Salvatore, R.A. - Todfeind2
seiner Stirn heruntergezogen. Sobald das geschehen war, verlor er wieder jegliche Kraft, und die beiden Heiler wichen zurück und starrten ihn an.
»E … del … E … E … E …«, flehte der verletzte Mann mit zitterndem Kinn. Speichel sickerte ihm aus dem Mund.
»Ich glaube, ihr habt vergessen, ihm auch wieder das Gehirn einzusetzen«, meinte Mcwigik und schien sich über den plötzlichen und mühsamen Versuch des Mannes, sich mit ihnen zu verständigen, köstlich zu amüsieren.
»E … E … Edel …«, jammerte der Mann und streckte die Hand nach dem zurückweichenden Paar aus.
»Ich glaube, er blieb am Leben, weil er auf dem Kopf gelandet ist«, sagte Mcwigik, und seine beiden Pauri-Freunde lachten.
»Er will den Seelenstein«, vermutete Cormack.
»Der arme Mann«, sagte Milkeila.
Der Fremde stotterte, sabberte und zitterte so heftig, dass es schien, als hätte er so etwas wie einen Zusammenbruch.
»Gib ihm den Stein«, sagte Milkeila.
Cormack musterte sie ungläubig.
»Er kann ja kaum damit flüchten«, erinnerte ihn die Frau.
Cormack streckte die Hand aus und legte seine Faust, die er um den Seelenstein geschlossen hatte, in die Handfläche des Fremden. Sobald der Mann seine Hand um Cormacks Faust schloss, lockerte Cormack seinen Griff und ließ den Edelstein in die Hand des Mannes fallen.
Die zitternden Finger kamen sofort zur Ruhe und schlossen sich um den Edelstein. Tief und entspannt ausatmend, streckte sich der Mann auf der Sandbank aus. Viele Herzschläge verstrichen.
»Ich glaube, jetzt hat es ihn getötet«, sagte Mcwigik, aber in diesem Augenblick hob der Mann die Hand und presste sich den Seelenstein auf die Stirn. Dann – und zwar nur mit sehr geringer Mühe, wie es schien – richtete er sich auf, dabei immer noch den Edelstein gegen die Stirn drückend, und sagte mit einem Akzent, der offensichtlich im Süden des Golfs von Korona gesprochen wurde: »Wurde soeben an einem sehr dunklen Ort gefunden, und wisset, dass mein Dank auf ewig Euer ist. Ich bin Bransen.«
Sie hatten nichts Lebenswichtiges getroffen, glaubte er, die Wunde war also nicht tödlich. Trotzdem schmerzte sie. Und wie sie schmerzte! Olconna hatte Mühe, auf etwas anderes zu achten als nicht nur auf den Schnitt in seinem Leib.
Er hatte es geschafft, ein Messer zu behalten. Ein Schwert wäre ihm sicherlich lieber gewesen, aber das Messer, das er in seinem Stiefel versteckt hatte, musste ausreichen.
Er konnte seine Angst nicht leugnen, während ihn die Riesen kopfabwärts in die Schlucht hinunterließen, ein dickes Seil um einen Fuß geknotet. Aber Olconna hatte den größten Teil seiner Jugend und sein gesamtes bisheriges Erwachsenenleben im Kampf zugebracht und sich immer wieder in enormen Gefahren bewähren müssen. Stets hatte er eine Antwort, einen Weg zum Sieg oder einen letzten Fluchtweg gefunden. Und er hatte keinen Grund anzunehmen, dass es diesmal anders sein würde. Altvater Badden hatte einen Fehler gemacht, glaubte Olconna, denn er hatte ihm gestattet, sich von seinen Wunden zu erholen, die er sich im Kampf zugezogen hatte, in dem er gefangen genommen wurde.
Er zückte das Messer. Er zwang sich, nach unten hängen zu bleiben und die Wunde zu strecken, weil er unmöglich zusammengekrümmt gegen das kämpfen konnte, was ihn da unten erwartete.
Es wurde jetzt dunkler, denn er war gut hundert Fuß vom Spaltenrand entfernt, aber noch nicht pechschwarz. Olconna zwang sich zu einer langsamen Drehung, ließ den Blick über die unzähligen Vorsprünge und Vertiefungen in der Wand der Schlucht gleiten und versuchte gleichzeitig, darin irgendein Zeichen zu finden, das ihm noch mehr verriet.
»Schneller«, murmelte er halblaut, da er unten und von dem Seil befreit sein wollte, ehe die Bestie erschien. In seinem Hinterkopf erklangen Vaughnas letzte Worte: »Ich habe jeden Augenblick genossen.« Sie erklangen immer wieder wie ein ständiges Echo des Bedauerns. Denn der Mann, in jeder Hinsicht vorsichtig, hatte nicht so gelebt – bis er Crazy V begegnet war. Diese Erkenntnis belastete ihn für eine kurze Zeit. Aber Olconna verwandelte diese Angst, seine Chance verloren zu haben, in die Entschlossenheit, dieses Leben jetzt zu beenden und sich noch ein paar Jahre zu erkämpfen, in denen Vaughnas Worte ihn leiten würden.
Doch einen Augenblick später hörte Olconna ein leises Rumpeln wie von einem mächtigen Felsen, der einen Berg hinunterrollte. Die Bestie witterte das Blut, so wie Badden, dieser Schurke, es
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