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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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verlassen,
mein Gesicht wird das Letzte sein, was du siehst.“ Sein Blick ließ mich vor
Angst erstarren und gleichzeitig fühlte ich mich so leer, dass seine Worte
nichts in mir auslösten. Er glaubte, es würde einfach werden. Er dachte, ich
würde mich nicht wehren, doch er täuschte sich. Er wollte sich an mir Rächen
und das gleiche wollte ich. Mein Hass begann langsam die Leere auszufüllen und
er war stärker als die Angst. Branko hob die andere Hand und ich konnte sehen,
dass es ein Stahlring war, den er bei sich trug. Er war rot und hatte ein
kleines Kontrollfeld und einen Verschluss. Bevor ich überhaupt nachdenken
konnte, welchen Zweck er erfüllte, legte Branko ihn um meinen Hals und ließ den
Verschluss zu schnappen. Er hielt kurz seinen Arm an das kleine Kontrollfeld
und ein kurzes Piepen war zu hören. Für ein paar Sekunden hielt ich die Luft an
und wartete darauf, dass etwas passieren würde, doch nichts geschah.
             „Jetzt gehörst du mir.“ Er sah mir noch
mal in die Augen und fesselte meine Hände mit einem dünnen Stahlriemen. Er nahm
sich Zeit dafür. Genoss es und nahm dabei kaum seinen Blick von mir. „Gute
Reise mein Schatz.“ Ich bekam seine letzten Worte kaum mit, mein Verstand
versuchte noch immer zu begreifen, was gerade mit mir geschah und was Branko
mit mir vorhatte. Die Männer der Schutztruppe öffneten die Schiebetür zum
Wagon. In ihm befanden sich noch neun weitere Personen. Man hatte eine Kette an
ihren Halsbändern befestigt und sie so an den Wänden des Wagons fixiert. Es war
nur noch eine Kette frei. Meine. Einer der Schutztruppen drückte mich zu Boden
und befestigte die Kette an meinem Halsband.
             „Zappel‘ besser nicht rum.“ Ich
brauchte gar nicht darüber nachzudenken, warum er so etwas zu mir sagte, ich
kippte ein Stück zur Seite und als die Kette sich spannte rannte ein heftiger
Schmerz durch meinen Körper. Strom jagte durch mich hindurch und ich schrie
auf. Ich presste meinen Oberkörper gegen die Innenwand des Wagons und der
Schmerz hörte auf. Mein Atem ging heftig und meine Arme und Beine zuckten
unkontrollierbar. Solche Schmerzen hatte ich noch nie gefühlt. „Ich hab' dich
gewarnt.“ Der Mann verließ den Wagon und schloss die Tür hinter sich. Ich
konnte sie draußen noch reden und lachen hören, doch mein Verstand konnte
nichts genau fokussieren. Für einen Moment herrschte totale Dunkelheit, doch
als der Zug sich in Bewegung setzte, gingen zwei kleine Lichter an der Decke
an. Das schwache, blaue Licht gab genug Sicht, um die anderen Insassen gut
erkennen zu können. In den Ecken befanden sich Kameras. Natürlich, man wollte
sicher gehen, dass wir uns nicht zusammen taten, um Pläne zu schmieden. Oder
gab es noch einen anderen Grund für die Kameras? Es gab keine Möglichkeit aus
dem Zug zu entkommen, soviel schien sicher zu sein. Warum wollte man uns also
im Auge behalten? Ich sah mich weiter um und schaute mir dabei jede einzelne,
der anderen neun Personen an. Soweit ich es erkennen konnte, waren es drei
Frauen und sechs Männer. Einer der Männer hing leblos an seiner Kette. Sie war
durchgespannt, aber es schien kein Strom durch seinen Körper zu laufen. Sie
hatten ihn scheinbar abgestellt. Entweder war er tot oder fast tot. Wenn er
noch am Leben war, würde er das Ziel unserer Reise vermutlich nicht mehr
erreichen. Die anderen Männer waren in unterschiedlicher Verfassung. Zwei von
ihnen waren deutlich älter als ich. Einen von ihnen schätzte ich auf 60,
trotzdem wirkte er kräftig und fit. Er hatte ein blaues Auge und eine
aufgerissene Lippe. Vermutlich hatte er sich gewehrt und wurde verprügelt. Der
andere war ungefähr 40. Er war groß und dürr. Sein Haar hing ihm in fettigen
Strähnen ins Gesicht und sein Blick war glasig und leer. Er hatte abstehende
Ohren und ein markantes Kinn, dass er die ganze Zeit hin und her schob, als
wollte er etwas zwischen seinen Zähnen zermahlen. Von seinem bloßen Anblick
lief mir ein Schauer über den Rücken. Die anderen drei Männer waren vermutlich
in meinem Alter. Einer von ihnen war sogar deutlich jünger, fast noch ein Kind.
Er konnte nicht älter als sechzehn oder siebzehn sein. Er hatte blondes Haar
und eine spitze Nase. Er hielt als einziger seine Augen geschlossen. Sein
Gesichtsausdruck war entspannt und er machte von allen den gesündesten
Eindruck. Die anderen beiden sahen aus wie Brüder. Sie hatten beide dunkles
Haar, dunkle Augen und breite Schultern. Beide

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