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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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schenkte ihnen Tee aus der zarten Porzellankanne ein, die auf einem niedrigen Tisch vor der Couch stand. »Jacques soll ein Geständnis verfasst haben.«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf, als sie die Tasse an ihre Lippen hob. Sie saßen mit einigen der Mädchen und Saint im Salon. Bei seiner Rückkehr vom Scotland Yard hatte er ihnen die Nachricht von Jacques’ Tod mitgeteilt. Es war noch nicht ganz Mitternacht, für das Maison Rouge also noch recht früh.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Jacques meine Mädchen ermordet hat! «
    Ivy konnte es auch nicht.
    »Schwein!«, murmelte Emily vom Kartentisch aus, wo sie mit Gemma, Anna und Mary Whist spielte. »Ich hoffe, er verrottet in der Hölle! «
    Saints Schmunzeln war weder amüsiert noch boshaft. »Anscheinend hat Emily keine Mühe, es zu glauben.«
    Ihre Mutter sagte etwas, doch Ivy hörte nicht hin. Sie beobachtete Saint. Er sah müde und abgespannt aus. Am liebsten wäre sie auf seinen Schoß geklettert und hätte ihn festgehalten. Ihn geküsst. Ihm das Versprechen abgerungen, dass er ihr nie wieder von der Seite wich …
    Weshalb sie es lieber ließ.
    Als die Constables ihn mitgenommen hatten, war sie beinahe verrückt vor Angst gewesen. Wenn sie ihn nun bis zum Morgen dort behielten? Wenn die Wahnsinnigen wiederkamen, die ihn schon einmal zu entführen versucht hatten?
    Justin war eine Weile bei ihr geblieben, doch ihr war es unangenehm, vor dem Freund um Saint zu bangen, der seine eigenen Gefühle für sie ziemlich klargemacht hatte. Also schickte sie ihn fort. Und als Saint endlich wiederkam, war sie so froh gewesen, ihn zu sehen, dass sie keinen Gedanken mehr an Justin verschwendete -
    oder an den armen Jacques.
    Ihr Mitgefühl beschränkte sich auf den Jacques Torrent, den sie gekannt hatte: den temperamentvollen, gutherzigen Künstler mit seiner Vorliebe für zotige Scherze und Opium. Nie hätte sie ihn dessen für fähig gehalten, was er getan und sogar gestanden haben sollte.
    »Danke für alles, was du für uns getan hast!«, sagte Madeline zu Saint. »Es bedeutet mir sehr viel.«
    Saint neigte den Kopf, und seine dunklen Augen funkelten. »Für dich tue ich alles, Mads.«
    Die spinnwebenähnlichen Narben auf seiner Wange und Schläfe taten seiner Schönheit keinerlei Abbruch, sondern ließen ihn nur gefährlicher aussehen. Wie seltsam, dass dieser Mann, der durch und durch wie ein Pirat, ein Wüstling aussah, so unendlich Süß, sanft und offen sein konnte!
    Nun, zumindest war er süß, sanft und offen zu ihr.
    Sie beobachtete, wie ihre Mutter eine Hand ausstreckte und Saints Oberschenkel tätschelte. Es war eine vollkommen unschuldige Geste, doch Ivy hatte Mühe, ihrer Mutter keinen Klaps auf die Finger zu geben. Saint gehörte ihr! Seit seiner Ankunft hatte er keines der anderen Mädchen angerührt, obgleich sie ihm durchaus Avancen machten. Alle im Maison Rouge wussten über die Vampire Bescheid. Sie zu nähren war eine Bedingung, wollten sie hier arbeiten und leben. Die sie ausnahmslos mit Freuden akzeptierten. Dennoch verlangte Saint nichts von ihnen.
    Warum nicht? Aus Achtung vor den Trauernden oder ihretwegen? Sie wünschte, dass Letzteres zutraf, und zugleich machte es ihr entsetzliche Angst.
    Sie fühlte sich so … unersättlich, was ihn betraf. In seinen Armen dachte sie nie darüber nach, aber in den letzten paar Tagen war ihr die schreckliche Wahrheit bewusst geworden. Zweimal hatte sie ihn beinahe verloren, und das hatte ihr ihre eigene Schwäche vor Augen geführt.
    Ihr Plan war gewesen, ihn zu verführen, doch sie hatte ihm weit mehr als ihren Körper und ihr Blut gegeben. Ivy wusste nicht, wie sie das wieder zurückbekommen sollte. Sie wusste nicht einmal, ob sie es wollte.
    »Ich vermute, du verlässt uns jetzt, da Jacques … «, Madeline zögerte, »…
    nachdem es nun vorbei ist.«
    Ivy erschrak. Sie blickte zu Saint, wobei sie sich redlich Mühe gab, ihre Furcht vor seiner Antwort zu verbergen.
    Aber er sah nicht sie, sondern ihre Mutter an. »ja, ich denke schon. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht darüber nachgedacht.«
    Jetzt blickte ihre Mutter zu ihr, und Ivy war sicher, dass sie erkannte, was ihre Tochter nicht zeigen wollte. »Ivy, Saint, entschuldigt ihr mich bitte? Emily und ich müssen noch das Menü für morgen durchgehen.«
    Zwar wirkte Emily überrascht, sie sagte jedoch nichts. Sie stand auf und folgte Madeline zu deren Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers.
    Außer Hörweite.
    Saints Mundwinkel

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