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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Haustür. Hinter sich hörte sie Männerschritte die Treppe herabpoltern.
    Beinah hatten sie es schon bis zum Ausgang geschafft, da drängte sich ein unbekannter Mann an ihnen vorbei, schlug die Tür vor ihnen zu und versperrte ihnen den Weg.
    Es war Rieger. Susanne erkannte ihn sofort an seinem braunen Überrock, dem Kugelbauch und vor allem dem Gehstock. Er musterte sie kalt. »Ihr werdet verstehen, dass ich meinem Herrn berichten möchte, welche seiner Bekanntschaften solch ein auffallendes Augenmerk auf sein … Schiff gerichtet haben. Darf ich Eure werten Namen erfahren?«
    »Regine Büttner«, sagte Regine, bevor Susanne sie daran hindern konnte. Wie sehr hatten ihre Mutter und sie Regine darin bestärkt, ihren vollen Namen zu sagen, wenn sie danach gefragt wurde. Und wie oft hatte sie dennoch nur
»Regine« geantwortet. Natürlich musste sie gerade jetzt zeigen, dass sie es gelernt hatte. Nun blieb kein anderer Weg als die Wahrheit. »Wir sind die Töchter von Ulrich Büttner und sind mit Herrn von Waldfels über die Familie Lossius bekannt. Es wäre liebenswürdig von Euch, wenn Ihr Eurem Herrn unsere Grüße ausrichtet. Allerdings werden wir ihm am Sonntag wohl ohnehin begegnen, da wir gemeinsam eingeladen sind. Und nun müssen wir wirklich gehen. Also, wenn Ihr erlaubt.« Susanne griff an ihm vorbei zur Klinke, doch er wich nicht aus, und sie trat zurück, weil ihr seine Nähe unangenehm war.
    »Unter diesen Umständen muss ich darauf bestehen, Euch meine Dienste zur Verfügung zu stellen und Euch nach Hause zu begleiten, ehrenwerte Jungfern. Herr von Waldfels fände es unentschuldbar, wenn ich es nicht täte.«
    Nichts wünschte Susanne sich in diesem Moment weniger als die Dienste dieses Mannes. »Aber das ist doch nicht nötig. Meine Schwester und ich sind es gewöhnt, unsere Besorgungen allein zu unternehmen.«
    »Ihr müsst verstehen, dass ich meine Stellung gefährdete, wenn ich es versäumte, Euch zu begleiten. Sollte mein Herr erfahren, dass Euch während Eures Heimweges ein Ungemach befallen hat, er wäre untröstlich.«
    Er würde sich nicht abweisen lassen. Susanne vermutete, dass er sich vergewissern wollte, ob sie ihre richtigen Namen genannt hatten. Oder gar überwachen, mit wem sie unterwegs sprachen. Doch sie sah keinen anderen Weg, als ihn zu ertragen, und machte gute Miene zu seinem Spiel. »Ja, er hat ein so gutes Herz, der Herr, nicht wahr?«
    »Umso wichtiger ist es, ihn nicht zu kränken. Ihr müsst verstehen, dass mein Herr keinerlei Aufmerksamkeit für seine großmütigen Taten wünscht. Es ist daher über alle
Maßen wichtig, dass ihr Stillschweigen über alles bewahrt, das ihn betrifft. Ihr würdet andernfalls sein Vertrauen enttäuschen.« Er hielt seinen Stock in der einen Hand und streichelte wie unbewusst mit der anderen dessen Knauf.
    Susanne schauderte leicht und fühlte, wie Regine nach ihrer Hand griff. Nun schämte sie sich dafür, wie unbedarft sie ihre verletzliche Schwester in ihr Unternehmen hineingezogen hatte. Das war nicht die Art von Fürsorge, die ihre Mutter sich von ihr gewünscht hätte. Sie hatte sich nicht ein einziges Mal klargemacht, dass ihnen tatsächlich eine greifbare Gefahr drohte, vor der sie Regine nicht würde beschützen können.
    Ihre Schwester schmiegte sich enger an sie. »Es ist so dunkel hier. Ich möchte jetzt nach Hause gehen.«
    Susanne drückte beruhigend ihre Hand. »Ja, das möchte ich auch. Und der Herr hier wird uns freundlicherweise begleiten.«
    »Er ist nicht freundlich«, flüsterte Regine ihr ins Ohr.
    »Aber, Gine! Das sieht nur so aus. Komm.« Susanne wagte abermals einen Vorstoß zur Tür, und zu ihrer Erleichterung ließ Rieger sie diesmal gewähren. Ein Blick über die Schulter ins Dämmerlicht zeigte ihr, dass der Hudenvogt reglos auf der Treppe stand und ihren Wortwechsel verfolgt hatte. Seiner Haltung nach musste ihm vor Anspannung Schweiß auf der Stirn stehen. »Einen schönen Abend noch, Herr Hudenvogt. Und vielen Dank für Euer wohlmeinendes Angebot.«
    Regine zog sie aus dem Haus und fiel in einen schnellen Schritt, was Susanne recht war. Rieger folgte ihnen auf den Fersen. »Verzeiht, mein Herr, aber habt Ihr uns bereits Euren Namen genannt? Dann muss er mir entfallen sein«, sagte sie.

    »Zacharias«, gab er schroff zurück.
    Susanne musste ein verächtliches Schnauben unterdrücken. Was glaubte er noch zu retten, wenn er ihr einen falschen Namen nannte?
    Während sie mit Regine an der Hand dem Stadttor zustrebte,

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