Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
sie hätten vielleicht noch gewonnen.
    Auch wenn es dreißig gewesen wären.

22
     
    FUTTER FÜR DIE FISCHE
     
     
     
     
    Der Arm knackte protestierend, während ihn Cormack über den Oberkörper eines anderen toten Trolls legte. Er versuchte, seiner grässlichen Aufgabe etwas Freundliches abzugewinnen. In Wahrheit konnte der Mönch nicht fassen, was er gerade tat: nämlich die Körper von mehreren Trollen, die er getötet hatte, zu einem Behelfsfloß zusammenbinden. Also lachte er, weil er eigentlich weinen wollte, denn die ganze Welt war plötzlich unwirklich und lächerlich geworden.
    »Was habt Ihr aus mir gemacht, Bruder Giavno?« fragte er laut. Er hielt inne, überrascht von dem Namen, den er in seiner Klage genannt hatte. Schließlich hatte nicht Giavno ihn verurteilt und seine Strafe festgelegt. Das war Pater De Guilbe zugefallen, also warum hatte er dann Giavnos Namen benutzt?
    Weil Bruder Giavno sämtliche Verheißungen und jegliches Versagen der Abellikanischen Kirche für ihn verkörperte. So viele Möglichkeiten und so viel Kurzsichtigkeit, zusammengeschnürt zu einem einzigen verwirrenden Paket. Nur an den Mann zu denken ließ Cormacks Rücken schon schmerzen, und dennoch stellte er fest, dass er ihm nichts nachtrug. Er konnte keineswegs mit den philosophischen Prämissen seiner Missionsbrüder und ganz gewiss auch nicht mit ihren üblen Methoden einverstanden sein, die bösartige Zwänge auslösten und alle Grenzen überschritten. Doch er verstand ihre Sichtweise. Er verstand alles.
    Also würde er dagegen aufstehen. Hier draußen, auf einem Stück kahlen Felsens mitten in einem dampfenden See, damit beschäftigt, Trolle zu einem makabren Floß zusammenzubinden. Zum ersten Mal wirkte das Lachen Cormacks echt. Oder war es ein Weinen? Aber er zog es vor zu lachen.
    Mit den Stängeln und Ranken abgestorbener Pflanzen, die am Felsenufer angetrieben waren – und indem er die zunehmend von der Totenstarre erfassten Körper der Trolle verbog, um sie eng aneinanderzufügen, hatte er sein schwankendes Floß schon bald fertiggestellt. Er schob es bis zu einer Stelle hinaus, wo ihm das Wasser bis zu den Hüften reichte, dann stützte er sich mit seinem Gewicht darauf, um das Werk auf seine Tragfähigkeit hin zu prüfen. Tote Trolle hatten einen erstaunlichen Auftrieb – viel mehr als ein Mensch, dachte er, wobei er natürlich keine Ahnung hatte, wie lange sein Floß halten würde. Würde es nicht zu ihm passen, wenn er auf den Mithranidoon hinaustrieb und mitten auf dem See feststellen musste, dass die Schwimmfähigkeit toter Trolle nur kurze Zeit anhielt? Wieder lachte er.
    Hier zu bleiben bedeutete zu sterben. Entweder würden Trolle aus dem Wasser steigen und ihn angreifen, oder er verhungerte, da er nichts oder nur wenig zu essen hatte, oder die Sonne würde ihn verbrennen. Oder ein Sturm käme auf und spülte ihn ins Wasser – schließlich stand in Alpinador der Winter vor der Tür, und selbst die warmen Fluten des Mithranidoon waren nicht vor heftigen Unwettern gefeit.
    Also hatte er jetzt sein Floß. Er hatte keine andere Möglichkeit. Cormack holte sich die Planke seines zerstörten Bootes, um sie als Paddel zu benutzen, und stieß sich ab, um auf einem matschig schmatzenden Polster aus totem Fleisch in den Nebel zu treiben. Er hatte keine Vorstellung davon, wo genau auf dem See er sich befand, noch wo die Kapelle Isle oder Yossunifier lagen, daher verließ er sich auf seinen Instinkt und paddelte in die Richtung, die er für die südliche hielt.
    Die Planke eignete sich nicht besonders gut als Paddel. Die starken Strömungen des Mithranidoon, hervorgerufen durch die zahlreichen heißen Quellen, die den See speisten, und das ständige Wechselspiel zwischen dem kalten Wasser an der Oberfläche, das in die warmen tieferen Regionen absank, ließen Cormack kreuz und quer herumtreiben. Der Nebel war an diesem Tag besonders dicht, und der Mann konnte nicht mehr als nur ein paar Fuß weit in jede Richtung schauen. Schließlich überließ er sich den Launen des Sees und streckte sich auf seinem Troll-Floß aus.
    Einige Zeit später wurde er durch einen leichten Stoß von unten überrascht. Er richtete sich halb auf. Das Floß ruckte abermals, diesmal sogar etwas stärker. Cormack rollte sich zum Rand und blickte ins dunkle Wasser – in der Erwartung, einen Troll zu entdecken, der an dem Floß zerrte. Er sank zurück, schluckte krampfhaft und wusste, dass er dem Untergang geweiht war, denn ein großer

Weitere Kostenlose Bücher