Salvatore, R.A. - Todfeind2
ein paar hundert Menschen, und wir sind gerade zwei Mal zwanzig«, meinte der Erste seufzend. »Da werd ich wohl den ganzen Tag brauchen, um das Blut zu sammeln!«
»Haha!«, lachten die anderen, schlugen sich gegenseitig auf die kräftigen Schultern und gingen fröhlich ihrer Wege, wie es die Art der Pauris war.
Die letzte Bemerkung hatte Milkeila und Cormack erschreckt zusammenzucken lassen – bis Mcwigik und Bikelbrin zu ihnen herüberkamen.
»Bah, aber glaubt jetzt bloß nicht, dass es da oben anderen Verdruss gibt als den mit diesem … wie habt ihr ihn genannt? Mit diesem Altvater?«, sagte Mcwigik. »Es gibt keinen anderen Ärger, sage ich euch, als den Ärger zu beenden, der schon angefangen hat.«
»Dann sind sie tatsächlich bereit, Seite an Seite mit den Mönchen und den Alpinadoranern zu kämpfen?«, fragte Cormack.
»Du hast doch gehört, dass Kriminig genau das soeben entschieden hat«, sagte Bikelbrin.
»Klar, und es wird sicher eine tolle Schlacht, wie alle hoffen«, fügte Mcwigik hinzu. »Dabei wissen wir noch nicht mal, ob die Mönche überhaupt dabei sind. Hast du gehört, dass sie so was gesagt haben?«
Cormack presste die Lippen zusammen, was allen als Bestätigung dafür reichte, dass er nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob sich seine Brüder den anderen anschließen würden oder nicht.
»Yach, aber das ist nicht so wichtig«, winkte Mcwigik großzügig ab, und er klopfte Cormack auf den Rücken. »Dieser Altvater da oben hat es geschafft, dass ein Haufen Pauris ziemlich sauer auf ihn sind, und wir werden ihm schon zeigen, dass es nicht gerade das Schlaueste war, was ihm da eingefallen ist.«
»Ich hoffe nur, dass er noch nicht zu alt und klapprig ist«, sagte Bikelbrin. »Meine Kappe braucht wieder mal ein bisschen frischen Glanz.«
28
HEIMATLOS
Zum ersten Mal seit über einem Jahr kletterte Bruder Giavno aus dem kleinen Boot ans Ufer des Sees Mithranidoon. Er schaute zurück in die Richtung der Kapelle Isle, jenes Ortes, der während der letzten Jahre sein Zuhause gewesen war. Kein besonders schönes Zuhause und keine besonders schöne Insel, wie Giavno sehr wohl wusste, aber trotzdem lag Trauer in seinem Herzen, das Gefühl eines unendlichen Verlustes. Ein flüchtiger Blick auf seine mürrischen Gefährten sagte ihm, dass er mit seinen Gefühlen nicht allein war.
Er schaute nach Norden, entlang der westlichen Küstenlinie des Mithranidoon. Er wusste, dass Cormack dort oben war – zusammen mit seinen seltsamen Freunden und vielleicht noch weiteren Verbündeten, die er auf den verschiedenen Inseln hatte gewinnen können. Er hatte die Absicht, gegen Altvater Badden ins Feld zu ziehen, und das war ein ehrenwertes Unterfangen, aus welchem Grund auch immer.
Ein Plätschern hinter ihm ließ Giavno wieder auf den See blicken, wo sich das letzte Boot, besetzt mit Pater De Guilbe und vier von den besten Kriegern der Kapelle Isle, dem Ufer näherte. Während die fünf ausstiegen, sann Giavno darüber nach, wie viele Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte gar verstreichen würden, ehe das Gebäude auf der Kapelle Isle wieder von Anhängern des heiligen Abelle bewohnt würde. Giavno glaubte, dass ihr Monument der Flut standhalten würde, wenn sie tatsächlich kommen sollte, und selbst wenn jemand anders, Pauri oder Alpinadoraner, auf der Insel landete, würden sie die festungsähnliche Kapelle eher benutzen als abreißen. Also würden irgendwann in ferner Zukunft die Abellikaner zurückkehren und die Arbeit fortsetzen, die von Giavno und De Guilbe und den anderen begonnen worden war.
»Lasst sie sofort antreten, und sehen wir zu, dass wir, so schnell es geht, von hier verschwinden«, befahl Pater De Guilbe Giavno, als dieser an ihm vorbeiging. »Ich will noch vor Beginn des Winters bei Lady Gwydre sein. Es wird kein leichter Weg werden.«
»Natürlich, Vater«, erwiderte Giavno, und ein Teil von ihm gab ihm recht. Ein anderer Teil hingegen ließ ihn abermals nach Norden schauen und an Cormack und die anderen denken. Die Entscheidung De Guilbes, ihre Mission aufzugeben und dorthin zurückzukehren, wo sie gewiss gebraucht würden, war sicher vernünftig, aber das befreite ihn nicht von dem Gefühl, dass er und seine Brüder ihre Nachbarn in dieser Zeit höchster Not und Gefahr im Stich ließen. Denn trotz all ihrer Streitigkeiten untereinander, ja, sogar trotz der Belagerung der Kapelle Isle durch die Alpinadoraner, betrachtete Bruder Giavno sie und auch die Pauris – als
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