlich erreichte er den Raum, den er gesucht hatte. Die Tür war verriegelt.
    Lächelnd holte Saint eine schwarze Samtrolle aus der Innentasche seines Gehrocks und kniete sich hin.
    In der Rolle befand sich ein Satz Einbruchwerkzeug, das er bereits seit Jahrzehnten bei sich führte. Er brauchte nicht einmal mehr hinzusehen, um das richtige für diesen Zweck zu wählen. Keine fünf Sekunden dauerte es, bis es im Schloss klickte. Immer schon hatte er die Befriedigung geliebt, die sich einstellte, wenn ein Schließbolzen nachgab und die Tür sich öffnete. Sechshundert Jahre, und nach wie vor entstand das Kribbeln, wenn er es schaffte, irgendwo hineinzukommen, wo er nicht sein sollte - sich Zugang zu einem Schatz zu verschaffen, der nicht seiner war.
    Einmal hatte ein schmächtiger Jüdischer Arzt in Wien Freud oder so ähnlich - Saint eine Substanz verabreicht, die der Doktor als »Allheilmittel« ausgab. Bei Saint hatte sie lediglich das Bedürfnis geweckt, singend über der Stadt herumzufliegen. jedenfalls hatte der Doktor erklärt, Saints Vorliebe fürs Schlösserknacken entspränge sexueller Frustration. Saint hatte ihm nicht geglaubt, musste allerdings zugeben, dass es sehr wohl befriedigend war, jedes Schloss zu öffnen, das er wollte, und den Schatz dahinter zu finden.
    Sobald er im Raum war, machte er die Tür von innen zu und sah sich um.
    Reihenweise Regale mit Kartons und Akten standen hier. Verbrechen war ein florierendes Geschäft in London - war es stets gewesen und würde es wohl auch künftig bleiben.
    Zweifellos lagerten auch einige Berichte hier, in denen Saints eigene Karriere auf diesem Sektor erwähnt wurde: Einbruchdiebstähle, die nie aufgeklärt werden konnten. Einst war er ein ziemlich umtriebiger Dieb gewesen. Er hatte es sogar zu beträchtlichem Reichtum gebracht, bis Reign ihn Überredete, in Unternehmen und Handel zu investieren, und einen ehrlichen Mann aus ihm machte.
    Nun ja … beinahe einen ehrlichen Mann aus ihm machte. Hin und wieder brauchte jeder ein klein wenig Nervenkitzel.
    Und dies war ein solcher Moment. Es hatte etwas Belebendes, durch die Dunkelheit zu schleichen und nach dem Objekt der momentanen Begierde zu suchen. Der Triumph, wenn er es fand, das Wissen, dass er abermals unentdeckt davonkam, das war fast so befriedigend, wie seine Reißzähne in die warme Haut einer willigen Frau zu graben und ihr verzücktes Stöhnen zu hören, während er sie in sich aufsog.
    Wie würde Ivy Dearing schmecken?
    Allmächtiger! Was hatte diese Frau, das ihn so fest - und so schnell - in ihren Bann zog? Er war niemand, der sich Blut oder Sex verweigerte, doch er war auch nicht blöd. Bei seinen Mahlzeiten wie bei seinen Gespielinnen hielt er seine Gefühle hübsch heraus.
    Ivy Dearing dagegen weigerte sich, ihm aus dem Kopf zu gehen. Das war gar nicht gut. Er konnte und er wollte nicht riskieren, sich auf sie einzulassen.
    Einige Akten zu Clementine und Goldie fand er in einem Karton mit der Aufschrift MAISON ROUGE. Sicher gab es noch mehr in den Mordakten, doch weil ihm niemand sagen konnte und er nicht wusste, unter welcher Überschrift diese zu finden wären, musste er sich erst einmal hiermit begnügen.
    Der Polizeiphotograph hatte beide Mädchen so aufgenommen, wie sie entdeckt worden waren. Das war kein schöner Anblick. Saint hatte in seinen Tagen als Soldat und später als Vampir schon reichlich Gemetzel gesehen, jedoch nie verstanden, wie Menschen sich gegenseitig auf so bestialische Weise zerstören konnten. Beiden Mädchen waren die Kehlen durchgeschnitten, die Bäuche aufgeschlitzt und ihre Gebärmütter entfernt worden. Sonstige Anzeichen von Misshandlungen - sexueller oder körperlicher - gab es nicht, obwohl beide klare Fesselmale an Hand- und Fußgelenken aufwiesen.
    Während er die Berichte las und die Photographien betrachtete, hatte Saint das Gefühl, alles käme ihm seltsam bekannt vor. Die Morde erinnerten ihn an etwas, aber an was?
    Dann sah er die Notiz, die an den einen Bericht geheftet war. Es war nur ein kleiner Zettel, in einer ordentlicheren Handschrift verfasst als der Bericht selbst, und bestehend aus einer Frage: »Ist Jack wieder zurück?«
    Heiliger!
    Jemand bei Scotland Yard glaubte, Clementine und Goldie könnten von demselben Monstrum getötet worden sein, das ganz London mehr als zehn Jahre zuvor für

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