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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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werden nicht durch unsere Mauern brechen«, wie der Pater von Anfang an verkündet hatte.
    Pater De Guilbe atmete tief durch, lehnte sich dann gegen die Brustwehr und ließ die Anspannung aus seinem kampfesmüden Körper heraussickern. »Wir werden bis tief in die Nacht mit den Seelensteinen tätig sein«, sagte er hauptsächlich zu Giavno. »Richtet einen Schichtdienst ein und sorgt dafür, dass unsere Verwundeten von morgens bis abends betreut werden.«
    »Natürlich«, erwiderte Bruder Giavno mit einer respektvollen Verbeugung.
    »Falls sie heute noch einmal angreifen sollten, geht sparsam mit Euren magischen Kräften um«, richtete Pater De Guilbe das Wort an alle. »Lasst uns dafür sorgen, dass wir ausreichend Energie zur Verfügung haben, um unsere Verwundeten zu heilen. Treibt die Narren mit Steinen und heißem Wasser zurück.«
    Damit machte er kehrt und ging zur Leiter, über die er in den Innenhof der Kapelle gelangen sollte. Er war allerdings kaum die ersten Sprossen hinabgestiegen, als einer der Brüder hoch oben auf dem Hauptturm rief: »Sie brechen das Lager ab!«
    Pater De Guilbe stand einen Augenblick lang reglos da und schaute zu dem Mann hoch, wie auch alle anderen es taten, ehe sie allesamt zur Mauer eilten, um sich das Spektakel anzusehen.
    Ganz so wie der Ausguck gemeldet hatte, sahen sie, wie Zelte abgebaut wurden und im Lager der Barbaren eine aufgeregte Geschäftigkeit ausbrach.
    »Wohin bringen sie ihre Vorräte?«, rief Pater De Guilbe zum Ausguck hinauf.
    »Zu den Schiffen!«, antwortete er aufgeregt. »Zu den Schiffen! Sie gehen auf ihre Schiffe!«
    Pater De Guilbe hielt kurz inne, dann drehte er sich zur Mauer um und blickte hinaus zum fernen Lager. »Haben wir am Ende doch noch ihren Willen gebrochen?«, fragte er leise, und alle, die ihn umstanden, verliehen ihrer Hoffnung murmelnd Ausdruck.
    Kurz danach versammelten sich alle Brüder der Kapelle Isle – außer jenen, die die Verwundeten bereits mit der Seelenstein-Magie behandelten – auf dem höchsten Punkt der südlichen Festungsanlagen und schauten voller Hoffnung zum Seeufer. Innerhalb einer Stunde nach Ende der Schlacht wurden auf den ersten alpinadoranischen Schiffen die Segel hochgezogen, die ersten Paddel tauchten in die warmen Fluten des Mithranidoon. Gleichzeitig brach überall in der Kapelle großer Jubel aus.
    »Vielleicht sind sie doch nicht so dumm, wie wir angenommen hatten«, sagte Pater De Guilbe zu Bruder Giavno, und beide Männer lächelten bei dem Gedanken, dass sie diese schwere Prüfung vielleicht überstanden hatten.
    Die Siegesfreude wurde jedoch schon bald erheblich getrübt, als ein atemloser junger Mönch in Pater De Guilbes Audienzzimmer stürmte.
    »Sie sind weg!«, stammelte er.
    »Sie?«, fragte Bruder Giavno, ehe De Guilbe einen Ton herausbrachte.
    »Die Barbaren!«, erklärte der junge Mann.
    »Ja, wir haben gesehen, wie sie das Lager abgebrochen haben«, sagte Giavno.
    »Nein, nein«, stotterte der Mann und bemühte sich, zu Atem zu kommen, um fortfahren zu können. »Die Barbaren in unserem Verlies. Sie sind fort!«
    »Fort …?« Diesmal fragte Pater De Guilbe als Erster.
    »Aus ihrer Kammer und den Tunnel hinunter. Die Tür zum Teich war offen, das Gitter wurde gelöst«, berichtete der Mönch. »Sie sind verschwunden! Durchs Wasser und hinaus, ganz bestimmt.«
    De Guilbe und Giavno wechselten besorgte Blicke.
    »Jetzt wird auch klar, weshalb unsere Feinde ihr Lager abgebrochen haben und verschwunden sind«, fügte Bruder Giavno hinzu.
    Pater De Guilbe war bereits unterwegs – aus der Halle hinaus und die Treppe hinunter. Als sie aus dem Turm kamen und zu den unteren Bereichen eilten, entdeckte Giavno Bruder Cormack und winkte ihm, sie zu begleiten.
    »Das ist meine Schuld«, sagte Cormack plötzlich, als sie das verlassene Verlies betraten.
    Die anderen sahen ihn an.
    »Ich hätte ihre List durchschauen müssen«, erklärte Cormack. »Ihre Weigerung zu essen.«
    »Was wisst Ihr darüber?«, fragte Bruder Giavno.
    »Es war ein Zauber, erkennt Ihr das nicht?«, fragte Cormack. »Sie haben nicht aus Protest gehungert, weil sie lieber sterben wollten, anstatt zu unserem Glauben überzutreten. Auf Geheiß ihres Schamanen haben sie gehungert, damit er oder einer von ihnen dünn genug wurde, um aus seinen Fesseln zu schlüpfen. Oh, wir hätten es wissen müssen!«
    »Dummes Geschwätz!«, sagte Giavno.
    »Lasst ihn fortfahren«, bat Pater De Guilbe.
    Cormack hob die Arme und schüttelte den Kopf.

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