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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Er mochte es, selbst den Proviantmeister zu spielen, wie er es nannte, und kaufte Lebensmittel in den merkwürdigsten Zusammenstellungen: Schinkenspeck, Heringe, Weizenbrötchen, Aal in Aspik, gekochte Eier, Käse und alles mögliche Obst. Anschließend trug er den vollgepackten Korb zu ihrer Wohnung zurück. Regal genoß es, die bunten Marktstände mit ihm entlangzuschlendern, dem Lärm, den fremden Stimmen und den gutmütigen Frotzeleien der Marktleute zu lauschen.
            Er verwandte viel Zeit darauf, an einem uralten Schreibtisch zu sitzen und Karten sowie handschriftliche Aufzeichnungen zu studieren, während sie es sich in einem Sessel gemütlich machte und las. Hin und wieder bat er Mr. Crouch auf ein Glas Wein zu ihnen.
            Joseph erwies sich als ein sehr sympathischer Mann. Er erzählte Regal, Jorge habe den Ruf eines hervorragenden Seemannes, und das machte sie sehr stolz. Und Joseph war ein Romantiker, er sah nichts Verwerfliches in ihrer Beziehung. »Wenn ich euch beide so sehe, werde ich ganz wehmütig und muß an meine eigene Jugend denken.«
            Aber Regal wußte, daß die Zeit ihnen davonlief. Ein paar Tage, hatte Jorge gesagt, und jetzt war schon der dritte Tag im Nu verflogen. Mit keinem Wort hatte er eine gemeinsame Zukunft erwähnt. Regal war in einen Nebel der Glückseligkeit eingehüllt. So drückte sie es aus, als sie versuchte, eine Umschreibung zu finden, mit der sie es Leonard begreiflich machen könnte. Zum ersten Mal in ihrem Leben ließ sie es zu, sich lenken zu lassen, ohne selbst irgendwelche Regeln aufzustellen. Jorge hatte nicht gefragt, mit welcher Ausrede sie Charles abgespeist hatte. Es war ihm gleich, warum sollte sie sich also Gedanken machen? Im Augenblick, wollte sie Leonard später schreiben, tat sie nichts weiter, als die Gesellschaft dieses Mannes zu genießen. In seiner Gegenwart erfüllte sie vollkommene Zufriedenheit, und später wäre immer noch Zeit genug, über die Zukunft nachzudenken.
            Festlandeuropäer, würde sie Leonard in ihrem Brief erklären, sind die romantischsten Männer der Welt. Jorge wollte sie die ganze Zeit bei sich haben und behauptete nach wie vor, er mache ihr den Hof. Sie sahen sich in Mr. Crouchs Laden um, betrachteten die Schmuckstücke, und Regal dachte, sie müsse etwas kaufen, um Mr. Crouch für seine Freundlichkeit zu danken, aber davon wollte Jorge nichts wissen. Er bestand darauf, daß sie sich etwas aussuchte, das er ihr dann schenken wollte, ein Andenken, das sie immer an ihre Liebe erinnern sollte. Und als er das sagte, beschlich sie wieder diese eisige Kälte. Vielleicht lag es an seinem Englisch. Andenken klang nach etwas Vergangenem. Aber sie schüttelte ihre Furcht ab und wählte ein kleines rundes Goldmedaillon mit einem Rubin in der Mitte. Innen war es mit zwei winzigen Stücken grüner Seide ausgelegt, doch die Bilder der Vorbesitzer waren längst entfernt worden.
            »Zu schade, daß Sie keine Portraits haben, um sie hineinzutun«, sagte Mr. Crouch.
            »Das macht nichts. Das holen wir nach«, sagte Jorge und beauftragte Mr. Crouch, statt dessen ihre Initialen auf die glatte, rotgoldene Rückseite einzugravieren. »J. J. und … wie ist dein Mädchenname, Regal? Ich will verdammt sein, wenn ich ein H wie Howth eingravieren lasse.«
            »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben,« sagte sie. »Mein Mädchenname war Hayes. Also bleibt es beim H.«
            Von all ihren Schmuckstücken wurde dies ihr das kostbarste. Das Medaillon mit den eingravierten Buchstaben J. J. und R. H. Ihr bedeutendstes Besitzstück.
            An diesem Abend aßen sie wieder im Gasthaus, diesmal zusammen mit Mr. Crouch. Für kurze Zeit gesellten sich zwei seiner Freunde zu ihnen. Sie waren unverkennbar Skandinavier, gutaussehende Männer mit blonden Haaren, die ihr und Jorge vorgestellt wurden, und es kam Regal vor, als sei nichts von alldem real. Als sehe sie eine Szene aus irgendeinem Theaterstück vor sich, in der sie selbst mit ein paar Fremden in einem lärmenden Gasthaus in Chelsea saß, an der Seite eines großen, dunklen Mannes mit wettergegerbtem Gesicht, der niemals irgend etwas anderes als dunkle Seemannskleidung und eine Schirmmütze zu tragen schien. Und an ihrer anderen Seite ein adretter, kleiner Mann, Mr. Crouch in seinem edlen Wollmantel mit dem eleganten Samtkragen, der hier ebenso fehl am Platze wirkte wie sie selbst. Es war ein wenig

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