Salvatore, R.A. - Todfeind2
die zwanzig Brüdern runzelten nur wenige erschreckt die Stirn, und auch das wurde augenblicklich zweitrangig, als einer von Pater De Guilbes Begleitern auf Bransen deutete. »Er besitzt einen Edelstein!«
Cormack schaute erschrocken zu Bransen hinüber, doch der Mann aus Pryd-Stadt schien nicht im Mindesten beunruhigt zu sein.
»Stimmt das?«, wollte Pater De Guilbe wissen.
»Wenn es stimmt, dann geht es Euch nichts an.«
»Ihr wandelt auf gefährlichen …«
»Ich wandle, wo und wie ich will«, unterbrach ihn Bransen. »Tut ja nicht so, als würdet Ihr über mich gebieten, dummer alter Narr. Mein Vater war Angehöriger Eures Ordens, ein Bruder von großer Bildung und Kultur. Aber das würdet Ihr ohnehin nicht verstehen und zu würdigen wissen«, beantwortete er De Guilbes fragenden Blick. »Und dafür seid Ihr zu bedauern.«
»Aus Entel?«, fragte Pater De Guilbe. »Eure dunkle Erscheinung verrät eine südliche Herkunft.«
Bransen quittierte den offensichtlichen Hintersinn der Frage mit einem wissenden Grinsen.
»Im Grunde ist es völlig egal«, sagte De Guilbe. »Ihr seid mit einem Kriminellen hier und habt Diebesgut bei Euch.«
»Diebesgut?« Bransen lachte spöttisch. »Ihr glaubt demnach zu wissen, wie ich in den Besitz des Edelsteins gelangt bin. Ihr nehmt an, ich besäße einen Edelstein. Ihr versteht die Jhesta-Tu-Philosophie nicht, tut aber so, als würdet Ihr mich verstehen oder als wüsstet Ihr, was ich mit Euren Wachen tue, wenn Ihr ihnen befehlt, mich zu ergreifen, oder wie ich im Dunkel der Nacht zurückkomme und jede Verteidigungsvorrichtung, die Ihr geschaffen habt, ausschalte, damit Ihr und ich uns ein wenig ungestörter an Eurem Bett unterhalten können.«
Es dauerte eine Weile, bis alle das Gesprochene verdaut hatten, und am Ende brach Giavno das unbehagliche Schweigen, indem er Cormack beschimpfte. »Was habt Ihr uns da mitgebracht?«
»Einen Mann, der eine Botschaft überbringen muss, und danach verschwinden wir von hier.«
»Der Gletscher nördlich Eures Sees ist das Zuhause eines Samhaistaners«, berichtete Bransen. »Des Altvaters persönlich. Altvater Baddens, der gegen Lady Gwydre von Vanguard Krieg führt.«
»Woher wisst Ihr das?«
»Weil ich dort war, und zwar gestern erst«, antwortete Bransen. »Badden beansprucht die Herrschaft über diesen See und trifft schon Vorkehrungen, das alles hier, Euch alle eingeschlossen – und vor allem, falls er jemals von der abellikanischen Niederlassung auf diesem heiligsten aller samhaistanischen Orte erfahren sollte –, mit einer riesigen Welle seines mörderischen Zorns wegzuschwemmen. Wenn er seinen Plan ausführt, gibt es für Euch kein Entkommen. Wenn er nicht aufgehalten wird, dann wird dieser Ort, den Ihr die Kapelle Isle nennt, nichts anderes mehr sein als ein von Wellen umspülter Fels in einem unbewohnten See.«
»Das ist doch lächerlich!«, sagte Giavno, während die Mönche, die ihn umringten, untereinander flüsterten und beunruhigt mit den Füßen scharrten. Sie schauten sich nach jemandem um, der ihnen nach diesem Schock vielleicht die Angst nehmen konnte.
Bransen zuckte die Achseln, als ginge ihn das Ganze nichts an.
»Warum sollen wir Euch glauben?«, fragte Pater De Guilbe skeptisch. »Er kommt zu uns mit einem Verräter …«
»Es ist ein Mann, den ich kaum kenne, der aber mehr Vernunft besitzt als Ihr, wie mir scheint. Ich bin gekommen, um eine Botschaft zu überbringen – als Schuld für diesen Mann, den Ihr Verräter nennt, der sich Euch aber immer noch verpflichtet fühlt. Ob Ihr entsprechend meiner Botschaft handelt oder nicht, ist für mich nicht von Interesse. Ich habe für Eure Kirche wenig übrig. Und in der Tat, nach dem, was ich gesehen habe, verdient Ihr auch viel eher meine Verachtung. Aber ich bin ein Jhesta-Tu, und solche Gefühle wie Verachtung haben keinen Platz in meiner Welt.«
Er wandte sich Cormack zu, aber ehe er den Mann ansprechen konnte, bestürmte ihn Giavno: »Jhesta-Tu? Was ist Jhesta-Tu?«
Bransen betrachtete den Mann aus den Augenwinkeln. »Etwas, das Ihr niemals auch nur annähernd verstehen würdet.«
»Ergreift sie!«, brüllte Giavno, und sofort zückten zwei Wächter ihre Schwerter und drangen auf Bransen und Cormack ein.
Sie kamen jedoch nie an sie heran. Bransen, der mit dieser Entwicklung gerechnet hatte, sprang den Ersten an, stieß mit dem Fuß nach der rechten Seite des Mannes. Es war nur eine Finte und stellte keine echte Bedrohung für den Mönch dar, aber sie
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