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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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jemanden umgebracht habe, dann die Marianne. Und das tut mir leid.«
    Er fing an zu weinen, und Jan fluchte stumm. Wenn das alles war, was Albert wusste, half es nicht so viel weiter, wie er gehofft hatte. Er ging zu ihm hinüber und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie wird sich wohl nicht nur deshalb umgebracht haben, weil du ihr ein Mal nicht geholfen hast. Lass uns weiter überlegen. Wer wusste von dem Geld? Hatte Wenzel Saufkumpane?«
    Albert schluchzte und nickte. »Er hing oft mit dem Roten Berthold zusammen.«
    »Der Rote? Was heißt das?«
    »Er hat verbrannte Arme. Arbeitet in der Sülze.«
    »Als was? Sieder, Salzknecht, Fuhrknecht?«
    »Ich weiß es nicht. Mit denen habe ich mich doch nicht gemeingemacht.«
    Wieder brach Albert in Tränen aus, und Jan ließ es gut sein. Weil er dachte, es könnte seinen Handwerksbruder eine Weile von seiner misslichen Lage ablenken, begann er von der Arbeit zu erzählen. Doch Albert sah ihn nur abwesend an, und er erkannte bald, dass seine Worte gar nicht zu ihm drangen. Betreten hörte er auf zu reden, packte stattdessen Gertruds Gaben aus und richtete sie vor Albert auf dem Bett an. Dessen Schluchzen verstummte, doch er rührte sich nicht.
    »Werden sie mich wirklich aufhängen?«, fragte er schließlich in das Schweigen hinein und sah Jan an wie ein verängstigtes Kind.
    Jan hatte schon Männer für Untaten hängen sehen, die ihnen der Richter auch nicht sicherer hatte nachweisen können. Er wollte Albert nicht mit einer Lüge trösten und
brachte es doch nicht über sich, ihn mit der Angst alleinzulassen. »Man wird den Mörder schon vorher noch finden.«
    »Ich glaube nicht, dass sie ihn noch suchen.«
    »Aber ich suche ihn. Und wenn ich eine brauchbare Spur finde, dann bringe ich die Büttel dazu, ihr nachzugehen.«
    Albert nickte dankbar. Die aufschimmernde Hoffnung in seinen Augen bedrückte Jan ebenso wie die nackte Angst, die er vorher darin gesehen hatte. Dennoch blieb er noch und sah Albert beim Essen zu, bis der Wachmann die Tür aufriss und ihn hinausbefahl.
    Unten in der Wachstube nahm der Mann ihm noch einmal den Korb ab und durchsuchte ihn nachlässig.
    »Hat überhaupt jemand nach einem anderen Mörder gesucht?«, fragte Jan.
    »Wozu sich die Mühe machen, einen Mörder zu suchen, den es nicht gibt? Der Albert hat doch zugegeben, dass er Wenzel tot sehen wollte.«
    »Ist der Gerichtskommissarius noch immer krank?«
    Der Wachmann nickte schwermütig. »Dem Tode nahe, sagt man.«
    »Und gibt es keinen Ersatz?«
    »Was wäre das für ein unchristlicher Akt, einen neuen zu benennen, wenn der alte noch nicht einmal unter der Erde ist?«
    Jan gab es auf. Er musste schleunigst eine brauchbare Spur finden, denn allein die Gerichtsdiener dafür zu interessieren würde noch eine langwierige Aufgabe werden.

11
    Auf der Holzhude
    R egine gab Susanne am nächsten Tag den Grund, zur Holzhude aufzubrechen. Ihre Schwester war weiterhin unruhig. Susanne konnte sie am Vormittag nur mit Mühe davon abhalten, allein fortzulaufen. Daher beschloss sie, Lene einen notwendigen Gang zum Bäcker abzunehmen und ihr heimliches Vorhaben mit der Besorgung zu verbinden.
    Nach dem trüben Wetter der Vortage war es nun wieder warm geworden. Auf den Hausdächern entlang des Marktplatzes balzten Taubenschwärme in der prallen Sonne, und der Ratsdiener, der die Reste des Markttages zusammenkehrte, bewegte sich nur träge.
    Regine ging auf ihre verträumte, schwebende Art neben ihr und lächelte den klaren Himmel an. Noch wenige Wochen zuvor hätte Susanne geglaubt, dass Regine völlig zufrieden war, und wäre beruhigt gewesen. Doch an diesem Tag erschien ihr das stumme Glück ihrer Schwester nur wie eine kurze Atempause. Regines zunehmende Getriebenheit war ihr ein Rätsel.
    Susanne hatte für das Brot einen Leinenbeutel in ihre Schürzentasche gestopft, damit sie sich nicht mit einem Korb abschleppen musste. Sie strich Regine über den Arm. »Wir gehen heute zum Bardowicker Tor hinaus und sehen uns die Holzhude an.«

    Regine sah sie an und zog ihre feinen Brauen zusammen. »Nicht zu den Bleichwiesen?«
    »Nein. Wir wollen heute einmal etwas Neues sehen.«
    »Ich möchte lieber zum Fluss.«
    »Wir gehen zum Fluss.«
    »Gut.«
    Der Wachmann am Tor war jung und lüftete mit bewunderndem Blick seinen Hut, als sie an ihm vorübergingen. Regine winkte ihm unbefangen wie ein Kind.
    Im Grunde war die Holzhude nichts Neues für Susanne. Sie ging davon aus, dass Regine sich nicht daran erinnerte,

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