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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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an.
    „Sir, dazu haben Sie keinesfalls die Autorität …“
    „Doch, habe ich. Sie tun, was ich sage, oder ich breche Ihnen das Genick.“ Beinahe hoffte er auf einen Anlaß.
    „Sir!“
    „Es ist mir bitterernst, von Orven. Diese Sache hier ist vorbei und muß vorbei bleiben. Meine Frau ist dafür gestorben. Ich weiß, für Sie war sie nichts anderes als eine gottverdammte, unnatürliche Kreatur, doch ...“
    „Nein, wirklich nicht. Ich muß protestieren ...“
    Die Proteste verhallten ungehört.
    „... der einzige Grund, warum ich Sie nicht an diese Maschine anbinde und Sie mit hochgehen lasse, ist, daß Corrisande Sie für einen netten Menschen hielt – obgleich Sie sie umgekehrt nicht tolerieren konnten. Und jetzt holen Sie diesen gottverdammten Sprengstoff!“
    Der Bayer drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Er war noch nicht mehr als ein paar Schritte gegangen, als ihn Frau Treynstern aufhielt.
    „Herr Leutnant von Orven, können Sie uns vielleicht den Weg zu den Besitztümern der Männer, die hier gelebt haben, weisen? Vielleicht können wir ein Kleidungsstück finden, das Fräulein von Sandling anziehen kann und das ordentlicher aussieht als ihr zerrissenes Kleid.“
    Der Offizier blickte zu dem großen Mädchen hinüber, das sich abwandte und zu Boden starrte. „Selbstverständlich.“ Er verneigte sich höflich und distanziert. „Ich werde Ihnen die Schlafstätten zeigen. Bitte folgen Sie mir!“
    „Kommen Sie, Kind“, sagte die freundliche Dame, doch die junge Frau rührte sich nicht, stand wie festgewurzelt, paralysiert da, den Blick auf ihre Füße gesenkt. Frau Treynstern nahm sie beim Arm und zog sie hinter sich her wie ein Aufziehspielzeug.
    Delacroix wandte sich ab. Sie zu bemitleiden war ihm nicht gegeben. Sie hatte etwas verloren, das sie nie besessen hatte. Er hatte etwas verloren, das sein gewesen war, das sein Leben neu ausgerichtet hatte. Er zischte.
    „Wo bleibt dieser verdammte Traumweber?“ Da war er auch schon, ein Herr in feinem Anzug – wenn man vom fehlenden Rock absah. Zahnreihen blitzten in einem Lächeln.
    „Wir werden diesen Teil der Höhle zerstören. Wie schnell vermögen Sie woanders zu sein?“
    „Ich bin im Berg sicher. Ich habe meine Kräfte wieder.“ Das Lächeln der Kreatur blitzte. „Ein Geschenk der Hohen Frauen. Irgendwann wird dieser Körper so sein, als wäre er immer schon mein gewesen.“
    Delacroix nickte kurz. Ein passendes Ende für den Mann, der dieses Unterfangen geleitet hatte. Er war zur physischen Form eines Webers von Alpträumen geworden.
    „Gut“, sagte er. „Werden Sie uns helfen?“
    „Ich kann dir schöne Träume senden, wenn dies hier vorbei ist – wenn du erst sicher in deinem Bett liegst.“
    „Halten Sie sich aus meinem Kopf raus.“ Kaum noch ein Befehl, mehr schon eine Drohung.
    „Möchtest du denn nicht von ihr träumen? – Sie in deinen Gedanken spüren, ihr Lachen hören? Das kann ich dir geben.“
    „Nichts können Sie mir geben.“ Delacroix hielt sich eisern zurück. Wut und Frustration lauerten auf eine Schwäche von ihm. Er stieß die Gefühle weit hinter seinen Schmerz zurück. Die Traumkreatur zuckte mit den Achseln.
    „Der Feind in dir schickt dir seine Träume. Er hatte dir gesagt, daß sie sterben würde. Du hast es doch gewußt, nicht wahr?“
    Delacroix sog die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Er erinnerte sich an den kryptischen Alptraum, den er gehabt hatte, bevor er Corrisande in Ischl verlassen hatte.
    „Woher wissen Sie das?“
    „Ich bin der Traumweber hier. Also weiß ich es. Doch den blutigen See mit der einsamen Schwimmerin habe ich dir nicht gesandt.“
    Delacroix wandte sich von ihm ab und ballte die Fäuste. „Keine Träume!“ befahl er nur.
    „Ich allein entscheide, wem ich Träume schicke“, lautete die Antwort, „und meine Träume können auch schön sein.“
    Delacroix schluckte seine Reaktion hinunter und ignorierte ihn. Es gab Wichtigeres. Diese Höhle hochgehen lassen – mit Traumweber darin oder ohne. Es war ihm einerlei. Es war nicht das erste Mal, daß er etwas sprengte. Als Agent hatte man Gelegenheit, die unterschiedlichsten Künste zu erlernen. Er war ein begnadeter Zerstörer.
    Er würde sich wieder freiwillig melden. Seine Vorgesetzten hatten ihn nur ungern gehen lassen. Was sonst sollte er schon tun? Auf seinem Gebiet gab es immer genug zu tun für einen Mann seiner Erfahrung – den nicht mehr viel zu schrecken vermochte.
    Cérise trat zu ihm. Er beäugte sie

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