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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kriegen.«
     
    Der ziegelrote Gefängnisturm war ein Teil der Stadtbefestigung und lag in der Nähe der Saline und der Festung auf dem Kalkberg. Gertrud Schmitt hatte Jan mit dem Esskorb allein losgeschickt, weil sie Albert zu zweit ohnehin nicht sehen dürften, wie sie sagte. Die Turmwache nahm es so hin, dass Jan anstelle seiner Hausherrin kam, durchsuchte allerdings sowohl den Korb als auch seine Kleidung gründlich.
    Die Kerkerzelle des Turms lag ein Stockwerk höher als die Wachstube und war nur mit drei schmalen Pritschen ausgestattet, von denen zwei leer waren. Albert lag zusammengekauert auf seiner kargen Bettstatt, als der Wachmann Jan in den Raum schob. »Sag ihm, ein Geständnis würde seiner Seele helfen.«
    Er schloss die schwere Tür von außen wieder zu. Jan lauschte kurz, bis der Mann gegangen war. Albert hatte sich aufgerappelt, sah ihn jedoch nur teilnahmslos an. Jan erschrak über sein Aussehen. Der Lehrling hatte im Gegensatz
zu ihm einen spärlichen blonden Bartwuchs, der umso schlimmer aussah, wenn er zwei Wochen lang ungeschoren blieb. Zusammen mit Pickeln, Schmutz und dunklen Schatten unter den Augen ließ das Gestrüpp sein bleiches Gesicht todelend wirken.
    »’n Abend, Albert. Die Schmittsche lässt dich grüßen. Schickt dir Ochsenschwanzpastete. Bisschen matschig, der Wachmann hat sie durchgeschnitten.«
    »Macht er immer«, erwiderte Albert. Er fuhr sich mit unsteter Hand unter sein Hemd und kratzte sich.
    Jan sah an seiner anderen Hand, dass er seine Fingernägel bis aufs Blut abgekaut hatte. »Ich muss mit dir reden. Und besser, du verschweigst mir nicht wieder was, denn ich glaube, es wird langsam eng für dich. Also erzähl mir ganz genau, worüber du mit Wenzel und Marianne gestritten hast, bevor sie gestorben sind.«
    Albert sah ihn an. »Glaubst du jetzt auch, dass ich es getan habe? Weißt du, wenn man hier sitzt und alle glauben, man hätte einen totgeschlagen, dann fragt man sich irgendwann, ob man es nicht wirklich getan und bloß vergessen hat. Ich hätt’s totschlagen können, das Aas. Von Anfang an, gleich als die Marianne sich mit ihm eingelassen hat. Hätt ich es gleich getan, dann wär vielleicht weniger Schaden geworden. Hast du was von den Kindern gehört?«
    »Was für einen Streit hattest du mit dem Wenzel?«
    »Herrgott, worüber hatte ich keinen Streit mit dem? Er war Gossenkot, Jan. Auch über einen Toten muss man die Wahrheit sagen dürfen. Er hat jeden Heller versoffen und verspielt, und herangeschafft hat Marianne das Geld mehr als er. Er hat den Kindern das Brot aus der Hand gerissen, wollte sie lieber verhungern sehen als auf seinen Branntwein verzichten. Zur Hure wollte er Marianne machen.
Nur dass sie jedes Mal zu mir kam und Geld lieh, statt sich zu verkaufen. Sie war schwach, aber keine verderbte Frau. Und wenn mir eins leidtut, dann … Ich hätte ihn damals gleich umbringen sollen, dann wäre sie vielleicht noch am Leben, und die Kinder wären nicht verloren.«
    »Haben sie die Kinder verkauft, Albert?«
    Albert vergrub sein Gesicht in den Händen und nickte. Jan wusste, dass er seinem Mitgefühl nicht nachgeben durfte. »Und was weißt du darüber? Wer war der Käufer, wie viel hat er bezahlt, und wo wollte er die Kinder hinbringen?«
    »Ich weiß nicht, wer der Käufer war, aber er muss reich sein. Er hat viel Geld bezahlt. Ein Miststück wie Wenzel konnte da nicht widerstehen. Und Marianne war so schwach. Und sie war nicht klug, Jan. Sie hat geglaubt, es würde den Kindern bei dem Mann besser gehen. Das Blaue vom Himmel hat er ihr für die Kleinen versprochen. Aber Jan, du weißt es doch wie ich, wo er sie hingebracht hat, oder nicht? In ein Sündenhaus wird er sie verschleppt haben. Falls sie noch leben. Und sie waren so … Sie waren beide so gut. Sie konnten doch nichts dafür.«
    »Vielleicht können wir sie noch retten. Aber du musst die Wahrheit sagen. Das viele Geld, das Wenzel für die Kinder bekommen hat, wo ist das hin? Hat er es bei sich gehabt? Ist er deshalb erschlagen worden?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Marianne hatte das Geld nicht. An dem Abend, als sie starb, hat sie mir gestanden, was sie verbrochen haben, und sie wollte schon wieder Geld von mir. Sie hatte Hunger, und Wenzel kam gar nicht mehr nach Hause. Ich habe sie angeschrien und ihr nichts gegeben. Habe gedroht, sie würde nie wieder etwas von mir bekommen, solange sie die Kinder nicht zurückholt. Dabei
wusste ich … Ich habe noch andere Sachen zu ihr gesagt. Wenn ich

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