Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
wärmer als an den Abenden zuvor, darum hatte Regal sich, bevor sie das Haus verließen, ein kurzes Cape aus Nerzschwänzen um die Schultern gelegt, das sie statt ihres schweren Umhangs tragen wollte. Doch Jorge hatte ihr den Pelz abgenommen und auf einen Stuhl geworfen. »Das brauchst du nicht, du bist schön genug.«
            Als sie sich jetzt umsah und die Gäste in Augenschein nahm, mußte sie einräumen, daß er recht gehabt hatte. Der Nerz wäre hier völlig deplaciert gewesen. Sie trank einen Schluck Wein. Was würde aus ihnen werden? Was zum Teufel sollte nur aus ihnen werden? Einer der Neuankömmlinge sprach Mr. Crouch in einer seltsamen Sprache an, und zu ihrer Überraschung antwortete dieser in derselben Sprache. Regal seufzte. Diese Europäer und ihre Sprachkenntnisse; wie klug sie doch alle waren. Aber Jorge protestierte: »Sprecht englisch, meine Frau kann euch nicht verstehen.«
            Bist du je in deinem Leben so stolz gewesen, Leonard? wollte sie später schreiben. Ich bin seine Frau, die Frau dieses Mannes mit den dunklen Haaren und den Zügen eines römischen Kaisers. Gott, Leonard, wenn du Judith so sehr liebst wie ich diesen Mann liebe, dann beneide ich euch. Ich beneide euch, weil ihr euren Lebensweg gemeinsam beschreitet. Im Moment ist mir, als lebe ich unter den Sternen und warte darauf zu sehen, welcher aus dem Universum uns entgegengeschleudert wird und das Licht unserer Bestimmung bringt. Und wenn noch Zeit blieb, würde sie hinzusetzen: Wir haben noch nicht von Heirat gesprochen. Jorge zieht mich auf und sagt, ich sei die geborene Mätresse, zu unabhängig, um mich an die Gürtelschlaufe eines Mannes festbinden zu lassen, wie er es ausdrückt.
            Seltsam, dachte sie, als sie sich ihrer viel zu großen Portion Roastbeef mit Yorkshire Pudding widmete, in seiner Gesellschaft fühle ich mich alles andere als unabhängig.
            »Und wann wirst du aufbrechen, Jorge?« fragte einer der Dänen.
            »Morgen«, antwortete er und sah Regal dabei in die Augen. Obgleich die Antwort sie erschütterte, aß sie still weiter, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Auf keinen Fall sollten diese Fremden erfahren, daß er sie nicht von seinen Plänen in Kenntnis gesetzt hatte. Doch sie war so bestürzt, daß sie die Tränen kaum zurückhalten konnte.
            Als sie das Lokal verließen, machte sie ihrem Zorn Luft. »Morgen! Du gehst morgen fort! Du hast es gewußt und mir kein Wort gesagt. Wie kannst du so grausam sein? Und wohin gehst du?«
            »Beruhige dich, es ist nicht das Ende der Welt. Es steht jetzt fest, daß ich ein Schiff bekomme, also muß ich umgehend aufbrechen. Du solltest dich für mich freuen.«
            »Wie kann ich mich freuen, wenn du mir nichts erzählst? Wenn du Kapitän eines Schiffes wirst, dann sollte es doch wohl möglich sein, daß ich mitkomme. Viele Frauen begleiten ihre Männer auf See.«
            Er lachte, nahm ihren Arm und führte sie durch die Menschenmenge zurück zu Crouchs Laden. »An Bord von Kriegsschiffen gibt es keine Frauen.«
            Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an.
            »Wovon redest du?«
            »Dänemark befindet sich mit England im Krieg. Ich werde mich der Flotte anschließen. Laß uns zu Hause weiterreden.«
            Das war Irrsinn. Der Krieg ging sie doch gar nichts an. All das Gerede über Dänemark … sie dachte, es sei nur eine hypothetische Debatte gewesen. Sie hatte nicht geahnt, daß er die Sache so ernst nahm. Auf dem ganzen Heimweg legte sie sich die Fragen zurecht, mit denen sie ihn bestürmen wollte. Und der eine Einwand, der ihn bestimmt zurückhalten würde, brach aus ihr heraus, kaum daß die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte: »Du dienst nicht in der dänischen Marine. Sie werden dir nicht einfach so ein Schiff geben! Laß dich in diese Sache nicht hineindrängen.«
            »Du unterschätzt mich, mein Liebling. Die dänische Regierung bittet mich um meine Rückkehr, und ich werde ein Schiff bekommen.«
            Sie warf sich in einen der Sessel in ihrem kleinen Wohnzimmer. »Woher willst du das alles wissen?«
            »Durch Freunde in England, die Kontakte zum Festland unterhalten.«
            Ihre Argumente waren nutzlos, er hatte sich längst entschieden. Es war noch viel schlimmer, als sie sich vorgestellt hatte. Kapitän eines Schiffes zu sein war eine

Weitere Kostenlose Bücher