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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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Vielleicht war es gar nicht zu
schaffen, trotzdem musste ich es versuchen, sonst hätte ich keine Chance. Ich
nickte nur langsam, es galt mehr mir selbst, doch Veit drückte leicht meine
Schulter, also wollte er mir Zuversicht zusprechen.
    Wir
blieben noch eine Weile in der Bahnstation und versuchten etwas Schlaf zu
bekommen. Ich fühlte mich zwar sicher mit jemandem an meiner Seite, wirklich
schlafen konnte ich trotzdem nicht. Nach einer Weile merkte Veit auch an,
besser nicht zu lange in dem unterirdischen Tunnelsystem zu bleiben. Wir
mussten damit rechnen, dass Schutztruppen oder Soldaten die Schienen abliefen
um Leute wie uns zu finden, die sich hier versteckten. Wir machten uns auf den
Weg und verließen den Tunnel durch den gleichen Eingang, durch den ich auch
gekommen war. Draußen war es immer noch dunkel und es roch verbrannt. Von dem
Feuer war nichts mehr zu sehen und es regnete wieder. Vermutlich konnten sich
die Flammen nicht lange halten, denn alles war durch den anhaltenden Regen
völlig durchnässt. Ich wunderte mich, warum der Tunnel, in dem wir die letzten
Stunden verbracht hatten, nicht überflutet war, aber nach dem wir noch ein
Stück gegangen waren, sah ich den Grund. Wir befanden uns auf einer Anhöhe.
Diese Stadt war, genau wie meine Heimatstadt, zum Teil einen Hügel hinauf
gebaut. Von unserem jetzigen Punkt aus, konnte ich den unteren Teil sehen, der
zu großen Stücken tatsächlich unter Wasser stand. Ich konnte es in der
Dunkelheit nicht gut erkennen aber von den Mauern strahlten Scheinwerfer in die
Stadt und das Licht wurde vom Wasser reflektiert. Es war ein unwirklicher Anblick.
Alles wirkte friedlich, fast normal. In der Nacht sah alles aus, wie in einer
normalen Stadt. Veit zeigte in die Ferne.
             „Da ist die Schleuse“ Ich folgte seinem
Finger, konnte aber nichts erkennen. „Und siehst du das?“ Er zeigte auf einen
anderen Punkt, wieder konnte ich nicht genau erkennen, worauf er deutete. „Da
ist eine Kirche mit einem Kupferdach.“ Ich konnte den Glockenturm erkennen und
versuchte auszumachen, wie man dorthin gelangen konnte. „Falls irgendetwas
passieren sollte, versuchen wir uns an dieser Kirche wieder zu treffen. Sollte
man uns trennen, werde ich dort in der Nähe auf dich warten.“ Ein Glockenturm. Super. Noch eine Härteprobe für mich, falls ich da rauf müsste. Meine
verfluchte Höhenangst war ein Schwachpunkt, den ich nicht ertragen konnte. Ich
prägte mir den Standort gut ein, wenn ich nah genug kommen konnte, würde ich
den Glockenturm sehen. Wieder fielen irgendwo Schüsse, doch diesmal hatte ich
schon keine Angst mehr. Sie waren weit weg und selbst wenn sie es nicht wären,
Panik half mir nicht. Ich sah mich nur kurz um und richtete meinen Blick dann
wieder geradeaus. Veit setzte sich in Bewegung und hielt konstant ein schnelles
Tempo. Er lief nicht, aber es war nahe dran. Immer wieder bog er unerwartet ab
und lief durch kleine Seitenstraßen. Ich hatte am Anfang Mühe mit ihm Schritt
zu halten und ihn nicht zu verlieren, doch nach einer Weile hatte ich mich an
das Tempo gewöhnt. Veit hatte die Waffe immer im Anschlag und den Finger am
Abzug. Der Regen kroch mal wieder rasch durch die Kleidung und ich begann zu
frieren.
             „Wohin gehen wir eigentlich?“ Ich hatte
keine Zweifel daran, dass Veit wusste was er tat, doch ich wollte es auch
wissen.
             „Wir suchen Soldaten mit einem
Fahrzeug. Die haben meistens das schwere Gerät, nen' Arsch voll Munition und
anderen Kram bei sich. Man nennt sie auch Piranhas.“ Nen' Arsch voll ?Wie viel sollte das genau sein? Und Piranhas ? Das stimmte mich auch
nicht besonders optimistisch. Ich wollte ihn fragen, ob es nicht noch eine
Alternative gab, doch ich hatte das Gefühl, die Antwort zu kennen. Die Sonne
ging langsam wieder auf, aber es blieb düster und der Regen hielt an. Da ich
schon wieder durchnässt war, hatte ich auch nicht das Gefühl, die
Sonnenstrahlen würden mich wärmen. Innerlich stellte ich mich auf eine lange,
vielleicht sogar erfolglose Suche ein. Dem war nicht so. Wir blieben stehen und
Veit sah um eine Ecke, dann drehte er sich vorsichtig zu mir und gab mir ein
Zeichen leise zu sein. Ich hielt ganz still und wartete auf ein weiteres
Zeichen von ihm, dabei fiel mir auf, dass sich sein Zustand verschlechtert
hatte. Er war blass und schwitzte. Es war nicht einfach nur Regen auf seinem
Gesicht, das erkannte ich schnell. Sein Atem ging schwer. Ich war mir

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