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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Beklagt hatte sie sich auch nicht mehr, sich nur wieder festgehalten. Braves Mädchen. Manchmal hörte er sie jammern, doch solange sie nicht aus der Kutsche fiel, würde sie sich nicht schwer verletzen.
    Seine eigene Verwundung tat ihm in erträglichen Grenzen weh. Offenbar blutete sie auch nicht mehr. Sein Hemd klebte daran fest und zerrte an den Wundrändern. Bevor sie die Zivilisation wieder erreichten, würde er sich den Gehrock des Barons nehmen. Mit einem großen Blutfleck auf dem Rücken wollte er sich nicht unters Volk mischen.
    Das würde er tun müssen, bevor sie die Hauptstraße wieder erreichten. Doch es widerstrebte ihm, langsamer zu werden und anzuhalten. Sobald er hielt, würde er eine Entscheidung treffen müssen. Und er wußte nicht, welche.
    „Udolf! Ich glaube, er wacht auf!“ Marie-Jeannettes Stimme klang panisch.
    Jetzt gab es kein Verschieben mehr. Er mußte halten. Er zog an den Zügeln, die Pferde hielten. Vorsichtig drehte er sich um, ignorierte das Ziehen in seinem Rücken.
    Der Baron lag immer noch zusammengesunken in seiner Ecke, doch Zuckungen durchliefen seinen Körper. Er atmete mühsam, röchelnd, stöhnend und gurgelnd.
    Das klang nicht danach, als ob er aufwachte. Es klang weitaus mehr danach, daß er Probleme hatte, am Leben zu bleiben.
    „Du lieber Himmel“, murmelte er. „Habe ich wirklich so fest zugehauen?“
    Er sicherte die Zügel, stieg vom Kutschbock und in den Wagen. Der Mann war immer noch bewußtlos. Aus einem seiner Ohren troff Blut in seinen Kragen und färbte ihn rot. Nasenbluten hatte er auch.
    „Das hättest du mir sagen sollen“, sagte er zu Marie-Jeannette.
    „Was hätte ich dir sagen sollen?“ fragte sie beleidigt. „Ich war damit beschäftigt, mich festzuhalten, um nicht rauszufallen, und bis jetzt hat er ganz still da gelehnt.“
    Der junge Offizier strich mit der Hand über den Kopf des Gefangenen. Seine Finger konnten eine weiche Stelle ausmachen, an der der Schädelknochen offenbar gebrochen war. Soweit er wußte, überlebte man so etwas in den seltensten Fällen. Es war schwer zu heilen.
    „Ich denke, er stirbt“, sagte er und versuchte, ganz sachlich zu klingen. Der Tod war Teil des Soldatenlebens. „Muß ihn doch fester getroffen haben, als ich gedacht habe.“
    Das Mädchen starrte den Mann entsetzt an.
    „Vielleicht hat er nur eine Gehirnerschütterung, Herr Leutnant“, sagte sie, und er bemerkte, daß sie auf einmal respektvoller klang. Hatte sie jetzt Angst vor ihm, wo er jemanden so gut wie umgebracht hatte? Oder wuchs ihr respektvolles Betragen mit jedem Meter, den sie der normalen Gesellschaft näher kamen?
    Unwichtig. Der Körper des Mannes zuckte nun heftig, seine Atmung wurde unregelmäßig. Sollte man sie mit dem Baron in dessen gegenwärtigem Zustand aufhalten, würde er nicht einmal die Chance bekommen, eine Erklärung abzugeben. Und seine Botschaft würde auch niemanden erreichen.
    Konnte er einen Bewußtlosen töten? Es sollte einfach sein, doch das war es nicht. Udolf wollte einen Gegner, der sich wehren konnte. Der Mann war ein Verschwörer und Verbrecher. Doch letztlich arbeitete er für das Kriegsministerium. Waffen zu entwickeln gehörte zu seinem Aufgabenbereich. Und Sí umzubringen war kein Verbrechen.
    Der Mann war also nicht völlig im Unrecht, selbst wenn er seinem Kaiser die Sache vorenthalten hatte. Auf der anderen Seite war er nicht ohne Grund in diesem Zustand. Er hätte Udolf umgebracht. Das Mädchen auch.
    Er hob den Mann vom Sitz und zuckte zusammen als ihm der Schmerz durch den Rücken fuhr. Doch fast war er dankbar dafür, geradeso als verliehe die Verwundung ihm das Recht, das zu tun, was er zu tun hatte. Er hatte den Mann in fairem Kampf besiegt. Die Sache war entschieden.
    „Bleib im Wagen“, befahl er dem Mädchen. „Sprich ein Gebet für ihn, oder so etwas.“ Vielleicht würde er überleben, wenn sie ihn jetzt zu einem Chirurgen brächten. Doch das ging nicht. Er war ein einflußreicher Mann. Sie würden in einem Verlies verschwinden, bevor er noch irgend jemanden darüber informieren könnte, was er herausgefunden hatte.
    Er stieg über den Graben neben dem Weg, mit der Last auf der guten Schulter, kämpfte sich durchs Gebüsch. Brombeerranken zerrten an seinen Hosen und kratzten an seinen Beinen.
    Er riß sich los.
    Ein kleiner Bach gurgelte parallel zum Weg. Dahinter stieg eine Felswand hoch. Ein Überhang schützte eine Stelle nah am Boden.
    Von Görenczy setzte seine schwere Last ab. Er

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