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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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schwer zu sagen, ob er noch
am Leben war. Der andere war wesentlich kleiner und doch wirkte er am
gefährlichsten auf mich. Brandnarben entstellten eine Hälfte seines Gesichtes
und sein Blick wirkte kalt und ohne jede Emotion. Für mich bestand kein
Zweifel, er tötete, weil er es konnte. Die anderen beiden folgten ihm
wahrscheinlich nur. Er war es auch, der sofort eine Waffe auf mich richtete.
Mein Herz machte im selben Moment einen Aussetzer und meine Instinkte
überholten meinen Verstand. Ich wusste gar nicht wie oder wann ich zu meiner
Waffe gegriffen hatte, doch auch ich zielte bereits auf ihn. Diese Situation, sie
brachte sofort Erinnerungen an den Todeskampf hoch, in dem ich mich noch vor
wenigen Stunden befand. Wieder stand ich zwei Männern gegenüber und einer von
ihnen zielte mit einer Waffe auf mich. Nur diesmal standen sie zu weit von mir
entfernt, als dass einer nach meinem Gewehr greifen konnte und ich hatte Zeit
zum Denken. Mir fiel nur nichts ein. Ich wusste nicht, was ich jetzt noch tun
konnte. Würde ich schießen, würde er schießen, nur waren seine Chancen mich zu
treffen höher als umgekehrt. Vermutlich hatte der Glatzkopf auch noch eine
Waffe, die er ziehen würde, sobald ich einen Schuss abfeuerte und dann wäre ich
erledigt und die junge Frau bei mir ebenfalls. Ich wollte nicht so enden wie
die Fremde, deren Schreie mich hierher geführt hatten. Sterben zu müssen war
eine Sache. Langsam und qualvoll zu sterben eine völlig andere.
             „Lass die Waffe fallen, Mädchen. Du
hast keine Chance. Glaub mir.“ Mit einer langsamen Bewegung hob er die Hand und
öffnete seine Jacke ein Stück. Darunter war eine kugelsichere Weste. Der
Anblick war wie ein Schlag in mein Gesicht. Die ganze Zeit hatte ich mich
gefragt, wie die Soldaten damals, all diese Kugeln aushalten konnten. Wie
konnte mir das nicht auffallen? Mein Kopf wurde auf einen Schlag völlig leer.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Konnte ich ihn treffen? Ich wäre nicht
schnell genug für beide. Plötzlich durchbrach ein Stöhnen die Stille. Der Mann
von der Schutztruppe war nicht tot, er kam gerade zu sich. Für den Bruchteil
einer Sekunde waren die beiden Männer abgelenkt. Ich dachte an die Dose in
meiner Tasche, aber würde ich den Stift ziehen und sie werfen, hätten die
beiden vielleicht genug Zeit zu fliehen. Wenn es sich verhielt, wie die Gase,
die ich kannte, dann würde es sich zuerst auf dem Boden absetzten und diese
Halle war groß. Ich hatte keine Zeit mehr, also tat ich das einzige, was
vielleicht funktionieren würde und warf die Dose in ihre Richtung. Sie landete
direkt vor ihren Füßen und beide zuckten kurz zusammen, bevor ihnen klar wurde,
dass sie nicht entsichert war. Der Kurze lachte und der Glatzkopf ließ das Bein
der Schutztruppe los und hob die Dose auf. Ich flehte innerlich es möge
klappen, es war der letzte Strohhalm.
             „Schätzchen, du musst den Stift raus
ziehen, wenn du uns damit umbringen willst.“ Noch während er den Satz zu Ende
sprach zielte ich bereits auf die Dose und seine Augen wurden groß, als er
realisierte, was ich vorhatte. Ich drückte den Abzug und das Gewehr feuerte
los, mehrere kurze Schüsse hinter einander. Ein Schmerz in meinem Oberarm warf
mich zurück, dann hörte ich es knallen. Die Dose explodierte förmlich in der
Hand des Mannes und das gelbliche Gas schoss ihnen entgegen.
             „Halt die Luft an!“ Mit diesen Worten
packte ich die junge Frau am Oberarm und lief los in Richtung des Ausgangs. Mit
meiner freien Hand schlug ich die Gummilappen beiseite und lief in die
Richtung, aus der mir ein kalter Windzug entgegen kam. Es kam mir so vor, als
würden wir in Zeitlupe durch die riesige Halle laufen, doch dann erreichten wir
endlich den Ausgang. Ich blieb nicht stehen, sondern lief immer weiter. Diesmal
behielt ich die Umgebung im Auge und rannte zum roten Schornstein. Erst, als
wir ihn erreichten, blieb ich stehen. Mein Finger war immer noch um den Abzug
der Waffe gelegt und ich schnappte nach Luft. Es dauerte ein paar Minuten, bis
ich den Schmerz in meinem Oberarm realisiert und dann das Blut sah. Ich war
getroffen. Vor Schock sackte ich auf den Boden, ließ die Waffe fallen und griff
mir an den Arm. Der Schmerz wurde heftiger.
             „Lass mich das ansehen.“ Die junge Frau
kam zu mir und zog mir Rucksack und Jacke aus. Sie sah sich vorsichtig meine
Wunde an. Ihr Blick war völlig konzentriert, obwohl wir gerade

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