Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Vielleicht suchten sie noch nach ihm. Vielleicht hatte er sogar überlebt. Ansonsten war Udolf jetzt ein Mörder.
    Dann war da auch noch die kleine Kavallerieeinheit zu berücksichtigen, die sie getroffen hatten. Wenn die Soldaten nun wußten, daß er entkommen war, was würden sie machen? Sich zurück in ihre Kasernen begeben und so tun, als wäre nichts geschehen? Oder eingreifen, um den Plan noch zu retten?
    Sollten sie sich für die letztere Option entschieden haben, so waren sie jetzt vermutlich schon unterwegs zu den Seen. Sie wußten, wie er aussah, und würden auch Marie-Jeannette wiedererkennen.
    Askos Tarnung war ebenfalls keinen Pfifferling mehr wert. Von Görenczy hatte keine Idee, wie er seinem Kampfgefährten eine Nachricht zukommen lassen konnte. Er wußte nicht einmal genau, was er ihm sagen sollte, denn einen expliziten Befehl hatte er schließlich nicht erhalten.
    Ein gottverfluchtes Durcheinander. Nichts war so, wie es sein sollte. Die Kaiserin war zu unsicher, um von sich aus zu entscheiden. Vielleicht fällte sie nicht gerne weitreichende Entscheidungen.
    Es war zudem leichter, nicht an die Gefahr zu glauben. Ihr Beharren darauf, daß die Fey nur ein Mythos seien, hatte ihn verwundert. Sie schien sonst so romantisch veranlagt – sofern man dem Glauben schenken durfte, was über sie getratscht und geschrieben wurde. Nichts davon mußte freilich stimmen. Die Wiener Zeitungen gingen nicht eben freundlich mit ihr um. Und im Gegenzug tat sie selten das, was man von ihr erwartete.
    Sie hatte seinen Bericht nicht gemocht. Sie wollte keinen Anteil an der plötzlichen Verantwortung. Also hatte sie es sich leicht gemacht, ihm die Entscheidung überlassen, zusammen mit den jeweiligen Konsequenzen. Sie hatte ihm nur aus einem einzigen Grund geholfen: weil die Gräfin ihren gutaussehenden Landsmann nicht verlieren wollte.
    Schwarzeneck mochte sie augenscheinlich nicht. Sein möglicher Abgang hatte sie nicht sehr getroffen. Sie hatte von Görenczy zwar nicht eben zu seiner Tat gratuliert, doch irgendwelches Bedauern hatte sie auch nicht ausgedrückt.
    Udolfs Gedanken kehrten zurück zum Kaiser. Mit Sicherheit hatte ursprünglich dieser den Auftrag an die beiden Bayern gegeben. Die Kaiserin hätte sich wohl weit lieber nicht damit beschäftigt. Politik schien sie nicht sehr zu interessieren. Wäre Graf Arpad ein mährischer Adliger anstatt eines ungarischen, Udolf hätte vermutlich nicht einmal das bißchen Unterstützung erhalten, das er jetzt hatte: eine hochwohlgeborene Aristokratin, einen jungen Offizier und ein kaiserliches Schreiben, das ihm freies Geleit sicherte.
    Wäre Kaiser Franz Joseph in Ischl gewesen, alles hätte ganz anders verlaufen mögen. Doch er war in Wien. Ob Seiner Majestät Entscheidungen von Görenczy jedoch genehmer gewesen wären als Ihrer Majestät Unentschlossenheit, war fraglich. Der Ordner wäre mit Sicherheit nicht verbrannt worden. Und man hätte Udolf vermutlich festgehalten, bis die Affäre vorbei war. Es hätte ihn und Asko gut und gern das Leben kosten mögen.
    Das konnte es immer noch.
    Sein Kopf schwirrte vor Problemen und Müdigkeit, und es taten ihm mehr Stellen am Körper weh, als man zählen mochte. Zwei magische Heilungen hatte er erhalten, doch kaum geheilt, hatte er sich jedes Mal gleich wieder verletzt, als ob ein widriges Schicksal einen gewissen Spaß dabei empfand, ihm gegen die Rippen zu treten.
    Er blickte müde zu Marie-Jeannette. Ihre Blicke trafen sich kurz, und dann schaute sie sittsam bescheiden auf den Boden. So wunderschön. Die Kaiserin sollte sie photographisch ablichten lassen für ihre Sammlung der schönsten Menschen Europas. Er selbst sollte sie malen, auf dem Bett liegend, mit nichts geschmückt als einem kessen Lächeln.
    „Sinnieren Sie über die weitere Vorgehensweise?“ fragte Gräfin Ferenczy und blickte ihn scharf an. „Was werden Sie tun, wenn wir in Grundlsee ankommen?“
    „Ich weiß es nicht, Gräfin. Ich muß mir etwas überlegen.“
    Der junge Offizier schenkte ihm ein herablassendes Grinsen. Seine Uniform sah makellos und ungeheuer beeindruckend aus. Ein Operettenleutnant, fesch und frisch gebügelt und vermutlich noch nie in einem wirklichen Einsatz gewesen. Udolf fragte sich, wie der jüngere Mann es wohl gemocht hätte, in einem Loch gefangen zu werden, dann noch einmal gefangen und diesmal in einen Berg gesperrt zu werden, durch einen Wasserfall zu springen, fast erschossen, wieder geschnappt und gefoltert und schließlich

Weitere Kostenlose Bücher