Salvatore, R.A. - Todfeind2
Brüder werden sie sehr wahrscheinlich nicht freilassen. Und so enden wir an dem schrecklichen Ort, wo unsere Hoffnungen auf unsere jeweilige Wirklichkeit treffen.«
Cormack stand auf der Sandbank und blickte dieses ungewöhnliche barbarische Mädchen an, eine junge Frau, in die er sich verliebt hatte, und er hatte ihrer einfachen, unmittelbaren Logik nichts entgegenzusetzen. Seine Schultern sackten herab, seine Arme hingen schlaff herunter, und er lächelte sie zaghaft, fast schuldbewusst an. Er wusste nicht, ob er zu ihr hingehen und sie noch einmal umarmen oder sie küssen sollte, um ihr zu versichern, dass alles wieder gut werden würde. Es war in diesem Augenblick ohnehin eine müßige Überlegung, denn in seinen Beinen war ungeachtet der Pauri-Mütze keine Kraft, um ihn zu ihr zu tragen.
Milkeila nahm ihr schwindendes Lächeln mit hin zu ihrem kleinen Boot, schob es von der Sandbank hinunter und sprang mit einer Eleganz hinein, die nur jemand kennen konnte, der ihrer Herkunft war.
Innerhalb eines kurzen Augenblicks hatte der Nebel sie verschluckt, und Cormack stand allein.
Noch nie in seinem Leben war er sich dieser Tatsache derart bewusst gewesen.
11
ZWEI VÖGEL
»Es ist eine Lüge« ‚bemerkte Bruder Pinower, während Dawson Anstalten machte, Pater Artolivans Audienzsaal mit leichtem Schritt – als sei das Gewicht der Welt von seinen Schultern genommen worden – zu verlassen.
Dawson blieb mit einem kleinen Hüpfer stehen und drehte sich zu dem jüngeren Mönch um, aber Artolivan redete schon, ehe er etwas erwidern konnte.
»Eine Geschichte von gegenseitigem Nutzen«, sagte der alte Priester.
»Eine unwahre Geschichte«, sagte Bruder Pinower. »Wir kennen das Schicksal von Bruder Dynard.«
»Tun wir das?«, fragte Artolivan.
Pinower leckte sich die Lippen und sah zu Dawson hinüber. »Wir wissen zumindest, dass Dawsons Gebräu in keinerlei Hinsicht auf irgendwelchen Tatsachen basiert, Vater.«
»Vanguard ist ein großes und wildes Land«, sagte Artolivan.
»Wir ziehen voreilige Schlüsse auf der Grundlage einer nicht ganz überzeugenden Beweisführung, Vater. Eine solche Behauptung ohne zwingenden Grund aufzustellen ist für mich das Paradebeispiel für …«
»… Klugheit«, schaltete sich Pater Artolivan ein. »Geht doch mal nach streng logischen Gesichtspunkten vor, junger Bruder, und lasst dieses Gebräu, wie Ihr es nennt, einfach beiseite. Die Wohltäter Eurer Wahrheitsliebe wären?«
Pinowers Blick wanderte von Artolivan zu Dawson und wieder zurück und dann wieder hin. Nach ein paar Herzschlägen konnte er nur seufzen, als ihm keine einleuchtende Antwort einfiel.
Mit einem anerkennenden Kopfnicken zu Pater Artolivan hin verließ Dawson McKeege den Saal.
»Geht mit ihm«, instruierte Pater Artolivan Pinower. »Gebt seiner Geschichte auch noch den Segen der Abellikanischen Kirche.«
Bruder Pinowers Miene spiegelte seine tiefe Bestürzung wider, aber er widersprach nicht und reagierte nicht anders, als dass er sich höflich verbeugte und dann hinter dem Mann aus Vanguard herrannte.
Es wurde Weatherguard genannt, weil es dicht unterhalb der Spitze der nördlichen Klippen stand und daher Schutz vor den kalten Winden bot, die vom Golf herunterwehten. Das Bauwerk lieferte den Bewohnern und Besuchern nichtsdestoweniger einen prächtigen Anblick der Kapelle Abelle, so stark und friedvoll und klar vor dem stahlgrauen Himmel hinter dem hoch aufragenden Bauwerk.
Bransen, Callen und Cadayle blieben stehen und genossen diesen Anblick ein paar Augenblicke lang, als sie in Sicht der berühmten Abtei gelangten. Die beiden Frauen hatten Bransen in die Mitte genommen und hielten ihn einigermaßen aufrecht, wie sie es während des größten Teils der Reise gehalten hatten, vor allem dann, wenn sie sich Gegenden näherten, die dichter bevölkert waren. Heute trat er in echter Storch-Tarnung auf.
»Von der Hand Gottes erbaut, heißt es«, flüsterte Callen mit unüberhörbarer Ehrfurcht in der Stimme. Wie hätte es anders sein können? Die meisten fahrenden Sänger in Honce nannten dies das eindrucksvollste Bauwerk im ganzen Land, sogar noch vor dem prachtvollen Palast des Fürsten Delaval.
Bransen schob eine Hand in den Beutel an seinem Gürtel und ergriff einen Seelenstein. Er war mittlerweile darin geübt, diese Bewegung unauffällig auszuführen, wie auch darin, sich Zugang zur Kraft der Steine zu verschaffen und sich fast augenblicklich zu verwandeln. »Wir kennen die
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