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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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überlegen.
     
    Gleich nach dem Abendessen war Susannes Vater mit Till und Martin aufgebrochen, um Spornmakers neue Musketen zu begutachten.
    Seitdem kämpfte Susanne mit Regine. Zuerst hatte ihre Schwester sich gewünscht, mit zu den Schießständen gehen zu dürfen, doch die Männer wollten sie nicht mitnehmen. Es war bei all den geladenen Waffen zu gefährlich, wenn niemand auf Regine achtgab.
    Susanne hatte keine Zeit gehabt, sie zu begleiten, denn es war Waschtag gewesen. Auch wenn sie alle großen Wäscheteile aus dem Haus gab, damit die Wäscherinnen sie im Fluss und auf der Bleiche bearbeiten konnten, blieben die kleinen Teile für sie selbst zu tun. So hatte sie auch am Abend noch mehr Arbeit vor sich als an anderen Tagen. Das Schrubben, Spülen, Wringen, Aufhängen und Abnehmen beschäftigte sie an Waschtagen bis in die Nacht hinein.
    So wäre es auch an diesem Abend gewesen, wenn Regine sie gelassen hätte. Doch nachdem die Männer fort waren, lag ihre Schwester ihr damit in den Ohren, dass sie zum Fluss gehen wollte. Wieder und wieder vertröstete Susanne sie auf die nächsten Tage, bis sie schließlich die Geduld verlor und Regine so barsch anfuhr, dass diese beinah anfing
zu weinen. Auch wenn Susanne sich dafür schämte, überwog die Erleichterung darüber, dass Regine danach immerhin Ruhe gab.
    Wenig später kam Susanne von der Wäscheleine im hinteren Teil des Gartens und erwischte ihre große Schwester gerade noch auf dem vorderen Hof, als sie sich davonmachen wollte. »Gine, du sollst nicht allein weggehen. Das weißt du doch. Es tut mir leid, dass ich nicht freundlich war, aber ich habe viel zu tun. Willst du mir nicht helfen? Du kannst die trockenen Sachen zusammenlegen, das machst du immer so schön.«
    Regine schüttelte den Kopf und entzog Susanne ihre Hand. »Ich gehe zu Lenhardt Lossius.«
    Verblüfft ließ Susanne sie ein paar Schritte gehen, bevor sie sich wieder fing und sie aufhielt. »Das geht nicht, Gine. Du kannst nicht einfach …«
    »Ich gehe.«
    Wieder versuchte sie, sich loszumachen. Susanne hielt sie fest, und sie trugen einen lächerlichen Ringkampf aus, bis Susanne den rettenden Einfall hatte. »Lenhardt Lossius ist auf Reisen, Gine. Er ist nicht in der Stadt.«
    Regine ließ in ihrer Gegenwehr nach und sah sie misstrauisch an.
    »Er kommt bald zurück, und dann besuchen wir ihn. Am Sonntag. Und jetzt hilfst du mir mit der Wäsche. Das hast du doch bei Mutter auch getan.«
    Ihre Schwester entspannte sich. »Ja. Ist Mutter in der Küche?«
    Susanne seufzte. Ihre Mutter war die Erste gewesen, die erbost allen verboten hatte, Regine je schwachsinnig zu nennen. Sie hatte ihre älteste Tochter genau beobachtet, während sie von den Folgen ihres Sturzes ins Wasser mehr
oder weniger genas. »Sie ist nicht verrückt. Sie vergisst nur vieles schnell wieder.«
    Ihre engelsgeduldige Mutter hatte keine Schwierigkeiten damit gehabt, Regine immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, was sie vergessen hatte. Susanne gab ihr Bestes, doch sie fühlte, dass sie bei jedem Mal, das sie Regine an den Tod ihrer Mutter erinnern musste, wütender wurde. Auch wenn man es nur ein »schlechtes Gedächtnis« nannte, konnte man die Auswirkungen oft kaum von Schwachsinn unterscheiden. »Mutter ist im Himmel, Gine.«
    Regine sah zum Himmel, dann wurden ihre Augen traurig. »Ach ja.«
    Kurz darauf kehrte Lene vom Abendessen bei ihrem Großvater zurück und übernahm die Aufsicht über Regine. Susanne atmete auf und hängte mit Liebhilds Hilfe rasch die letzten nassen Wäschestücke auf die Leine.
    Als sie erschöpft mit der leeren Laugenbütte in die Küche kam, saß Lene allein da und verlas Linsen, während die Muhme wie üblich in ihrer Ecke spann.
    »Ist Regine schon im Bett?«
    Lene sah auf. »Sie ist doch eben hinaus zu dir.«
    Susanne machte auf dem Absatz kehrt, raffte ihre Röcke und rannte über den Hof auf die Straße. Regine ging ein Stück vor ihr. Susannes Herz machte einen Satz, als sie sah, dass Jan ihnen beiden entgegenkam. Sie winkte und zeigte auf ihre Schwester. Er nickte und wandte sich Regine zu. »Guten Abend, Regine Büttner. Deine Schwester wird sich Sorgen machen, wenn du wegläufst«, hörte Susanne ihn sagen. Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie Regine soeben zum Teufel wünschte. Nicht nur, dass sie bis zur Verzweiflung müde war, sie hätte auch so gern ungestört ein paar Worte mit Jan gewechselt.

    »Ich bin kein Kind«, sagte Regine.
    »Natürlich nicht. Aber

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