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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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getäuscht.“
    Wieder konnte sie nicht weitersprechen, klang nur sehr aufgeregt. Leutnant von Görenczy versuchte, sich aus dem Gesagten ein Bild zusammenzureimen. Hatte sie seinen Avancen zum Schein nachgegeben? Das mochte ihr die Möglichkeit verschafft haben, überhaupt nach einer Waffe zu greifen.
    „Mach dir keine Gedanken. Es ist Frauen grundsätzlich zugestanden, daß sie ihre Ehre und Tugend verteidigen. Wenn es sein muß, auch mit drastischen Mitteln.“
    Leutnant von Görenczy fühlte sich unsicher auf diesem Gebiet. Auch galt seine eigentliche Sorge den moralischen Prinzipien eines Landes und seiner Regenten und nicht den moralischen Skrupeln eines verwirrten hübschen Mädchens.
    Außerdem konnte man über so etwas nicht sprechen. Es war nur peinlich. Er wünschte sich, es wäre nicht geschehen. Er hätte es außerdem leichter gefunden, sie in die Arme zu nehmen und sich ausweinen zu lassen und dann kein Wort mehr über die Sache zu verlieren.
    „Er war ein Familienvater!“ klagte sie.
    „Um so mehr hätte wissen sollen, daß man junge Frauen nicht angreift. Wenn seine eigene Tochter von einem Kerl angegriffen worden wäre, hätte er die Sache mit der Lampe sicher gutgeheißen. Jetzt denk nicht mehr dran. Es ist vorbei.“
    Wieder schwiegen sie. Sie fuhren rasch den Weg entlang. Er wußte nicht, wie weit es noch bis Ischl war, doch er war sich sicher, daß sie die Stadt vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden. Die Distanz war nicht so groß. Nur all diese Berge waren dauernd im Weg, und man mußte meilenweit um sie herum fahren oder sich über Pässe quälen, wo vielleicht schon Schnee lag.
    Eine ganze Weile sagten sie nichts. Er blickte sich nur einmal nach ihr um, stellte fest, daß sie traurig aussah, jedoch nicht verheult. Sie hatte sich ihre Haare wieder unter die Kappe gesteckt, und auf den ersten Blick mochte man sie für einen hübschen Knaben halten. Ein zweiter Blick würde das allerdings ad absurdum führen. Sie war schlichtweg zu verdammt schön, als daß man sie für einen Jungen halten mochte.
    Nach einer Weile beklagte sich Marie-Jeannette, die sich in die Ecke der Kutsche verkrochen hatte, ohne sich zu bewegen oder auch nur hochzusehen, daß sie wirklich gerne ein Frühstück hätte.
    „Ich auch, Mädel. Doch wir haben keine Zeit dafür.“
    Also blieben sie hungrig. Sie verstand das. Sie war eine Frau mit praktischem Verstand.
    „Eine kleine Diät ist nicht so schlimm“, sagte sie schließlich, als sie sich den Träumen hingaben, wie schön es wäre, an einem Wirtshaus anzuhalten und ein mehrgängiges Mahl zu bestellen. „Es ist gut für die Figur.“
    „Deine Figur, mein Kind, ist unübertroffen.“
    „Ich weiß“, erwiderte sie und klang dabei nicht eingebildet.
    „Wenn du irgendwann einmal eine berühmte Schauspielerin sein wirst, werden die Männer dir scharenweise hinterherlaufen, und du kannst dich jeden Abend von einem anderen zum Essen ausführen lassen – im besten Lokal der Stadt!“
    „Ich weiß“, sagte sie noch einmal, „doch im Moment bin ich mir nicht so sicher, ob es nicht viel schöner wäre, sich auf einen ganz bestimmten Mann zu konzentrieren.“
    „Der ‚bestimmte Mann‘ hat wirklich ausnehmendes Glück“, sagte Leutnant von Görenczy leicht dahin, „und alle anderen kann man nur bedauern.“
    Wieder schwieg sie, und Udolf konnte ihren Blick auf seinem Rücken spüren, als brenne er sich in seine Schnittverletzung. Vermutlich tat ihm nur die Wunde weh.
    Als sie die Reiter hörten, entsicherte Leutnant von Görenczy seine Pistole und legte den Stockdegen griffbereit neben sich. Dann stellte er fest, daß die Hufschläge nicht von hinter ihnen kamen, sondern von vorn. Vielleicht hatten die Verfolger eine Abkürzung gekannt? Sie kannten sich in dieser Gegend besser aus als er.
    Er hätte nicht auf der Hauptstraße bleiben sollen. Das war dumm gewesen.

Kapitel 28
    Charly schlief. In ihrem Traum schwebte Herrn Meyers zorniges Gesicht direkt vor ihr. Sie fühlte seine Wut und Frustration in ihrem eigenen Herzen wie ein Messer. Manchmal drehte er dieses Messer mit Bedacht um. Seine Verachtung brannte Löcher in ihre Haut. Die Wunden eiterten und faulten.
    Sie versuchte zu erklären, doch er hörte ihr nicht zu, war zu beschäftigt damit, Arpad umzubringen, oder damit, von Arpad umgebracht zu werden. Oder wurde verführt von Arpad, focht gegen die Unterwerfung an, die sein eigener Körper dem Feyon bot, verlor den Kampf. Die beiden Männer, die sie

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