Salvatore, R.A. - Todfeind2
Betrug!«
Gwydre hielt inne und hob die Hand, um den erregten Bransen zum Schweigen zu bringen. »Wie Ihr meint.«
»Ihr lasst mich ziehen?«
»Nein, das kann ich nicht, obwohl ich es gerne täte – wegen Euch und wegen all der Soldaten«, sagte sie. »Es steht zu viel auf dem Spiel, daher bestehe ich darauf, dass Ihr hierbleibt.«
»Dawson McKeege wäre sicher stolz auf Euch«, erwiderte Bransen mit unnachgiebigem Sarkasmus.
»Ich lasse nicht zu, dass sich dieser Krieg bis in den Winter zieht«, sagte Lady Gwydre, wandte sich um und ging weiter. Bransen folgte ihr. »Die Kälte nützt meinen Feinden.«
»Bitte, beendet ihn.«
»Ich erwäge, einen Trupp ausgewählter Krieger zusammenzustellen, der tief in feindliches Gebiet eindringen soll, vielleicht, um die Bestie zu enthaupten. Die Horden werden durch den reinen Willen und die Bösartigkeit von Altvater Badden zusammengehalten, einem höchst unangenehmen Samhaistaner.«
»Eine viel zu übertriebene Beschreibung, nach dem, was ich gesehen habe.«
»In der Tat«, pflichtete ihm Lady Gwydre bei. »Stimmt Ihr mir grundsätzlich zu?«
»Ihr wollt mich bitten, diesem Angriffskommando beizutreten.«
»Ich möchte allerdings, dass Ihr das tut.«
Bransen blieb stehen, Lady Gwydre ebenfalls. Sie ließ den Blick in die Runde schweifen und gab ihm alle Zeit, die er brauchte, um es sich zu überlegen.
»Wie weit und wie lange?«, fragte er.
»Irgendwo im Norden«, erwiderte sie. »Wahrscheinlich eine Reise von mehr als zwei Wochen – und das auch nur, falls der Feind Euch nicht bemerkt.«
»Wenn ich gehe und wenn diese Bestie, Altvater Badden, tot ist, bekomme ich meine Freiheit zurück«, sagte Bransen. »Selbst wenn dieses Attentat Euern Krieg nicht beenden sollte, wie Ihr hofft. Bekomme ich dann meine Freiheit mit Euerm Segen und der Erlaubnis, ungehindert nach Süd-Honce zurückkehren zu können? Und Ihr sorgt für ein Schiff, um meine Familie nach Hause zu bringen.«
»Ihr befindet Euch keineswegs in der Position zu feilschen.«
»Und trotzdem tue ich es. Selbst wenn es diesen Krieg nicht beendet, Altvater Badden zu töten, so will ich doch meine Freiheit zurück.«
»Ihr werdet nicht weggehen«, sagte Lady Gwydre.
»Wenn Ihr das glaubt, dann habt Ihr nichts zu verlieren.«
»Dann sind wir uns einig«, sagte sie. »Bringt mir den Kopf von Altvater Badden, und ich werde Dawson McKeege veranlassen, Euch zur Kapelle Abelle zu bringen – zusammen mit meinem Gebot, Euch Eure früheren Untaten zu vergeben, wobei ich allerdings nicht dafür garantieren kann, dass sich die südlichen Fürsten und die Kirche an diese Zusage halten werden.«
»Das lasst nur meine Sorge sein.«
Lady Gwydre sah ihn noch einem Augenblick lang an, ehe sie ihren Mantel am Hals zusammenraffte und mit der Andeutung eines Kopfnickens fortging.
Bransen stand lange Zeit da und schaute ihr nach. Dabei dachte er, dass er jetzt wenigstens einen Weg vor sich hatte, einen Ort, der ihn hoffen ließ, dass dies alles in nächster Zukunft ein Ende hätte.
Ihm war jedoch nicht klar, dass sich Altvater Badden als der gefährlichste Gegner erweisen würde, dem er je gegenübergetreten war.
17
GEWISSENSFRAGEN
Sie schlugen den Angriff zurück, allerdings nicht ohne Verluste, denn bei dieser letzten Attacke der zu allem entschlossenen Alpinadoraner wurden mehrere Brüder schwer verwundet, darunter einer lebensgefährlich. Die Verluste der Alpinadoraner waren sogar noch höher, da viele vom Kampfplatz weggetragen wurden.
»Narren!«, schimpfte Pater De Guilbe und drohte der abziehenden Horde mit der Faust. Keiner der Mönche in seiner Umgebung wagte auch nur eine Bemerkung zu machen, denn noch nie hatten sie ihren Führer derart fassungslos erlebt. »Werden wir Euch alle töten müssen? Ist dies die Entscheidung, die Ihr uns aufzwingt, närrischer Teydru? Wenn Ihr so besorgt um Eure Herde seid, warum werft Ihr sie dann den hungrigen Wölfen zum Fraß vor?«
Zu diesem Zeitpunkt waren fast alle Alpinadoraner in ihr Lager am Seeufer zurückgekehrt, und obgleich De Guilbe aus Leibeskräften brüllte, war es ziemlich offensichtlich, dass sie ihn nicht gut genug hören konnten, um seine Worte zu verstehen. Dennoch schimpfte er noch lange weiter und richtete seine Vorwürfe vorwiegend gegen Teydru, ehe er sich schließlich zu seinen eigenen Brüdern umwandte.
»Idioten!«, wiederholte er noch einmal zähnefletschend, und viele Brüder nickten zustimmend. Einer flüsterte: »Sie
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