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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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doch ich konnte
nicht. Vielleicht war es noch nicht zu spät ihr Leben zu retten. Ich war kaum
verletzt und hatte Waffen bei mir. Würde ich einfach gehen, wäre sie verdammt
und ich hätte eine Mitschuld. Aljoscha und Veit hatten beide ihr Leben riskiert
um mir zu helfen. Ich durfte nicht feige sein, sonst würde ich nie von hier
entkommen und hätte es vor allem auch nicht verdient. Ich legte den Finger um
den Abzug meiner Waffe und suchte den Eingang zum Gebäude. Ich blieb noch
einmal stehen und versuchte mir vorzustellen, was mich da drin erwarten konnte.
Vielleicht waren das die letzten Minuten meines Lebens. Es war so gut wie
gewiss, dass sich da drin ein Mörder mit seinem nächsten Opfer befand.
Vielleicht waren es sogar mehrere und ihr Opfer bereits tot. Meine Hilfe käme
zu spät und ich wäre ihr nächstes Ziel. Ich legte die Waffe nieder und nahm den
Rucksack ab. Vorsichtig, holte ich einen der Nervengasbehälter heraus und
steckte ihn in die Tasche meiner Jacke. Ich setzte den Rucksack wieder auf,
nahm meine Waffe und ging weiter. Ich würde zumindest nicht einfach so sterben.
Vielleicht war es verrückt, aber 24 Stunden in dieser Todesstadt hatten
gereicht, um meine Grenzen für verrückt und normal verschwimmen zu lassen.
Nichts war mehr normal. Genauso wenig war für mich noch irgendetwas zu absurd,
um hier nicht passieren zu können. Kaum war ich um die Ecke des Gebäudes,
konnte ich den Eingang sehen. Es war eine große Stahltür, die einen Spalt breit
offen stand. Es war vermutlich nicht der einzige, der in das Gebäude führte,
aber wenn ich wirklich das Leben dieser Frau retten wollte, hatte ich keine
Zeit nach ihnen zu suchen. Ich ging lautlos hinein und ein widerlicher Gestank
von Fäulnis und Verwesung schlug mir entgegen. Dieser ätzende Geruch war mir
sehr vertraut. Ein älterer Mann aus meinem Wohnkomplex starb vor einigen Jahren
unerwartet im Schlaf. Er hatte keinen wirklichen Kontakt zu irgendwem gehabt
und so vermisste man ihn auch nicht. Erst, als der Gestank aus seiner Wohnung
unerträglich wurde und sogar Ratten anlockte, fand man ihn. Die Wohnung stand
seither immer leer, denn den Geruch des Todes bekam man einfach nicht richtig
weg. In dieser Halle war es noch um ein Vielfaches schlimmer. Es trieb mir die
Tränen in die Augen und mein Magen spielte sofort verrückt. Ich wollte beide
Hände an der Waffe lassen, doch nach wenigen Schritten konnte ich schon nicht
mehr. Ich zog den Ärmel meiner Jacke über die Hand und schützte Mund und Nase
damit, so gut es ging. Die Fäulnis trieb mir bereits Tränen in die Augen. Es
gab nur einen Weg zum nächsten Teil des Gebäudes. Große Gummilappen hingen vor
dem Durchgang und bildeten so was, wie einen Vorhang. Eine richtige Tür gab es
nicht. Ich drückte einen der schwarzen Lappen mit meine r Schulter bei Seite und
schlüpfte durch. Was ich im nächsten Raum sah, jagte einen Schock durch meine
Glieder. Mit aller Kraft musste ich gegen den Impuls ankämpfen, einfach davon
zu laufen. Die Fliesen am Boden waren bedeckt von eingetrockneten Blutresten
und von der Decke hingen massive Stahlketten mit Fleischerhaken an den Enden.
In der Mitte des Raumes befanden sich zwei lange Tische, auf denen Fleischreste
in eingetrockneten Blutlachen lagen. In der Nähe der Tür, standen zwei große
Metallcontainer ohne Abdeckung. Sie waren scheinbar auch die Quelle für den
unerträglichen Gestank. Das hier war ohne jeden Zweifel einmal eine Fleischerei
für Großvieh. Bei dem Gedanken, was hier jetzt geschah, konnte ich den
Brechreiz kaum noch unterdrücken. Mir wurde schwindelig und heiß. Ich war mir
nicht sicher, ob ich die Nervenstärke hatte, das hier auszuhalten, aber ich
zwang mich dazu weiter zu gehen. Ich hielt für einen Moment die Luft an und
erreichte die Tür. Alles in mir wehrte sich und doch konnte ich mich nicht
davon abhalten, einen Blick in einen der Container zu werfen. Zuerst sah ich
nur Haare und Blut, dann erkannte ich, was es war. Die Reste eines Mannes, ohne
Arme, ohne Beine und vom Hals bis zum Bauch ausgenommen. Seine gebrochenen
Rippen ragten aus seinem Brustkorb hervor und ich konnte sehen, wie sich im
Innern etwas bewegte. Ich riss mich los und stürmte durch die Tür. Ich hatte
höchstens für zwei Sekunden auf die Reste des Leichnams gesehen, aber wusste
sofort, ich würde den Anblick nie wieder vergessen. Mein Verstand war erneut
wie ausgeschaltet, als ich durch den schmalen Gang auf der anderen Seite der
Tür lief. Am anderen

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