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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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doch er tat seinen Dienst, und von Görenczy sah zu, wie die Flammen das Werk verschlangen.
    Danach ließ er sich schwerfällig auf einen der Stühle sinken, die man hier ganz zu Unrecht als Sessel bezeichnete, und schlief ein.
    Und nun war er schon wieder unterwegs. Ein paar wenige Stunden nur hatten sie ihm gegönnt, sich auszuruhen. Und auch das war schon zu lange gewesen.
    „Ich gebe Ihnen eine Eskorte, die man nicht aufhalten wird“, hatte die Kaiserin versprochen und das auch getan: ihre eigene Freundin Gräfin Ida Ferenczy reiste mit ihm, ebenso der jüngere Bruder des Adjutanten und ein Schreiben, das ihnen freie Fahrt garantieren sollte. Niemand sollte sie aufhalten, egal wer, egal warum. Ihre Majestät hatte etwas unsicher gewirkt, als sie das Dokument gesiegelt hatte, ganz so, als traute sie ihrer eigenen Autorität nicht.
    Niemand hatte den fehlenden Ordner auch nur erwähnt, und was von Görenczy nun eigentlich bewerkstelligen sollte, hatte ihm auch niemand aufgetragen. Seine einzige Aufgabe war, Graf Arpad zu retten, der es nicht verdient hatte, von einer Gruppe Wahnsinniger in den Bergen ermordet zu werden.
    Was er mit dem Team oder der Maschine machen sollte, hatte ihm explizit keiner gesagt. Er hatte keinen Befehl erhalten, die größte Erfindung seit der Dampfmaschine zu vernichten. Er hatte allerdings auch keinen bekommen, sie zu schützen. Seine Begleitung war nur dazu da, um ihn ungehindert wieder ins Ausseer Land zu verfrachten. Ob die Gräfin oder der Offizier weitergehende Befehle hatten, wußte er nicht.
    Sollte man Sisi von Österreich jemals fragen, ob sie irgend etwas Konkretes getan hatte, um ein wichtiges Waffenprojekt zu boykottieren, so konnte sie das mit reinem Gewissen verneinen.
    Marie-Jeannette hatten sie unterwegs aufgelesen. Seine neuen Begleiter hatten dies keinesfalls begrüßt, doch dieses eine Mal hatte Leutnant von Görenczy darauf bestanden. Sie allein in Ischl zu lassen, wo auf ihn längst ein Mörder gewartet hatte, war nichts, was er zu tun gedachte. Ob sie allerdings bei ihm sicherer sein würde, war dahingestellt.
    Doch er hatte den Damen versprochen, sie zurückzubringen.
    Das Dienstmädchen war vollkommen überwältigt gewesen, daß man sie in einer Kutsche abholte, die das kaiserliche Wappen führte. Bis auf den Boden hinunter hatte sie geknickst, und Gräfin Ferenczy hatte sofort begonnen, sie wie ein Mitglied ihres eigenen Gesindes zu behandeln. Gott sei Dank war die kleine Französin intelligent genug, sich dem zu fügen, auch nachdem sie erfahren hatte, daß die hübsche Dame nicht die Kaiserin, sondern nur deren Vertraute war.
    Nun saßen sie in einer höchst bequemen Kutsche. Es war vermutlich das teuerste Gefährt, in dem von Görenczy je gesessen hatte. Marie-Jeannette hatte sich in eine Ecke gegenüber Udolf gekauert. Sie hob nur selten ihren Blick. Gräfin Ferenczy saß neben ihm und fragte ihn über Graf Arpad aus, während er versuchte, eben diesen Fragen auszuweichen. Ja, er kannte ihn flüchtig, wirklich nur flüchtig. Er hatte ihn nur einmal getroffen. Und wer konnte schon wissen, ob er wirklich eine mythische Kreatur sein mochte? Nein, er wußte nicht, wie der Ungar es mit der Politik hielt. Er wußte auch nicht, ob er schlimm verletzt war. Und leider konnte er auch nicht sagen, was den Edelmann vor einem halben Jahr nach München gebracht hatte. Es tat ihm wirklich sehr leid. Ja, in der Tat, der Herr war ein wenig mysteriös. Ah. Ja, und gut aussehend, vermutlich. Gewiß doch. Er hatte nicht darauf geachtet.
    „Man kann in seinen Augen ertrinken“, schaltete sich Marie-Jeannette ein, doch sie wurde von den hochgestellten Personen, die nicht gewohnt waren, gemeinsam mit der Dienerschaft zu reisen, komplett ignoriert. Und nur Leutnant von Görenczy fand die Aussage interessant genug, um darüber nachzugrübeln, was wohl schönen jungen Dienstmädchen geschah, die in den Augen eines Feyons ertranken. Ein wenig fühlte er sich eifersüchtig, er mochte es kaum zugeben. Die Damenwelt schien dem dunklen ungarischen Grafen allzusehr zugetan. Er selbst fand durchaus nicht, daß der schmale, junge Gentleman wirklich soviel Bewunderung verdiente.
    Wieder schlief er für einige Zeit ein. Als er erwachte, fühlte er sich besser und versuchte, seinen Verstand zusammenzunehmen und Pläne zu schmieden. Er mußte an Asko herankommen. Inzwischen mußten die Verschwörer bemerkt haben, daß ihr Anführer vermißt wurde. Vielleicht hatten sie ihn ja gefunden.

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