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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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habe ich nicht darum gebeten.“
    Es tat ihm gut, den Kerl in die Schranken zu verweisen. Manchmal glaubten diese Männer, sie leiteten dies alles. Sie leiteten gar nichts. Hardenburg war der Leiter. Es war seine Idee, sein Kind, sein Plan, sein Genie, und es würde auch seine Maschine sein, sein Erfolg und sein Sieg über Österreichs Feinde. Er brauchte Schwarzenbergs Pistoleros, doch sie waren austauschbar. Gute Techniker waren schwerer zu bekommen.
    „Lassen Sie Meyer in Ruhe, haben Sie gehört?“ fügte er hinzu, um eindeutiger zu werden. „Er hat nicht völlig Unrecht, wenn er sagt, es wäre barbarisch, Menschen verhungern und verdursten zu lassen. Wir leben nicht mehr im finstersten Mittelalter. Wir befinden uns am Anbruch einer neuen Ära und lassen die Dampfkraft hinter uns. Man kann keinen Fortschritt auf primitiven Vorstellungen bauen. Wenn die Männer Spione sind, werden wir mit ihnen tun, was man gemeinhin mit Spionen macht. Wenn sie einfach Mondscheinspaziergänger sind – was ich persönlich allerdings bezweifele –, werden wir einen Weg finden, sie dahin zurück zu verfrachten, woher sie gekommen sind. Ich bin sicher, daß Meister Marhanor sie mesmerisieren kann, damit sie glauben, sie hätten ein paar nette Nächte mit dieser Witwe und ihren Töchtern verbracht, von denen ich so viel höre.“
    Der Mann grinste und zwinkerte ihm allzu vertraulich zu.
    „Wenn der Meister solche Erinnerungen in einen einpflanzen kann, hätte ich nichts dagegen, wenn er mir auch welche anbietet“, sagte er. „Das wäre viel weniger aufwendig, als über zwei Seen zu rudern und dann auf die andere Seite Aussees zu reiten. Wenn man endlich dort ankommt, hat man meistens schon gar keine …“
    „Ich bin keinesfalls interessiert an ihren Bedürfnissen. Sie haben darauf bestanden, ab und zu einen freien Abend dort zu verbringen. Ich bin kein Unmensch. Das Fleisch ist schwach. Aber wenn es Ihnen zu aufreibend ist, dann gehen Sie eben nicht. Ich unterstütze Unmoral nicht. Freudenhäuser sind ungesund. Sie würden Ihre freie Zeit weit anständiger nutzen, wenn Sie hier einige Studien betrieben, anstatt Ihre Männlichkeit in einen Sündenpfuhl zu stoßen, in dem das halbe Dachsteingebiet seine Spuren hinterlassen hat.“
    Der Mann schnaubte verächtlich und drehte sich weg.
    „Wenn das dann alles ist, Professor?“ fragte er manieriert.
    „Im Augenblick ja. Oder nein. Bringen Sie mir Brot und Wasser. Ich denke, ich werde die erzwungene Pause nutzen, um eine Unterhaltung mit unseren Besuchern zu führen. Vielleicht sind sie jetzt ja etwas leutseliger.“
    „Ich habe ihnen schon Wasser und Brot gebracht, Professor. Nur einer von ihnen war wach, und der konnte noch fast nichts sehen. Doch die Magie läßt nach. Das heißt, die Leute können Sie höchstwahrscheinlich sehen.“
    „Sollen sie. Auf die eine oder andere Weise wird es Mittel geben, sie am Reden zu hindern. Warum hat Marhanor sie noch nicht befragt? Sie sitzen hier nun schon seit den frühen Morgenstunden, und wir wissen noch nichts über sie.“
    „Meister Marhanor wollte sie ohne Nahrung und Wasser mürbe machen. Ich glaube auch, daß sie zugänglicher wären, wenn wir diese Taktik beibehalten hätten,“ erklärte der Techniker und fügte dann mit zynischer Unterwürfigkeit hinzu: „Doch es steht mir freilich nicht zu, eine Meinung dazu zu haben.“
    „Eben“, antwortete Hardenburg. „Das steht nur mir zu. Also bitte. Wir haben im Augenblick ohnehin nichts weiter zu tun. Da können wir auch unsere Mondscheinliebhaber ausquetschen. Ist jemand ihre Sachen durchgegangen?“
    „Sie trugen Schutzamulette. Zwei davon haben sogar etwas getaugt. Das andere war ein billiges Ding – laut Meister Marhanor. Ein Schreiben hatten sie auch dabei, vom Viertelmann an einen Herrn in Großbritannien wegen des vermißten Jungen und seines Hauslehrers. Der Teil der Geschichte scheint zu stimmen.“
    „Schließlich wissen wir, daß uns so ein Jungspund vor einigen Wochen aufgespürt hat. Höchstwahrscheinlich suchen sie nach dem.“
    „Da können sie lange suchen. Wir haben ihn ja auch nicht mehr gefunden. Nachdem er abgestürzt ist, kann freilich nicht mehr viel von ihm übrig sein.“
    „Das hätten wir damals auch anders handhaben müssen. Das Verschwinden des Knaben hat viel zu viel Staub aufgewirbelt. Eine Kettenreaktion hat es ausgelöst. Immer mehr Leute suchen nach immer mehr Leuten, und wenn wir Pech haben, suchen die nächsten schon nach unseren

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