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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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mir dumm vor, so lange geglaubt zu haben, die Menschen in
Europa seien alle blind. Wieder gingen wir durch eine Tür und ich befand mich
wieder einmal in einem Krankenzimmer ohne Fenster, wie schon damals, als ich
Petak zum ersten Mal traf. Einer der Männer gab mir die Anweisung, mich auf die
Liege zu setzen. Es gab kein richtiges Bett und nur wenige Möbel. In jeder Ecke
standen medizinische Geräte, die schon alt und völlig abgenutzt aussah.
Scheinbar wurden hier nur Gefangene behandelt. Eine ganze Weile verging und
nichts passierte. Die beiden Männer redeten auch jetzt kein Wort. Ein kleiner
Mann mit unnatürlich vollem Haar und gestrafften Gesichtszügen betrat plötzlich
den Raum. Er trug einen weißen Kittel und einen kleinen, grauen Koffer. Er
öffnete ihn und holte, ein Injektionsgerät heraus. Ich rührte mich nicht, doch der
Anblick löste in mir nach wie vor einen Schock aus. Ohne mich anzusehen,
drückte er meinen Kopf zur Seite und legte die Kanüle an meinen Hals. Ich
spürte ein kurzes Stechen und Sekunden später fühlte ich mich schwach und
benommen. Es ging ganz schnell. Nur Sekunden vergingen, und ich hatte keine
Kontrolle mehr über meine Gliedmaßen.
    Was
in den nächsten Stunden passierte, bekam ich nur noch sehr schemenhaft mit. Der
Arzt versiegelte die Schnittwunden an meinen Händen und versorgte auch die
Wunde an meinem Arm. Ich bekam es zwar nicht mehr genau mit aber ich hatte
nicht das Gefühl, dass er eine Kugel entfernt hätte. Die Männer verließen den
Raum und der Dämmerzustand hielt noch eine ganze Weile an. Ohne eine Idee, wie
lange ich schon in diesem Raum war, kam ich langsam wieder zu mir. Mein rechter
Arm und meine Finger waren bandagiert. Ich sprang sofort auf und lief zur Tür.
Sie war verschlossen.
             „Verdammt.“ Mir wurde klar, ich konnte
nichts anderes tun, als warten. Ich setzte mich wieder auf die Liege und sammelte
meine Gedanken. Khargins Worte waren unmissverständlich. Sie würden Aljoscha
und mich in eine dieser Todesstädte bringen. Wir sollten auf jeden Fall
sterben. Mir war nur nicht klar, warum wir jetzt hier waren. Warum brachte man
uns erst hier her und nicht gleich in eine Todesstadt? Warum versorgte man
meine Verletzungen? Sie taten es bestimmt nicht aus gutem Willen. Vermutlich
wollten sie, dass ich eine Chance hatte, mich zu wehren. Was für einen Nutzen
hat eine Person als Übungsobjekt, wenn sie keine Stunde überleben konnte. Ein
anderer Grund fiel mir nicht ein. Es konnte also nur eine Frage der Zeit sein,
bis man uns von hier wegbringen würde. Dann gab es aber auch keine Garantie,
dass Aljoscha und ich in die gleiche Stadt gebracht würden. Wahrscheinlich
beabsichtigten sie sogar fest, uns zu trennen. Mir wurde klar, je weniger von
den Rebellen an einem Ort sich kannten, desto schwerer war es, sich zu
organisieren und demnach auch eine längere Zeit zu überleben, oder vielleicht
sogar zu entkommen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie mich abholen
würden. Ich wollte so vorbereitet wie möglich sein. Es galt, keine Schwäche und
keine Angst zu zeigen. In meinen Gedanken, ging ich durch, was alles dort
passieren könnte, wie sie mich hin bringen würden und was ich tun konnte um zu
überleben. Mir fehlte jegliche Erfahrung für solche Situationen. Ich hatte nie
ein Überlebenstraining gehabt. Ich konnte nicht schießen und war auch nicht gut
im Klettern. Dazu kam jetzt auch noch Höhenangst, von der ich lange nicht
einmal wusste, dass ich sie besaß. Ich hatte noch nicht einmal längere Zeit in
der Wildnis verbracht. Nur in Novi war ich wirklich auf mich allein gestellt
und eine besonders gute Figur habe ich dort nicht abgegeben. Das alles würde
mir in einer dieser Städte ganz sicher nicht weiterhelfen, aber ich wusste auch
nicht, wie es da drinnen aussah. Vielleicht war von einer Stadt nicht mehr viel
übrig. Zumindest war ich körperlich fit. Ich war nicht in Bestform, doch ich
war eine schnelle Läuferin, wenn es sein musste konnte ich leise sein und mich
auch schnell verstecken. Es war bei mir ganz so, als würde mein Kopf in
Stresssituationen ausschalten und mein Körper instinktiv für mich handeln. Bis
jetzt hatte mir das das Leben gerettet. Es war nicht viel, aber vielleicht
reichte es, damit ich lang genug überleben konnte, um Aljoscha zu finden. Oder
falls er tatsächlich nicht da war, jemand anders. Einen Verbündeten, der mit
einer Waffe umgehen konnte. Das war vermutlich die einzige Chance, lang genug
zu

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