SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Medien von Terroristen oder Radikalen berichtet, die bei dem Versuch das Areal zu 'besetzten'erschossen
wurden. Die Schutztruppen waren nicht wie die normale Polizei. Sie konnten ohne
jede Vorwarnung das Feuer eröffnen, immerhin verteidigten sie den Frieden und
die Einheit Europas. Es grenzte an einen Selbstmordversuch ausgerechnet dieses
Gelände als Treffpunkt auszuwählen.
„Warum Kalemegdan?“ Ich hoffte, das
Ihsan etwas von meinen Zweifeln aufgreifen und selbst nachdenklich werden
würde.
„Das ist doch offensichtlich.“ Ich
hatte mich geirrt, konnte seinem Gedankengang aber auch nicht wirklich folgen.
„Ist es das?“
„Er möchte sicher gehen, dass nur die
Leute auf seine Nachricht reagieren, die es auch wirklich ernst meinen. Er
braucht Kämpfer auf seiner Seite, die bereit sind etwas zu riskieren.“ Für mich
klang es absurd, aber auch nicht zu weit hergeholt um es völlig auszuschließen.
„Man könnte uns erschießen,“ Wir
könnten nicht nur erschossen werden, es könnte Radu sein der die Kugeln
abfeuerte. Bei diesem Gedanken krampfte sich mein Brustkorb zusammen.
„Ich bin bereit dieses Risiko
einzugehen.“ Er klang verbittet und ich konnte es verstehen. Wir waren es beide
und wir wussten beide, dass es besser war vielleicht durch eine Kugel zu
sterben, als für den Rest unseres Lebens hilflos und abhängig zu sein. Viele
sahen das anders. Ich jedoch, hatte bereits meine ganze Familie verloren. Mich
hielt nichts davon ab dieses Risiko in Kauf zu nehmen und Ihsan gehört zu
denen, die damit rechnen mussten nicht lange unter dem Einfluss der Medikation
zu überleben. Ein Gedanke, der verzweifelt machen konnte.
„Dann bin ich es auch.“ Ich hatte ihm
sowieso schon mein Wort gegeben und ich würde Ihsan gegenüber niemals mein Wort
brechen. „Aber sag mir noch eins: Woher hast du diesen Zettel?“
„Ich kann es nicht sagen, ich hab es
versprochen.“ Mit einem Mal war ich wieder alarmiert. „Aber sei unbesorgt. Die
Quelle ist sicher, wirklich.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe gute Gründe der Quelle zu
vertrauen, bitte glaub mir einfach.“ Sekunden vergingen und ich konnte nichts
sagen.
„Vertraust du mir, Milla?“ Er sah mir
wieder direkt in die Augen und wusste, es gab darauf nur eine Antwort. Ihsan
hatte mir nie einen Grund gegeben an ihm zu zweifeln.
„Natürlich.“ Ich lächelte und es war
ehrlich gemeint.
„Okay, wir gehen morgen Nacht.“
„Okay.“
Ihsan
verabschiedete sich von mir und ging nach Hause. In meinem Kopf kreisten die
Gedanken und ich beschloss noch ein wenig an meinem Tablet-Dummie zu basteln.
Ich hoffte, dass es mich ablenken würde, aber es half nicht wirklich. Meine
Konzentration war auf einem Tiefpunkt und nach ein paar fruchtlosen Versuchen,
neue Programme zu schreiben, beschloss ich früh ins Bett zu gehen. Aber kaum
hatte ich meinen Kopf auf das Kissen gelegt, rotierten meine Gedanken wieder.
Mein Kopf begann zu schmerzen und mich über kam leichte Übelkeit. Es waren die
ersten Entzugserscheinungen der Medikation. Die letzte Injektion lag bereits
sechs Tage zurück. Das war ein guter Schnitt für mich. Viele bekamen bereits
nach vier Tagen die ersten Symptome. Aber ich wusste, es würde bald Berg ab
gehen. Ab dem achtzehnten Lebensjahr bekam man die volle Dosis, danach baute
jeder Mensch langsam ab. Bei manchen ging es schneller bei anderen langsamer.
Morgen, in der Schule, würden Ihsan und ich die nächste Auffrischung bekommen.
Bis dahin musste ich die Schmerzen aushalten. Ich wälzte mich von einer Seite
auf die andere und versuchte endlich einzuschlafen, aber es gelang mir nicht.
Ich dachte an morgen Nacht und an Boris und Radu. Ich würde beide vielleicht
nie wieder sehen und diesen Gedanken zuzulassen fiel mir leider nicht so
leicht, wie ich gehofft hatte. Ich dachte, nach dem Tod meiner Mutter könnte
mich nichts mehr wirklich treffen. Ich hatte mich geirrt. Ich dachte auch an
Ihsan und seine Mutter. Er würde definitiv mehr zurücklassen als ich und
trotzdem war er fest entschlossen. Ich konnte nicht anders als mir darüber klar
zu werden, dass ich Angst hatte. Ich hatte furchtbare Angst vor morgen Nacht.
Ich kämpfte zwar auf meine Art gegen die Regierung, doch ich war dabei nie auf
volles
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