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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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wortlos an, und er wusste wirklich nicht, was er sagen sollte. Er ging die Unterhaltung mit Milkeila in Gedanken noch einmal durch und begriff sehr schnell, dass ein lauschender Giavno mehr als genug gehört hatte, um jeden Zweifel zu beseitigen oder jeden Protest zu entkräften, den er jetzt noch äußern könnte. So stand er da und nahm Pater De Guilbes Wutausbruch hin, und er kam sich dabei völlig leer vor und ließ nicht zu, dass ihn die Gehässigkeit berührte.
    »Wie konntet Ihr uns nur so verraten?«, fragte Pater De Guilbe. »Männer sind gestorben, um diesen Schatz zu schützen: die Seelen von vier alpinadorischen Barbaren. Vier Eurer Brüder sind tot, und der Fünfte folgt ihnen vielleicht schon bald! Was wollt Ihr ihren Familien sagen? Ihren Eltern? Wie wollt Ihr ihnen erklären, dass ihre Söhne sinnlos gestorben sind?«
    »Zu viele sind gestorben«, sagte Cormack, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch im Raum wurde es vollkommen still, als er zu sprechen begann. Alle hörten ihn sehr gut. »Zu viele hätten noch sterben müssen.«
    »Wir hätten sie festgehalten«, beharrte Bruder Giavno.
    »Dann hätten wir alle ermordet«, erwiderte Cormack. »An einer solchen Tat ist sicher nichts Heiliges. Der heilige Abelle …«
    Der Name war kaum über seine Lippen gedrungen, als ein Blitz aus Pater De Guilbes Hand hervorzuckte und Cormack rückwärts gegen den Türpfosten schleuderte. Er sackte zu Boden, wusste nicht mehr, wo er war, und wand sich vor Schmerzen.
    »Zieht ihn aus und fesselt ihn im Hof«, befahl Pater De Guilbe, und Giavno winkte zwei Mönche heran, damit sie den gefallenen Mann aufhoben.
    Während Cormack weggeschleift wurde, sah Bruder Giavno Pater De Guilbe in die Augen. »Zwanzig kräftige Schläge«, wollte De Guilbe schon sagen, aber er hielt inne und berichtigte sich: »Fünfzig. Und mit Stacheln …«
    »Das wird ihn so gut wie sicher töten.«
    »Dann stirbt er eben. Die Strafe soll ohne Mitleid oder irgendeine Erleichterung verabreicht werden. Prügelt ihn, bis Ihr müde werdet, dann reicht die Peitsche dem stärksten Bruder in der Kapelle. Fünfzig Schläge – nicht weniger, wobei es mir gleich ist, ob Ihr die Strafe überzieht. Wenn er nach vierzig Hieben tot ist, verabreicht die letzten zehn seinem toten Leib.«
    Bruder Giavno hörte eine tiefe Zerknirschung aus Pater De Guilbes Stimme heraus, und er fühlte mit ihm. Diese Sache war weder angenehm noch erfreulich, aber sie war nötig. Cormack, dieser Narr, hatte seine Wahl getroffen, und er hatte seine Brüder zum Wohle von Barbaren verraten – Barbaren, die die Kapelle Isle während seiner Tat angriffen!
    Das durfte nicht geduldet werden.
    Bruder Giavno nickte ernst und wandte sich zum Gehen. Ehe er an der Tür war, sagte De Guilbe zu ihm: »Sollte er die Prügel überleben – oder auch wenn nicht –, dann legt ihn in ein kleines Boot und schleppt ihn hinaus auf den See. Überlasst ihn dort den Trollen oder den Fischen oder den Aasvögeln. Bruder Cormack ist für uns schon jetzt gestorben.«
    Mehr als zwei Stunden später wurde der halb bewusstlose Cormack unsanft in das kleinste und schlechteste Boot aus der kleinen Flotte der Kapelle Isle geworfen, das in der flachen Brandung am Rand der Insel schaukelte.
    »Ist er schon tot?«, fragte ein Mönch die Gruppe, die sich um das Boot versammelt hatte.
    »Wen kümmert’s?«, antwortete ein anderer mit abfälligem Schnauben – was ziemlich genau die herrschende Stimmung wiedergab. Viele dieser Männer waren mit Cormack befreundet gewesen, einige hatten sogar zu ihm aufgeschaut. Aber sein Verrat war eine tiefe Wunde für sie alle und eine viel zu frische Offenbarung für jeden, um noch einen Rückzieher zu machen und die Angelegenheit unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten als dem harten Urteil, das Pater De Guilbe ausgesprochen hatte.
    Denn andere Freunde von ihnen, wie Bruder Moorkris, waren dabei gestorben, als sie die Gefangenen und die Kapelle schützten. Sie hatten nicht das Recht, Pater De Guilbes Entscheidung, die Gefangenen zu behalten und die Belagerung und den Kampf hinzunehmen, in Frage zu stellen – noch hätten sie Zeit dazu gehabt. Ihre Aufgabe bestand einfach nur darin, das Überleben zu sichern und den Feind zurückzuschlagen, ganz gleich aus welchem Grund er vor ihren Mauern erschienen war.
    Auf der Ebene des reinen Verstandes hätten vielleicht einige Cormacks verräterische Handlung verstanden und hingenommen. Auf der gefühlsmäßigen

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