Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
erreicht, an der er abgestiegen war. Sein Gehör war so gut, daß er Teile ihres Gesprächs vernehmen konnte.
„Da ist sein Pferd“, sagte einer.
„Ich pfeife auf das Pferd. Wo sind sie hin?“
Laternenschein blitzte ein Stück unter ihm zwischen den Bäumen hindurch. Sie brauchten Laternen, um voranzukommen. Da war er besser dran. Sein Sehvermögen und die Tatsache, daß er ein weitaus tödlicherer Jäger war, als sie jemals sein würden, waren seine Vorteile. Doch wenn er jetzt umkehrte, um sie zu jagen, würde er das Mädchen in der Nacht allein lassen müssen.
Sie hatte ihn darum gebeten, aber er wollte es nicht. Sie war so hilflos, und er konnte nicht garantieren, daß er sie alle töten konnte, bevor sie sie erreichten. Was sie mit ihr tun würden, wußte er nicht. Doch er war sicher, sie würden sie für das bezahlen lassen, was sie ausgelöst hatte.
Kapitel 21
Plötzlich standen die drei Männer in einem Lichtkreis. Wie aus dem Nichts leuchtete ein Lichtschein um sie auf, machte sie zu gut sichtbaren Zielscheiben, während sie selbst nicht feststellen konnten, wer gesprochen hatte.
Drei Paar Hände hoben sich. Delacroix flüsterte einen Fluch. Dann sank McMullen zu Boden. Ein Schuß war nicht zu hören gewesen. Niemand war zu sehen.
Magie. Verdammte Magie.
Der Lichtkegel durchmaß etwa drei Meter. Delacroix stand bewegungslos. Nur seine Augen huschten hin und her. Außerhalb des Lichtkreises, in dem sie standen, konnte er nichts erkennen.
Udolf stand starr, die Zähne zusammengebissen. Gefangen, ehe er ein Abendbrot gehabt hatte, und die Aussicht auf eine weiche, warme Bettstatt war ebenfalls dahin. Ein unausgesprochener Fluch lag in seinem Blick.
„Wer sind Sie?“ fragte eine Stimme auf Deutsch. Der Brite konnte dem Klang eine Richtung zuweisen, doch er würde nicht genug Zeit haben, eine Waffe zu ziehen und zu schießen oder ein Messer zu werfen. Er gab ein zu gutes Ziel ab. Sie waren erstklassige Zielscheiben.
Er hätte sich treten können. Von Anfang an hatte er diese Affäre unterschätzt. So etwas hätte ihm nicht passieren dürfen. Er war Spezialist oder doch zumindest lange einer gewesen, und nun war er blindlings erst in eine Falle getappt und ließ sich jetzt einfangen wie verlorenes Vieh.
Er fragte sich, was mit McMullen war. Der Mann lag bäuchlings auf dem Boden, ohne sich zu regen, und was von Görenczy anging, so war er nach seiner Gefangenschaft vermutlich zu erschöpft, um in einem Nahkampf glänzen zu können.
„Mein Name ist Fairchild“, sagte er. „Wir sind auf der Suche nach einem jungen Angehörigen, der im Gebirge vermißt wird. Vielleicht wissen Sie etwas über ihn? Er ist etwa siebzehn, klein und hat blondes Haar.“
„Suchen Sie immer mitten in der Nacht verschwundene Angehörige?“ Eine neue Stimme. Sie sprach Englisch, und ein irischer Akzent machte sich bemerkbar. Iren waren seit der Kartoffelfäule über die ganze Welt verstreut. Also warum nicht in den österreichischen Alpen? Wahrscheinlich gingen sie hier wie überall ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, rotteten sich zu Banden zusammen und taten etwas Verbotenes.
Die Frage beantwortete er nicht. Zwecklos.
„Bitte, meine Herren“, sagte er statt dessen freundlich, „wir sind nicht an Ihnen interessiert. Wir versuchen lediglich, den Jungen zu finden. Es wird besser für uns alle sein, wenn wir jetzt ins Boot steigen und fortrudern. Wir haben nicht vor, Ihnen Schwierigkeiten zu bereiten.“
Jemand lachte. Nicht der Mann, mit dem er gesprochen hatte. Der Klang kam aus einer anderen Richtung.
„Also haben Sie einen Jungen gesucht und einen ausgewachsenen Mann gefunden, und da haben Sie sich gedacht, der eine ist so gut wie der andere, und sich auf den Heimweg gemacht? Alles mitten in der Nacht?“
Delacroix würdigte auch das keiner Antwort. Es war keine Frage gewesen, nur Sarkasmus.
„Sir“, sagte er, „mein Reisegefährte ist gefallen. Ich werde mich zu ihm hinunterbeugen und nach ihm sehen, wenn es Ihnen recht ist. Er ist nicht mehr der Jüngste.“
„Wir sind alle keine Kinder mehr, Mr. Fairchild, und Sie werden sich nicht rühren, oder meine Begleiter werden Ihnen eine Kugel verpassen. Sie geben ein gutes Ziel ab, sagt man mir.“
Delacroix glaubte nicht, daß die Gruppe groß war. Eine große Gruppe hätte man kommen gehört. Oder? Daß Magie im Spiel war, war eindeutig, sonst wäre McMullen sicher nicht ohnmächtig geworden, als er am nötigsten gebraucht wurde. Nun hatten sie
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